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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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nickte: »Es pikst ein bisschen, weil ich sehr tief reingehen muss, um die Nerven zu erwischen. Ein bisschen ist das wie ein Blindflug.«
    Der Blindflug pikste überhaupt nicht, ich spürte nichts. Stattdessen zog eine lauwarme weiche Wattewolke in mein Hirn und ließ die Welt ganz harmlos erscheinen. Ich verlor jedes Gefühl für Zeit, während der Arzt dicht über mir an meinem Gesicht herumarbeitete.
    Das Ende der Prozedur registrierte ich kaum. Mir ging es gut, ich hatte keine Schmerzen. Wieder wurde ich transportiert und geriet scheinbar in ein richtiges Bett. Jemand machte sich an meinem Arm zu schaffen, dann schlief ich ein.
    Ein paarmal wurde ich geweckt, nahm wahr, dass ich allein in einem Zimmer lag, bekam eine Spritze und entfloh dieser Welt wieder mit Lichtgeschwindigkeit.
    Ich träumte. Nichts Wesentliches, aber Eindrucksvolles. Mal näherte sich Abi Schwanitz meinem Gesicht mit einem wahnwitzig rotierenden Pürierstab, dann kam Vera ins Zimmer, sündhaft schön in einem durchsichtigen Outfit und darunter selbstverständlich nackt, wie es sich für einen anständigen Machotraum gehört.
    Die Schwestern weckten mich, weil ein gewisser Rodenstock samt Ehefrau mich sprechen wolle. Ob es stimmen würde, dass es sich um einen Freund handelte.
    Die beiden kamen mit einem Grinsen herein, sodass ich kurz die Vision hatte, auf der Entbindungsstation zu liegen. Emma trug einen gewaltigen Blumenstrauß vor dem Busen und knutschte mich, als hätte ich vor auszuwandern.
    »Du siehst gut aus«, sagte Rodenstock rau.
    »Das stimmt nicht. Ich weiß, wie ich aussehe. Ich werde erst richtig schön, wenn sie mir einen neuen Kopf annähen. Wie sind die Bandaufnahmen eigentlich geworden? Und das Video?«
    »Klar und deutlich«, sagte Emma und setzte sich auf die Bettkante. »Vera lässt dich grüßen. Sie hat deinen Wagen genommen und ist nach Mainz gerauscht, um einige Klamotten und andere Sachen aus ihrer Wohnung zu holen. Sie ist mit den Nerven nicht so ganz sauber. Sie macht sich Vorwürfe, weil sie meint, sie sei zu spät gekommen, als der Abi dich versemmelt hat.«
    »Das Ganze wäre auch passiert, wenn sie neben mir gesessen hätte. Gibt es Neues in unserem Fall?«
    »Wenig.« Rodenstock stand vor dem Fenster und starrte hinaus in die Sonne. »Die Mordkommission hat sämtliche Beteiligte eingesammelt und vernommen und ihnen ein Verbot erteilt, die Gegend zu verlassen. Mehr konnte Kischkewitz im Moment nicht tun. Es ist noch zu vieles ungeklärt. Und etwas hat Kischkewitz verunsichert: Nachdem sie Lamm kassiert hatten, sagte der im Verhör plötzlich, ohne das weiter zu kommentieren oder zu begründen: Ich liebe euch Bullen, ihr seid gerade rechtzeitig gekommen. Jetzt fragen wir uns, was er damit gemeint haben könnte. Immerhin konnte die Identität des Toten, den die Wildschweine gefressen haben, anhand der Zahnanalyse geklärt werden. Es handelt sich zweifelsfrei um Karl-Heinz Messerich. Sogar der Offroader, mit dem Holger Schwed zu Tode gequetscht wurde, ist inzwischen sichergestellt worden. Es handelt sich um ein Fahrzeug aus der Flotte des Sprudelherstellers. Aber es ist noch nicht klar, wer es an diesem Tag fuhr.«
    »Was ist mit Breidenbachs Familie?«
    »Kischkewitz hat seine Zurückhaltung aufgegeben und sie ordentlich in die Mangel genommen. Wir wissen nun, dass die beiden Kinder maßlos enttäuscht von ihrem Vater waren. Anfangs hatte er wohl den Eindruck erweckt, er würde die Kreuzzüge gegen Lamm und den Sprudelhersteller unterstützen wollen. Aber dann zog der Vater den Schwanz ein. Es ist ihnen nicht erklärbar, warum er einen Rückzieher machte. Die Ehefrau Maria hat zugegeben, dass die Ehe seit vielen Jahren nur noch auf dem Papier existierte. Sie seien ein Versorgungsteam gewesen, nicht mehr, sie schilderte ihren Alltag als ausgesprochen öde und unbefriedigend. Kischkewitz' Leute haben sie auch nach den angeblich homosexuellen Vorlieben ihres Mannes befragt. Sie sagte, schwul sei er wohl kaum gewesen, aber es könne durchaus sein, dass die seelischen Zuwendungen, die sie sich für sich selbst wünschte, nun den jungen Männern zugestanden worden seien. Breidenbach sei sowieso jemand gewesen, der sexuell nicht besonders aktiv und attraktiv war. Sie lehnt die Vorstellung, er sei bestechlich gewesen, rigide ab. Sie sagte einen Satz, der mich irgendwie überzeugt: Selbst wenn er sich hätte bestechen lassen wollen, hätte er nie den Mut gehabt, sich tatsächlich bestechen zu lassen. Und Maria

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