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Eifel-Schnee

Eifel-Schnee

Titel: Eifel-Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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natürlich gefragt, was für Gruppierungen diesen Krieg führen. Er sagte, das sei nicht klar, vor allem nicht klar beweisbar.«
    »Das ist ein Scheißfall«, meinte ich. »Wir schwimmen, wir können nicht einmal beweisen, daß Ole und Betty aus Drogengründen umgebracht wurden. Ich möchte Mäuschen spielen können und hören, was dieser seltsame Vater sagt.«
    »Und wenn wir ihn fragen?«
    »Das müssen wir sowieso. Aber vielleicht schlägt er uns tot.«
    »Wir müssen auch nach s'Hertogenbosch wegen dieses Jörn van Straaten.« Rodenstock grinste. »Ich war so lange nicht mehr in Holland.«
    »Da ist noch etwas«, erzählte ich. »Ein Staatsanwalt rief an und forderte, wir sollten uns da raushalten. Es war merkwürdig, der Mann wirkte fahrig, hängte dann auch einfach ein, nachdem er uns zunächst verdächtigt hatte, etwas an der Brandstelle geklaut zu haben.«
    »Die werden rotieren«, sagte er nachdenklich. »Staatsanwälte sind erstaunlicherweise auch nur Menschen, obwohl sie ständig den Eindruck zu machen versuchen, als seien sie eine sehr besondere Unterart des homo sapiens. Jetzt laß uns den Fall eine Forelle lang vergessen.«
    Ungefragt bekamen wir einen Teller mit köstlicher Kartoffelsuppe, so ist der Markus nun einmal. Als wir die Löffel beiseite legten, war Dinah hinter mir und verdeckte mit ihren Händen meine Augen. »Von drauß vom Walde komm ich her«, sagte sie und umarmte dann Rodenstock. Sie wollte keine Forelle, sie wollte einen staubtrockenen Riesling und ein Stück Fleisch. Markus nickte väterlich und ging in die Küche an seine Werkbank.
    Rodenstock berichtete Dinah, was passiert war, und er machte es sehr konzentriert und kurz. »Du siehst also, es gibt einen erstklassigen Doppelmord. Und es hat zwei Leutchen erwischt, die normalerweise einen solchen Aufwand gar nicht wert sind. Aber aus irgendeinem Grund mußten sie aus dem Weg geräumt werden. Ich persönlich vermute, sie wurden getötet, weil sie etwas wußten, was sie nicht wissen durften. Baumeisters momentane Einschätzung kenne ich allerdings nicht.«
    »Ich glaube alle fünf Minuten etwas anderes«, murmelte ich. »Es kann genauso gut möglich sein, daß diese schrecklichen Tode mit Drogen überhaupt nichts zu tun haben. Für mich scheint nur klar, daß beide Elternpaare versagt haben, Öles Eltern und Bettys Eltern. Die Tragik liegt darin, daß die beiden ausgerechnet heute nach Kanada fliegen wollten, um endlich aus der Eifel herauszukommen und etwas Neues zu versuchen.«
    »Ich hasse Drogen«, meinte Dinah. »Ich habe mal ein Stück Pflaumenkuchen gegessen, auf das Haschisch gestreut war. Es war furchtbar, ich kam stundenlang nicht mehr richtig zurecht und habe nur noch blöde in die Gegend gegrinst. Was kann ich jetzt machen?«
    »Wir müssen uns sowieso teilen«, sagte ich. »Vielleicht solltest du versuchen, mit Öles Eltern zu sprechen und dabei gleichzeitig eine Brücke zum kleinen Schappi zu schlagen.«
    »Das ist sehr gut«, nickte Rodenstock. »Baumeister kann sich auf Mario konzentrieren, und ich stoße bösartig auf meine Kollegen nieder und versuche herauszufinden, was sie herausgefunden haben.«
    »Tragen deine Eltern meine Existenz mit Fassung?« erkundigte ich mich.
    »Na ja.« Dinah grinste leicht. »Es wurde Zeit, daß ich verschwinde. Gestern abend streikte der Fernseher, und Mutter machte Vater persönlich dafür verantwortlich. Er behauptete, genügend Ahnung von Technik zu haben, um die Kiste zu reparieren. Das dauerte erst einmal drei Stunden, und morgens gegen zwei gab es einen zischenden Laut, und das Ding sprühte Funken. Die Hauptsicherung flog raus, und mein Vater erklärte, die deutsche Industrie sei auch nicht mehr das, was sie mal war. Jedenfalls war der Fernseher total hinüber, und wenn es nach meiner Mutter gegangen wäre, hätte Vater nachts noch einen neuen kaufen müssen. Sie haben heute morgen beim Frühstück nicht mehr miteinander geredet. Ich habe ihnen ein Foto von dir gezeigt, Baumeister. Und mein Vater knurrte sichtlich befriedigt: Der sieht aber alt aus!«
    »Ich fühle mich auch so«, sagte ich.
    Wir hockten noch eine Weile gemütlich beisammen und erzählten Schwanke aus unserem Leben, bis Rodenstock mahnte, wir müßten gelegentlich an die Arbeit denken. Wir fuhren heim und kamen gerade rechtzeitig, um zu erleben, wie Thomas Schwarz in einem uralten Mitsubishi Colt auf den Hof rumpelte und dann entsetzlich quietschend anhielt.
    Wenn Thomas Schwarz aus einem Auto steigt, hat man

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