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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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den Zimmermann, schließlich ist er
der Schutzpatron aller Werktätigen. Man fragt ihn aus, man beschimpft ihn.
Schließlich gibt er zu: Ich habe die Sozialisten gewählt! Aber stellt euch
nicht so an, brummt er. Wenn ich meine Frau und meinen Sohn aus der Firma abziehe,
geht ihr doch alle pleite!«

    Rodenstock begann zu kichern, und ich mußte lachen.

    Â»Dreißig Sekunden Konzentration«, befahl Emma rasch. »Und dann
geht es los.«

    Langsam ließ ich den Wagen wieder anrollen. An der Gabelung
nahm ich die schmale Wirtschaftsstraße nach rechts. Sehr bald war der Asphalt
zu Ende, das Sträßchen war nur noch ein Weg, dann kam schon linker Hand der
Waldrand. In Höhe der zweiten Schneise fuhr ich den Wagen tief zwischen die
Bäume.

    Â»Das reicht jetzt, den Rest machen wir zu Fuß. Ich laufe jetzt
runter zum Bach und schaue nach dem Auto. Vielleicht haben wir Schwein. Wartet
eben.«

    Â»Stech ihn ab«, sagte Rodenstock.

    Â»Natürlich, Papa.« Ich rannte, weil es wichtig für mich war,
erst einmal außer Atem zu kommen. Es war ein alter Trick vor körperlichen
Anstrengungen, und er klappte fast immer.

    Es waren nicht mehr als dreihundert Meter, dann stand ich am
Bach, der sehr schmal und tief war. Bachaufwärts gab es kein Dreckloch, was
immer ich mir darunter vorzustellen hatte. Aber rechts in ungefähr fünfzig
Metern Entfernung schien Holunder zu wuchern. Ich lief näher heran. Es war
Holunder, und ich sah mehrere zugewachsene große Erdhaufen.

    Ich durchquerte den Bach und ging dorthin. Der BMW stand am
Auslauf eines uralten zugewachsenen Weges, der vom Hang hinunterführte.
Trierberg hatte ihn sehr geschickt positioniert. Sowohl vom Waldrand oben wie
auch von dieser Seite des Baches war er nur zu finden, wenn man wußte, wo man
ihn suchen mußte.

    Ich nahm das Schweizer Armeemesser und stach alle vier Reifen
ab, damit Trierberg uns nicht entwischen konnte. Eines war nun sicher: Er war
hier.

    Ich sprang zurück über den Bach und winkte Emma und Rodenstock
zu. Dann lief ich den Wiesenhang hinauf.

    Â»Er ist da«, berichtete ich. »Du führst, Emma.«

    Sie nickte: »Abstand vier Schritte. Bei Beschuß gehst du nach
rechts zu Boden, Rodenstock. Du nach links, Baumeister. Das sind auch die Seiten,
die ihr beobachtet. Keine Heldentaten, und gefeuert wird grundsätzlich
beidhändig, und nicht so, wie Bruce Willis das immer tut, wenn er mit einer
10-Kilo-Waffe umgeht, als sei sie aus Plastik. Na ja, sie ist ja auch aus
Plastik. Los jetzt. Haltet den Kopf unten. Und die Ärsche auch! Die werden noch
gebraucht.«

    Â»Lange Rede, Sergeant«, grinste Rodenstock.

    Â»Ach, hör auf«, sagte sie ernst. Dann setzte sie sich in Bewegung.
Sie ging es langsam an, und ich wußte, sie wollte uns daran gewöhnen, durch
Gras und Wald zu laufen. Sie wollte auch, daß unsere Augen sich an das diffuse
Licht unter den Bäumen gewöhnten, sie wollte, daß wir ein Gefühl für diese Welt
bekamen. Sie war eben ein Profi.

    Bevor wir die Schneise drei erreichten, glitt Emma zwischen die
Bäume, und wir folgten ihr. Sie vermied den direkten Weg durch die Schneise,
sie suchte eine begehbare Parallele.

    Mein Beobachtungsfeld war nach links ausgerichtet, und ich
gewöhnte meine Augen an einen gleichmäßigen Rhythmus: erst links das Feld
jenseits der Schneise. Dann die nächsten vier bis fünf Schritte geradeaus, um
zu vermeiden, auf einen Ast zu treten oder in einer Kuhle zu straucheln. Ein
paarmal ging das schief, und ich trat auf einen trockenen Fichtenast. Meine
Handfläche, die die Waffe umkrampfte, schwitzte heftig.

    Irgendwo vor uns flog ein Eichelhäherpärchen auf und machte
einen Heidenlärm, weil wir es gestört hatten. Emma versank sofort im Boden,
Rodenstock war auch nicht mehr zu sehen. Ich reagierte zu spät, es dauerte viel
zu lange, bis meine Knie den Waldboden berührten. Ich wollte fluchen, weil das
verdammt leichtsinnig gewesen war.

    Emma blieb volle fünf Minuten am Boden, erst dann tauchte sie
wieder auf und ging weiter.

    Mit Schrecken dachte ich daran, daß ich mein Handy nicht
ausgeschaltet hatte. Rodenstock wahrscheinlich auch nicht. Ich hielt wortlos
mein Handy in die Luft.

    Â»Okay«, hauchte Rodenstock und schaltete seinen Apparat aus.

    Emma stand vor uns und wandte uns den Kopf zu. Sie lächelte,
als wollte sie sagen: Euch kann man wirklich nicht

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