Eifel-Jagd
aussieht«, entschied
Emma. »Falls Trierberg noch lebt.«
»Da fällt mir etwas ein. Wo ich euch zwei schon mal zusammen
habe: Ich werde am Freitag nicht auf diese Beerdigung gehen. Und wenn es nach
mir geht, wird auch Dinah nicht hingehen. Das ist eine Idee für einen Wald voll
Affen.«
Eine Weile herrschte Schweigen. Rodenstock drehte seinen Kopf
nach hinten und grinste.
»Das ist richtig«, nickte Emma. »Es war eine ScheiÃidee. Wir
holen Dinah einfach aus diesem Krankenbett und gehen essen, oder so.«
Ich war sofort wütend. »Wieso hast du denn diesen Plan erst
gutgeheiÃen?«
»Weil Frauen manchmal so denken«, erklärte sie.
»Aha!« sagte ich.
Wir erreichten die Kehren hinunter nach Eigelbach, und ich
merkte, wie Rodenstock neben mir lachte. Da lachte ich auch. Dann rauschten wir
die StraÃe entlang, die von Kopp den Berg hinauf führt. Nun war Schluà mit
allen dümmlichen Bemerkungen und versuchten Gags, es wurde plötzlich ernst.
Als habe er genau dasselbe gedacht, nahm Rodenstock seine
schwere Magnum 357 und reichte sie wortlos nach hinten, damit Emma sie
durchsehen und ausprobieren konnte. Sie gab ihm dafür ihren Colt 38. Es war ein
merkwürdiges Ritual. Sie hielten Waffen in den Händen, aber es wirkte wie eine
Liebeserklärung. Es klickte, die Trommel rotierte.
»Sie ist okay!« sagte Emma. »Und sei nicht so mutig, Liebling.«
»Bin ich nicht«, entgegnete Rodenstock nachdenklich. »Dein
Ballermann funktioniert auch.«
Sie tauschten die Waffen wieder, und Rodenstock holte die
flache Beretta aus der Innentasche seines Jacketts. »Das ist deine«, sagte er
und legte sie mir hinter das Lenkrad. »Und gebrauch sie gefälligst. Wir sollten
gelegentlich einen Waffenschein für Siggi Baumeister beantragen.«
»Nicht für mich«, sagte ich und hatte einen trockenen Mund. Ich
würde mich nie an das Gefühl einer Waffe in der Hand gewöhnen können. Nicht
mehr in diesem Leben. »Da ist die WeiÃenseifener StraÃe. Glaubst du, daà das
Licht noch reicht, um an ihn heranzukommen?«
»Ja, das glaube ich«, murmelte Rodenstock.
Rechts auf dem Hang standen Häuser weit von der StraÃe weg,
dann waren wir allein.
»Wie weit ist es noch?« fragte Emma.
»Nicht mehr als ein paar hundert Meter. Wir sollten uns
trennen, einen Fächer machen.«
»Nein«, sagte sie entschieden. »Halt mal an. Ich denke, wir
trennen uns nicht, wir gehen in einer Linie. Eigentlich müÃten wir seinen Wagen
finden, wenn er hier ist. Wo versteckt ein Jäger sein Auto, wenn er es
verstecken will?«
Ich überlegte. »Ein junger, kluger Förster hat mir mal erzählt,
es gibt in jedem Revier Ecken, die sogar die Förster und Jäger meiden. Das sind
meistens nasse Löcher mit jeder Menge WeiÃdorn, richtige Dreckecken. Da wachsen
keine vernünftigen Bäume, und da liegt meistens jede Menge Bauschutt herum, den
die Bauern generationenlang da abgeladen haben.«
»Gibt es so ein Dreckloch hier?« fragte Emma.
»Ich weià es nicht«, sagte ich und sah Rodenstock an.
Er wählte die Nummer von Stefan Hommes und gab die Frage
weiter. Dann teilte er uns mit: »Am Wald entlang. An der dritten Schneise
scharf links über ein Feld und runter zu einem Bach. Da ist so was. Sagt Stefan
Hommes. Los, wir haben nicht viel Zeit.«
»Moment noch«, murmelte Emma und legte eine Hand auf meine
Schulter. Plötzlich wurde mir klar, sie hatte Angst. »Ich habe ein
ScheiÃgefühl, Rodenstock. Tut mir leid.«
»So etwas gibt es«, sagte er weich.
Kurze Zeit war es still.
»Ich will als erste gehen«, sagte Emma dann leichthin. »Ich
hoffe, ihr habt nichts dagegen.«
Wieder diese Stille.
»Natürlich«, nickte Rodenstock. Er wuÃte genau, daà es nicht
den geringsten Sinn machte zu versuchen, ihr das Vorhaben auszureden. Sie
wollte als erste gehen und als erste getroffen werden.
»Da fällt mir noch ein Witz ein.« Ihre Stimme war etwas atemlos
und schnell. »Im Himmel sind Wahlen. Normalerweise ist es so, daà nur die
Vertreter der Christlichen Partei gewählt werden. Zu hundert Prozent. Aber
diesmal geht etwas schief. Der Demokratie zuliebe sind auch die Sozialisten
zugelassen. Und die kriegen sage und schreibe eine Stimme. Skandal im Himmel.
Wer war das? Der Verdacht fällt auf Josef,
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