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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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wie ihre Mutter sich die Wirklichkeit schönredete.«
    Ich fühlte mich nun unwohl, wollte schnell aus diesem Haus verschwinden, die Stille kam mir eisig vor. »Danke für das Gespräch.«
    »Keine Ursache«, nickte Fiedler freundlich. Er begleitete mich bis zur Tür. Dort sagte er leise, als könne jemand Verbotenes hören: »Ich hoffe, Sie sind durch den Temperamentsausbruch meiner Frau nicht irritiert.«
    »Nein, nein, das kann ich gut verstehen. Der Tod von Natalie und Sven lässt niemanden unberührt. Nehmen Sie Ihre Frau einfach mal in die Arme.«
    Er starrte mich mit eindeutiger Verwunderung an, erwiderte langsam: »Das wäre eine Möglichkeit. Seitdem es passiert ist, bin ich nicht mehr von dieser Welt.« Er blieb in der Tür stehen, bis ich im Auto saß und startete.
    Ich war noch nicht in Rengen, als es mir gelang, Kischkewitz zu erreichen. »Ich habe ein paar Fragen. Was haben die Geschäftemacher aus dem Forsthaus gesagt?«
    »Vieles und gleichzeitig nichts. Zur Sache haben wir von ihnen keinerlei Aussagen erhalten, die wirklich von Bedeutung sind.«
    »Wie schätzt du die Typen ein?«
    »Knallhart bis zur Brutalität. Bei denen geht es vierundzwanzig Stunden am Tag um Geld, nur um Geld. Keiner von ihnen will engeren Kontakt zu Natalie gehabt haben. Sie mochten sie, sie betrachteten sie väterlich, aber das ist auch schon alles. Das ist so die Sorte, die ihre eigene Großmutter verkauft und anschließend sagt: ›Sieh mal, meine Großmutter? Das wusste ich nicht. ‹ Eine besondere Rolle in der Truppe scheint Hans Becker zu spielen. Der führt den Spitznamen ›der Abt‹. Er ist ein ausgesprochen gelassener, väterlicher bis großväterlicher Typ. Was aber letztlich über seine möglichen kriminellen Handlungen nichts aussagt.«
    »Was sagt ihr zu den verschwundenen Polizisten?«
    »Das ist eine komische Sache. Die untere Polizeibehörde mauert gegen die obere.« Kischkewitz lachte. »Die von der Polizeiwache haben mir gesagt, dass ich mich nicht darum zu kümmern brauche, weil sich alles leicht erklären lässt. Aber eines werden sie nicht erklären können: Da ist nämlich einem der beiden Polizisten ein Rahmen mit sechs Schuss von einer Walther PPK abhanden gekommen. Und dass die beiden mit Natalie und Sven zu tun hatten, ist aufgrund der Beweislage nicht abzustreiten. Ein gefundenes Fressen für deine Branche.«
    »Hast du jemals daran gedacht, dass Walter Hardbeck ein idealer Mörder wäre?«
    »Flüchtig«, bestätigte er. »Wie sieht die Motivlage deiner Meinung nach aus?«
    »Walter Hardbeck erlebt, dass sein Sohn seit Jahren an dieser Natalie leidet. Der Sohn liebt Natalie, sie liebt angeblich auch den Sohn. Trotzdem lässt sie sich einspannen für alle möglichen Dinge. Sven fantasiert, dass sie ein nuttenartiges Leben führt, und wahrscheinlich liegt er mit seinen Fantasien gar nicht so sehr daneben. Der Vater erfährt das als Teilnehmer der Männerrunde aus einer anderen Warte. Er weiß, dass diese Natalie seinen Sohn seelisch zugrunde richtet. Er tötet sie. Das Einzige, was er dabei an Emotion erkennen lässt, ist das Herausreißen des Brillanten aus Natalies Bauchnabel. Möglicherweise ahnt Sven, was da geschehen ist. Möglicherweise weiß er es. Und er bringt sich um. – Wieso redest du eigentlich mit mir?«
    »Weil ich entschieden habe, dass ich allein entscheide, mit wem ich rede«, entgegnete Kischkewitz. »Im Übrigen scheitert deine Überlegung an der Tatsache, dass Svens Vater ein Alibi hat. Er hatte zwei Besucher bis gegen zwei Uhr nachts. Geschäftsbesuch. Sein Alibi ist absolut wasserdicht. Hardbeck kann natürlich den Auftrag zum Mord erteilt haben, zum Beispiel an Ladislaw Bronski. Wir behalten diese Idee mal im Auge. Mach's gut.«
    Ich rauschte durch Brück, fuhr aber nicht nach Hause. Tina Colin war mein Ziel.
    Auf der Höhe neben dem Lavabruch hielt ich wieder an und stopfte mir eine Pfeife. Zuweilen tut es gut, einfach stillzuhalten und in die Landschaft zu schauen. Im Himmel über mir rüttelte ein Turmfalke, irgendeine Maus würde dran glauben müssen. Auf einer rosafarbenen Malve saß ein Zitronenfalter und wurde von einem Blutströpfchen umkreist. Dicht daneben leuchtete das dunkle Rot einiger Teufelskrallen. Woher kam der Name? Ich wusste es nicht, ich musste es gelegentlich nachschlagen.
    Mein Handy störte die Idylle und Rodenstock fragte vorwurfsvoll: »Wieso lässt du uns in den Stunden des Triumphes so elendiglich allein?«
    »Als ich dich zuletzt gesehen habe,

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