Eifel-Schnee
dafür tun mußte. Im Herbst hat sie mal gesagt, wenn sie bereit wäre, mit nach Wiesbaden zu gehen, wäre Ole gerettet. Aber der Preis sei zu hoch.«
»Was heißt denn das?«
»Das hängt mit dem Kremers zusammen. Der war völlig von der Rolle, der wollte nur noch mit ihr schlafen und mit ihr Zusammensein.«
»Oh, nicht auch das noch«, rief ich abwehrend. »Hat sie etwa auch mit dem geschlafen?«
»Ja«, erwiderte Monika schlicht. »Ich glaube, das mußte sie schon deshalb tun, um Ole die Gerichtsverhandlung wegen der Sache mit dem LSD zu ersparen. Sie hat mir erzählt, Kremers hätte sie glatt erpreßt.« Sie schaute uns der Reihe nach an und war sehr unsicher. »Na klar, eine Heilige war sie nicht, meine Schwester. Auf jeden Fall muß Kremers ihr angeboten haben: Wenn sie mit ihm nach Wiesbaden geht und mit ihm da lebt, würde Ole hier in Jünkerath nichts passieren ...«
»Moment mal«, sagten Rodenstock und ich gleichzeitig. Rodenstock war eine Hundertstel schneller: »Öles Vater sagt, Ole hätte sich bereit erklärt, Betty zu verpfeifen. Also, was nun? Ole Betty oder Betty Ole?«
Monika biß sich auf die Unterlippe. »Das hat Dinah mir auch schon erzählt. Ich verstehe das alles nicht.«
»Aber ich«, murmelte Rodenstock. »Langsam schält sich ein Muster raus. Aber wieso kauft Kremers ein Grundstück und ein Haus in Gerolstein?« Er schlug heftig mit der flachen Hand auf den Tisch. »Du lieber Himmel, er wollte das Haus nicht für sich. Er wollte es seiner Frau in den Rachen schieben und sich verdünnisieren. Des Spießers Rache.« Rodenstock grinste wölfisch, er hatte richtig Spaß. »Das ist ja wirklich ein Hammer: Stopft der Ehefrau das Maul mit einem neuen Haus und verschwindet nach Wiesbaden.«
»Ich verstehe nur noch Bahnhof«, stöhnte Dinah.
Rodenstock kicherte albern. »Wiesbaden heißt, daß er wahrscheinlich einen Posten im Bundeskriminalamt anstrebte. Und um diesen Posten zu kriegen, mußte er zunächst den hiesigen Drogenmarkt aufmischen und an sich ziehen, mußte absoluter Chef im Ring sein. Kommt man irgendwie an Leute heran, die über seine Ehe Auskunft geben können?«
»Betty hat gesagt, das ist keine Ehe. Sie meinte, die sind seit fünfzehn Jahren nicht mehr miteinander ins Bett gegangen. Als das Verfahren wegen des LSD lief, hat sie Kremers wohl sogar versprochen, sie würde es sich ernsthaft überlegen, mit ihm zu gehen. Sie mußte das tun, sie mußte ihn in Sicherheit wiegen.«
»Also ist Kremers Position deshalb so stark, weil er für das Bundeskriminalamt ermittelt hat?« fragte ich.
»Ja«, nickte Rodenstock. »Und ich wette, die Staatsanwaltschaft in Trier war ihm sogar dankbar. Denn sie hat kein Personal, um sich um Drogen zu kümmern. Deshalb decken sie ihn. Letzten Endes arbeitet er vollkommen unkontrolliert. Wenn Kremers etwas tut, das seinen direkten Vorgesetzten in Trier mißfällt, halten sie den Mund, denn wahrscheinlich handelt er ja auf Weisung aus dem Bundeskriminalamt – und umgekehrt. Ein hübsches Arrangement.«
»Wie paßt van Straaten da hinein?«
»Ziemlich einfach«, mischte sich Emma ein. »Van Straaten kannte hier sicher alle, die mit kleinen Mengen dealen. Aus deren Reihen schöpft er seine Mitarbeiter. Also mußte er zwangsweise auf Kremers stoßen. Ich denke, van Straaten lieferte Kremers das Kokain für den Verrat an Melanie, Mehren beziehungsweise Betty und Mario. Niemand, nicht einmal ein Lockvogel der Kripo deponiert an drei verschiedenen Stellen hochwertiges Kokain im Wert von rund dreimal 75.000 Mark. Das heißt, auf den Stoff kam es nicht an, nur auf das Ergebnis.«
»Sehr viele Ideen, keine Beweise«, stellte ich scharf fest. »Und wieso soll jetzt van Straaten auf Monika reagieren? Und, nehmen wir einmal an, er reagiert. Was heißt das, was besagt das, was beweist das? Na los, ihr Genies, erklärt es mir!«
»Das ist doch simpel«, meinte Emma. »Schau mal, Siggi. Wir locken van Straaten mit Hilfe von Monika nach Deutschland. An einem Ort, wo wir absolute Sicherheit haben, daß wir die Kontrolle behalten werden, stellt sie ihm zwei oder drei entscheidene Fragen. Wenn er antwortet, ist er im Eimer ... Entschuldigung, drückt man das auf deutsch auch so aus?«
»Und das willst du machen?« fragte ich Monika.
»Ja«, nickte sie. »Das bin ich Betty schuldig. Warum also nicht?«
»Sie geht phantastisch in die Vollen!« schwärmte Dinah.
»Vorher würde ich gerne noch einbrechen«, überlegte ich. »Ich müßte ...«
»Nichts gegen
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