Eifel-Schnee
nicht warten können, bis ihr beide wieder gesund seid.«
»Das mußt du doch auch nicht«, sagte Thomas. »Ich vermute sowieso, daß die Krankheit ziemlich psychosomatisch ist. Ich fahre in einer halben Stunde los, okay?«
»Das ist wunderbar«, verkündete ich.
Ich brüllte Rodenstock zu: »Ein Kumpel mit einem Metalldetektor kommt, wir können die Ole-Kassette suchen gehen.« Gleichzeitig versuchte er mir zu verklickern: »Die RG 25 ist nicht im geringsten erstaunt, daß es in Sachen Drogen einen Doppelmord gegeben hat.« Ich wurde schriller und setzte hinzu: »Einer muß den Thomas Schwarz begleiten«, und Rodenstock nickte, als habe er mir ernsthaft zugehört, und murmelte: »Das ist doch verrückt: Die behaupten, hier in der Eifel herrscht ein Drogenkrieg.«
Eines der Telefone gab Laut, und zufällig war ich gemeint. Ein Mann namens Meier oder Mayer oder Mayr, jedenfalls jemand, der sich Staatsanwalt nannte, fragte aggressiv: »Man hat Sie an der verbrannten Scheune gesehen. Sie recherchieren also. Haben Sie etwas am Brandherd gefunden und mit sich weggetragen?«
»Mit sich was?« fragte ich.
»Haben Sie etwas entwendet?« wiederholte er.
»Nicht die Spur«, brüllte ich zurück. »Warum sollte ich so etwas tun?«
»Das weiß ich auch nicht«, erwiderte er. »Halten Sie sich bitte raus.« Dann hängte er unvermittelt ein, als habe er die Lust verloren, mit mir zu sprechen, und ich sagte zu Rodenstock: »Der Staatsanwaltschaft geht der Arsch mit Grundeis.«
Der murmelte: »Das mußt du dir einmal vorstellen! Das Bundeskriminalamt hat diese Brutalitäten erwartet.«
Ich dachte in diesem Augenblick intensiv an Schappi und fragte: »Ob dieses Kind jemanden hat, der ihm wirklich zuhört und es ernst nimmt?«
Wir benahmen uns wie Erstkläßler, und Rodenstock hauchte plötzlich mit großen Augen: »Was hast du da eben gesagt?«, während ich erklärte: »Ich weiß von nix, ich habe dir nicht zugehört.«
»Ich dir auch nicht«, gab er zu. »Vielleicht sollten wir einen Kaffee machen und uns selbst nicht so wichtig nehmen?«
»Das wäre eine Möglichkeit«, nickte ich. »Glaubst du wirklich, daß Mario gefährdet ist?«
»Ja«, sagte er einfach.
»Dann bin ich dafür, daß wir zum Markus Schröder nach Niederehe fahren, eine Forelle essen und warten, bis der Anfall vorbeigeht.«
»Das ist eine blendende Idee. Sag den Forellen, wir kommen.«
Wir schrieben auf einen Zettel für Dinah: Sind bei Markus!! und machten uns auf den Weg.
Einige höchst ehrbare Mitglieder des Golfclubs saßen samt Familien im Schankraum und warteten auf die Fütterung. Eine Kollegin vom .RTL-Fernsehen hatte offensichtlich die Mutter eingeladen, die in einer unglaublichen Explosion von rosafarbenen Stoffen prangte und alles mit einem violetten Hut gekrönt hatte. Sie lehnte steif wie ein Plättbrett vor der dunklen Täfelung und sah sich unentwegt um: Seht her, ich bin die schier unglaubliche Mutter diese ungeheuer toughen, der Nation so teuren jungen Dame.
Wir bekamen den Vierertisch vor dem Zigarettenautomaten und orderten zwei Forellen in Mandeln samt Zubehör. Rodenstock bestellte sich die beste Zigarre des Hauses, schnitt mit seinem Taschenmesser die Spitze ab, führte das Rauchopfer zum rechten Ohr und drehte es, um zu prüfen, ob der Tabak die richtige Feuchte hatte.
»Wir müssen uns vielleicht austauschen«, schlug er vor.
»Ich habe nichts Besonderes erfahren. Etwa in einer Stunde kommt ein Freund namens Thomas Schwarz. Er besitzt einen Metalldetektor. Wir können nach der Kassette von Ole suchen. Und du?«
»Das Bundeskriminalamt war sehr entgegenkommend. Hier in der Eifel herrscht ein im Verborgenen geführter Drogenkrieg, weil einige Strukturen durch den Ausfall von Leuten und durch Verhaftungen zerbrochen sind. Leute aus Köln wollen die Eifel, aber auch Leute aus der Eifel selbst. Der Mann war nicht einmal erstaunt, als ich von einem Doppelmord sprach, er sagte nur lapidar, die Szene werde immer brutaler, die Polizei hier sei entschieden unterbesetzt und sie hätten keine Hoffnung, daß der Markt zerschlagen werden könne. Haschisch kommt im wesentlichen aus Holland und Belgien, Ecstasy aus Holland, Polen und den baltischen Staaten, die mittlerweile auch alle Tricks draufhaben. Die wirklich scharfen Sachen wie Kokain, Heroin und bestimmte Metamphetamine kommen in der Regel entweder aus Koblenz die Mosel hoch oder aus Köln oder aus Holland. Es läuft hier keine Bauerndisko mehr ohne Ecstasy. Ich habe
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