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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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sehr heftig.
    »Aber Sie sollten kein Kind kriegen«, fuhr Marker fort.
    »Er wollte es einfach nicht«, sagte sie tonlos.
    Marker schloß die Augen und konzentrierte sich. »Jetzt kommen wir zur Szene, in der Ihr Mann stirbt. Sie sagten, Sie hätten aus dem Fenster gesehen, wie ein Mann in einem blauen Trainingsanzug bei Ihrem Mann stand. Das ist ein sehr einleuchtendes Bild, so muß es wohl gewesen sein. Sagen Sie mal, hatten Sie eigentlich so etwas wie ein selbständiges Leben? Gehörten Sie sich selbst?«
    Sie antwortete nicht.
    »Es war doch so, daß Ihr Mann bestimmte, wie Sie lebten, was gut für Sie war und was weniger gut, oder?«
    »Ich liebe ihn«, sagte sie vage und zittrig.
    »Das mag sein«, nickte Marker. »Lassen Sie mich trotzdem eine Geschichte erzählen? Hören Sie mir zu?«
    »Natürlich«, stimmte sie höflich zu.
    »Nun, Ihr Mann war im Garten. Das war an Sonntagen oft so. Sie waren zusammen in der Kirche gewesen und hatten zusammen gegessen. Dann ging er in den Garten und werkelte herum. Er grub ein Loch aus für einen jungen Apfelbaum, es war sehr heiß. Ich denke, er schlief ein. Sie gingen in die Garage, wo über einer Werkbank alle möglichen Arbeitsgeräte hängen. Sie nahmen den Pflanzstock, und Sie gingen zu ihm. Es kann sein, daß Sie gar nicht wußten, was Sie taten, aber Sie erinnern sich einigermaßen genau. Da lag er in dem Loch in der prallen Sonne und schlief. Wahrscheinlich stand sein Mund ein wenig offen. Und Sie nahmen diesen Stahltrichter und stießen ... War es so?«
    Sie sah ihn an, sie sah mich an, dann Rodenstock. »Ich liebe meinen Mann«, kam es wieder.
    »Das mag sein«, sagte Rodenstock. »Aber Sie töteten ihn. Er machte Ihr Leben kaputt.«
    »Da war der Mann im blauen Trainingsanzug«, flüsterte sie.
    Ich meinte: »Dieser Mann im blauen Trainingsanzug würde bedeuten, daß Ihr Mann mit dem Geldraub zu tun hatte.«
    Ihre Augen wurden sehr schnell, flogen zwischen uns her. »Hat er nicht«, sagte sie. »Dazu ist er viel zu ... anständig.«
    »Wahrscheinlich auch zu phantasielos«, ergänzte Rodenstock trocken.
    »Das auch«, gab sie zu. Dann beugte sie sich weit vor, preßte die Lippen aufeinander, stützte sich rechts und links mit den Händen auf und schrie mörderisch hoch: »Ich war es nicht!«
    Die Tür knallte auf. Dr. Wegner kam hereingestürzt und hielt die Spritze mit dem Beruhigungsmittel wie eine Lanze.
    »Nicht doch«, sagte Rodenstock amüsiert. »Noch nicht.« Dann wandte er sich der Frau zu, die mit dem Kopf nach vorn auf ihren Oberschenkeln lag. »Wir wissen ziemlich genau, was Sie durchgemacht haben. Er hat Ihnen Ihr Leben gestohlen, nicht wahr?«
    Sie bewegte sich nicht, sie hauchte: »Er war nichts anderes als ein bigottes Schwein.« Dann fing sie wieder an zu schreien. »Er war ein Schwein, jawohl, er war ein Schwein. Er hat... er hat...«
    Ich war bei ihr und drückte sie zurück, und Wegner keuchte neben mir: »Ziehen Sie ihr das Nachthemd hoch, schnell!«
    Viele unendliche Minuten hielten wir sie fest, ehe sie schlaff wurde. Sie wütete ununterbrochen gegen ihren Mann, bis sie keine Luft mehr bekam.
    Marker fragte, ob das Krankenhaus über einen vergitterten Raum verfügte, und als Wegner das verneinte, erklärte Marker: »Ich bleibe hier, um alles zu regeln. Sie muß sicher untergebracht werden. Sie können fahren. Und, Baumeister, halten Sie so lange den Mund, bis ich Ihnen Nachricht zukommen lasse.«
    »Selbstverständlich«, sagte ich.
    Unterwegs fragte Rodenstock: »Ich möchte wissen, ob sie es bewußt getan hat. Oder im Blackout?«
    »Das wird die Kardinalfrage des Prozesses sein«, sagte ich. »Langsam werde ich müde.«
    »Was werden Sie Unger sagen?«
    »Nichts. Er wollte doch Hemingways Schlafsack spielen, da braucht er nichts zu erfahren.«
    Rodenstock schlief, als ich vor dem Haus anhielt.
    Natürlich war Unger beleidigt, natürlich stand er wie der Vorwurf persönlich im Hausflur und starrte mich feindselig an. »Wahrscheinlich habt ihr irgendwas geklärt. Ohne mich.«
    »Wahrscheinlich«, sagte ich.
    Rodenstock gähnte. »Sie haben übersehen, daß ein Mann, der einen ausgewachsenen Apfelbaum von drei Metern Höhe pflanzen will, mit einem stählernen Pflanzstock nichts anfangen kann.«
    »Das verstehe ich nicht«, erklärte er etwas dümmlich.
    »Sollen Sie auch gar nicht«, antwortete Rodenstock gelassen. »Sie werden es rechtzeitig erfahren. Jetzt gehen wir schlafen.«
    Er machte einen sehr bedröppelten Eindruck, so daß ich

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