Eifel-Schnee
sei kinderleicht. Wir brauchten lediglich zu beweisen, daß Kremers gelogen und betrogen habe und daß hinter allem der Holländer Jörn van Straaten stecke. »Du mußt zugeben, daß das eine lächerlich einfache Übung ist.«
Irgendwann tauchten wir auch wieder in meiner Küche auf und husteten ostentativ, weil Rodenstock mindestens drei seiner fürchterlich schwarzen Brasil geraucht hatte und Emma wohl pausenlos mit Zigarillos dagegengehalten hatte. Sie machten beide einen sehr ernsten Eindruck und bemühten sich, uns nicht anzusehen.
»Ich möchte diesen Jimmy aus Dreis befragen«, erklärte ich, nur um etwas zu sagen. »Er war auch bei Jörn van Straaten.«
»Und ich werde die Eltern Sandner aufsuchen«, murmelte Dinah. »Ich muß einfach mehr über Betty in Erfahrung bringen.«
»Habt ihr Fotos hier?« fragte Emma und schien gewillt, ihre eigene kleine Welt vorübergehend zu verlassen.
»Selbstverständlich«, sagte Dinah und holte das Album, das Gerlinde Prümmer uns mitgegeben hatte.
Emma betrachtete die Bilder. »Hübsch und zweifelsfrei etwas vulgär. Wahrscheinlich im Bett ein Geschoß, oder?«
»Das denke ich auch«, nickte Rodenstock.
»Aber auch unbedingt ein Kumpeltyp und sicherlich immer loyal«, setzte Emma nachdenklich hinzu.
»Was machen wir nun?« fragte Rodenstock.
»Wir müßten wissen, wo Dieter Kremers ein Konto hat, wo er wohnt, wie er das Grundstück bezahlt hat, wie er den Bau bezahlen will. Und dann gibt es doch noch eine sehr dunkle Figur. Erinnert ihr euch, daß Mehren erzählte, Kremers sei einmal in Begleitung eines jungen Mannes erschienen? Eines Mannes, der ein Auto mit Münchner Kennzeichen fuhr. Wer war der Mann?«
Rodenstock seufzte tief auf. »Das ist ein lächerliches Pensum«, entschied er dann. »Das mache ich morgens vor dem Frühstück.«
Wir lachten pflichtschuldig und trollten uns. Dinah fuhr nach Junkerath, ich nach Dreis.
An der Kreuzung von der B 421 und der B 410 stand zwischen dem Holzschnitzer und den Vulkan-Stuben eine Telefonzelle. Ich rief Jan Meiler an und erwischte eine dröhnende, unfreundliche Männerstimme.
»Ich hätte gern den Jan«, sagte ich.
»Wer ist denn da?«
»Ein Freund.«
Nach einer Weile tönte eine muntere jugendliche Stimme aus der Muschel. »Ja, wer ist dort?«
»Wir kennen uns nicht, wir sollten das aber schnell nachholen. Mein Name ist Siggi Baumeister. Ich bin an der Telefonzelle unten an der Kreuzung. Können Sie kommen?«
»Wieso sollte ich?«
»Ich möchte mit Ihnen über Jörn van Straaten sprechen. Und kommen Sie jetzt nicht auf die Idee, ihn anzurufen. Das wäre dumm.«
»Ich komme«, sagte er. »Wie erkenne ich Sie?«
Ich mußte lachen. »Die Eifel verfügt über die menschenleersten Kreuzungen Deutschlands. Ich bin hier der einzige weit und breit. Drei Minuten, länger warte ich nicht.«
Er brauchte etwa neunzig Sekunden, und das erste, was er sagte, war: »Aber Bargeld ist bei mir nicht zu holen.«
»Wahrscheinlich glaubt Ihr Vater, Sie jobben viel. Und wahrscheinlich glaubt er, Sie finanzieren damit den BMW. Wir beide wissen, daß das nicht so ist, wir beide wissen, daß Sie den Wagen mit Drogen finanzieren, nicht wahr?«
»Wer erzählt denn sowas?«
»Mario zum Beispiel«, entgegnete ich knapp. »Nein, nein, er hat Sie nicht verpfiffen. Er hat einen Fuß verloren, weil ein Dealer ihn umlegen wollte. Ich weiß, daß Sie Ole und Betty aus Jünkerath beerbt haben, ich weiß, daß Sie hier jetzt die Nummer eins sind ...«
»Moment mal«, unterbrach er hastig und verlor seine gesunde Gesichtsfarbe. »Wieso hat Mario einen Fuß verloren?«
»Er sollte getötet werden«, sagte ich. »Also, Sie sind jetzt die Nummer eins. Und ich will wissen, seit wann?« Ich holte das Foto aus der Innentasche und hielt es ihm hin. »Sie müssen erst gar nicht nach Ausreden suchen. Ich habe das Datum und die Uhrzeit. Sie waren eine Woche vor Weihnachten um 15 Uhr bei Jörn van Straaten. Sind Sie seitdem die Nummer eins?«
Er antwortete lange Zeit nicht, er lehnte sich an seinen BMW und bedachte alles. »Er hat mich erpreßt«, sagte er schließlich. »Er wußte, daß ich Hasch aus Holland hole, um den Wagen und den Sprit zu finanzieren. Van Straaten hat mich erpreßt, daß ich es mache.«
»Sie sind geldgeil«, widersprach ich. »Sie brauchte er nicht zu erpressen.«
»Es war aber so«, meinte er, ein wenig nörgelnd.
»Sie versorgen also hier die Vulkaneifel? Und wahrscheinlich auch Maria-Laach, Mendig und Mayen?«
Er
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