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Eifel-Schnee

Eifel-Schnee

Titel: Eifel-Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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immer den Eindruck, er müsse Qualen ausstehen, bis er sich entfaltet hat. Er wird in Sekunden jeweils um etwa dreißig Zentimeter größer und endet schließlich irgendwo bei zwei Meter. Ihm zur Seite stand seine Uli, eine junge Frau mit rabenschwarzen kurzen Haaren, von denen sie eine Art Fuchsschwanz hatte stehenlassen, was äußerst dekorativ wirkte.
    »Kann man jetzt im Dunkeln etwas machen?« fragte ich.
    »Ja«, nickte er, »schließlich habe ich eine Taschenlampe.«
    »Ich will die abgebrannte Scheune sehen«, forderte Dinah.
    »Ich werde telefonieren und meinen Charme spielen lassen«, verabschiedete sich Rodenstock.
    Wir fuhren mit zwei Wagen, weil es unzweckmäßig war, die ganze Technik von einem Auto in das andere zu verladen. Es wurde eine schnelle Reise, die Straßen waren sauber und trocken, und erst als wir in Jünkerath waren, begann es erneut, leicht zu schneien. Da wir dem Auto des Schwarz nicht trauten, lud er nun doch ein paar geheimnisvolle Teile um, und wir begannen den Abstieg.
    »Es ist so«, erklärte ich. »Der Mann hat nach einer Zeugenaussage niemals Bargeld im Haus gehabt. Aber Drogen bedeuten Bargeld. Er ging stets hinaus, um welches zu holen oder zu verstecken. Da er ein Bauernsohn ist und also mit der Natur gelebt hat, vermute ich, daß er in unmittelbarer Nähe der Scheune ein Versteck hatte. Der Hang ist steinig, es ist eine Tufformation, also vulkanisch. Das Versteck mußte lediglich wassersicher sein.«
    »Wenn das so ist, finde ich es«, sagte Thomas lapidar. »Was ist, wenn dort noch andere Leute sind?«
    »Dann drehen wir um und hauen wieder ab«, bestimmte ich.
    Es war niemand da.
    Der Detektor war eine besenstiellange Einrichtung, die in eine Metallplatte mündete. Daran waren mehrere Skalen befestigt, die sofort heftig zu zittern begannen, als Thomas einen Hebel umlegte. Er nahm eine kleine Taschenlampe und steckte sie sich der Einfachheit halber in den Mund.
    Dann ging er los.
    Das Licht der Taschenlampe tanzte zwischen den Bäumen am Fuß des Hangs. Es waren Krüppeleichen und einzeln stehende junge Birken, ungefähr acht Jahre alt. Der Detektor summte kaum hörbar.
    »Hier ist was«, meldete Thomas ruhig. »Komm mal mit dem Spaten her.«
    Ich ging zu ihm. »Wieso funktioniert das so schnell?«
    Er grinste. »Das ist ganz einfach. Ich gehe davon aus, daß er die Kassette nicht vergraben hat. Das wäre dumm, weil dann immer wieder neue Spuren entstünden. Er hat die Kassette unter einen Tuffvorsprung gesteckt und dann einfach faulendes Laubwerk und kleine Äste davor gehäuft. Einfach und wirksam. Sieh genau hin und faß dann mit dem Blatt des Spatens flach am Boden der Höhlung nach.«
    Ich bekam mit der ersten Bewegung die Kassette auf den Spaten. Sie war nicht sonderlich schwer, eine Standardausführung, wie sie für einen halben Hunderter in jedem Kaufhaus zu haben ist. Die Farbe war Eierschale.
    »Wir hauen ab«, sagte ich. »Der Schlüssel wird sowieso durch das Feuer geschmolzen sein.«
    »Diese Schlüssel schmelzen nicht bei einem normalen Feuer«, erklärte Thomas. »Aber das Ding ist leichter zu öffnen als eine Heringsdose.«
    Wir waren vierzig Minuten später an meinem Haus, und Thomas nahm die Kassette, ging hinüber in die Küche und machte sich etwa zwanzig Minuten dran zu schaffen. Dann rief er: »Das ist ein schönes Weihnachtsgeschenk!«
    Die Kassette enthielt 18.000 kanadische Dollar, 12.800 holländische Gulden, 7.800 DM und einen Verrechnungsscheck über 46,80 DM, ausgestellt von der Allianzversicherung.
    »Das sind unter anderem die Ersparnisse für Kanada«, sagte ich. »Das fotografieren wir, die Kassette muß dann sowieso zur Staatsanwaltschaft.«
    »Die werden dich verfluchen«, sagte Dinah.
    »Das werden sie nicht«, widersprach ich. »Wenn sie selbst nicht auf die Idee gekommen sind, werden sie insgeheim dankbar sein für dieses Geschenk.«
    Während ich fotografierte, fragte Thomas: »Wie sind sie denn wirklich getötet worden? Im Fernsehen heißt es, daß man es noch nicht weiß.«
    »Doch, doch«, antwortete Rodenstock. »Ihnen ist das Genick gebrochen worden.«
    »Iihh«, Uli schüttelte sich.
    »Ein Schnaps steht im Eisschrank«, sagte ich. Ich stürzte mich auf eine Handvoll weicher Aachener Printen.
    Da klingelte das Telefon, und eine Frauenstimme fragte: »Baumeister?«
    »Ich bin dran«, meldete ich mich. »Wer da, bitte?«
    »Ich bin die Prümmer, Sie wissen schon, die Freundin von Betty. Also, ich weiß nicht, ob es stimmt, aber ...«

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