Eifel-Schnee
nun mit den Beinen himmelwärts auf der Treppe und hatte den Baseballschläger verloren. Der schwebte eine Stufe über uns. Ich nahm ihn, und für eine bedrängende Sekunde wollte ich dem Wehrlosen damit auf den Kopf schlagen.
Aus der Küche kam einer der beiden anderen, sah uns und ging sofort auf mich los, wobei er den Fehler machte, seinen Kumpan nicht zu warnen. Ich wich seinem Schlag aus, trat dem ersten auf die Schulter und schlug jetzt mit dem Schläger zu. Ich hatte wahrscheinlich den Vorteil der größeren Wut und war nicht sehr vorsichtig. Ich traf ihn in die Hüfte, und der Schlag preßte ihm die Luft aus den Lungen. Er knickte nach vorn und ließ seinen Prügel fallen, der über die Fliesen schepperte.
»Hallo, Schweinchen«, sagte ich.
Er kniete da, schüttelte den Kopf und versuchte, klar zu werden. Dann sah ich seine linke Hand flach auf den Fliesen. Sie wirkte wie ein sehr weißer, häßlicher Fleck. Ehe ich einen Gedanken fassen konnte, ehe etwas mich zu bremsen vermochte, schlug ich mit dem Holz auf diesen weißen Fleck. Der Mann schrie hoch und gellend und wollte überhaupt nicht damit aufhören. Schließlich schwieg er unvermittelt und fiel zur Seite.
Der Dritte tauchte nun auch wieder auf und überblickte sofort die Lage. Er sah seine beiden Kumpel am Fuß der Treppe liegen, drehte sich um und verschwand aus meinem Blickfeld. Ich hörte, wie er in die Scherben des Fensters trat. Ich sprang hinterher und erwischte den Mann auf der Fensterbank. Mit aller Kraft schlug ich zu. Er stürzte mit einem Schreckenslaut in den Garten. Erst dann erschrak ich.
»Baumeister!« schrie Dinah. Es klang beängstigend nah.
Ich drehte mich vom Fenster ab, und als ich die Tür erreichte, erblickte ich den ersten Schläger wieder. Er hielt Dinah vor sich und sagte kein Wort.
»Okay, okay«, keuchte ich. »Laß sie los, und zieht ab.«
Er schüttelte den Kopf. Er hatte ein Messer an ihren Hals gesetzt, und sein Atem ging widerlich laut.
»Haut ab«, murmelte ich. »Du bringst mir keine Angst bei, Kleiner. Du bist einfach ein Pinscher, sonst gar nichts.«
Dinahs Gesicht war schneeweiß.
Der zweite zu meinen Füßen begann sich zu bewegen und wollte aufstehen. Ich stellte meinen Fuß auf seinen Rücken. »Bleib da liegen«, befahl ich scharf. Er lag still.
»Baumeister«, stammelte Dinah zittrig.
»Schon gut«, sagte ich. »Er ist im Vorteil.« Ich ließ den Baseballschläger fallen. Der klackerte hölzern über die Küchenfliesen. Dann war es still.
Der Mann zu meinen Füßen regte sich wieder, aber diesmal trat ich einen Schritt zurück.
»Baumeister«, stotterte Dinah erneut.
»Tut mir leid«, sagte ich. »Ich bin nicht so gut in diesen Dingen.
»Wo ist Smiley?« fragte jetzt der erste.
»Aha«, murmelte ich, »Besuch aus Köln vom schönen Eigelstein.« Es gibt Bemerkungen, die einfach dämlich sind. Dies war so eine. »Ich habe ihn in den Garten geschmissen«, setzte ich hinzu. »Das Gelände fällt stark ab, die Höhe liegt bei zweieinhalb Metern. Vielleicht ist er tot, vielleicht hat er sich was gebrochen. Wollen wir nicht ein Bier zusammen trinken?« plapperte ich. »Oder eine rauchen? Wir können doch ganz friedlich sein, oder?«
Der Mann zu meinen Füßen rappelte sich jetzt langsam hoch.
»Guck mal nach Smiley«, forderte der erste scharf. »Und du hältst endlich mal die Schnauze, Baumeister.«
Der zweite glitt an mir vorbei, und wir hörten, wie er durch die Scherben am Fenster stapfte. Endlich rief er dumpf: »Smiley liegt da unten und rührt sich nicht.«
»Krankenwagen«, schlug ich vor. »Notarzt«.
»Halt die Schnauze!« schrie der erste.
»Ich meine es aber wirklich so«, schrie ich zurück. »Du Affe! Der Spaß ist zu Ende, der Ernst fängt an. Da drin ist ein Telefon.«
»Geh raus und guck nach Smiley«, sagte der erste.
Der zweite ging dicht an mir vorbei den Flur entlang zur Haustür. Er drehte den Schlüssel und verschwand. Er ließ die Tür offen, und es wehte eiskalt herein.
»Baumeister«, Dinah hauchte nur noch.
»Tu ihr nichts«, meinte ich. »Laß sie los.«
»Arschloch«, sagte der erste verächtlich.
»Wenn du ihr etwas tust, töte ich dich.«
Viele Tage später haben Dinah und ich überlegt, wie lange diese vollkommen unsinnige und dumme Prügelei denn wohl gedauert hatte. Ich war der Meinung, mindestens zwanzig Minuten. Als wir dann die Situation nachstellten, mußte ich zugeben, daß die mir wie ein Ewigkeit erscheinende Zeit bestenfalls 90 bis 120
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