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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Breidenbach bestreitet nach wie vor, dass sie in jener Nacht in der Nähe des Steinbruchs war.«
    »Gibt es was Neues über Holger Schwed, über das Motiv, warum er umgebracht wurde?«
    »Nein«, sagte Emma. »Sag mal, wie geht es dir denn eigentlich?«
    »Ganz gut. Anscheinend wächst wieder alles zusammen, was zusammengehört. Ich weiß nur gar nicht, wie ich aussehe. Hast du einen kleinen Spiegel dabei?«
    Natürlich fand Emma einen in ihrem unergründlichen Handtäschchen und reichte ihn mir. Es dauerte eine Weile, bis ich damit umgehen konnte. Ich sah fantastisch aus, ungefähr so, als sei ich von einem zornigen Baggerfahrer beiseite geräumt worden.
    »Das ist ja grauenhaft!«
    »Da hättest du dich mal am ersten Tag sehen sollen«, meinte Rodenstock milde.
    Ein furchtbarer Verdacht stieg in mir auf. »Wie lange liege ich denn schon hier?«
    »Es ist der fünfte Tag«, säuselte Emma. »Du hast dich richtig ausgeschlafen. Sehr vernünftig.«
    »Krankenhäuser sind hinterhältig.«
    »Dein Schädeltrauma war beachtlich«, wandte Rodenstock ein. »Es war wirklich riskant, dich eher in die Welt zurückzuholen. Aber jetzt wird es ja bald.«
    »Bald? Ich will sofort hier raus!«
    »Das geht nun wirklich nicht, es ist gegen Abend, gleich bekommst du dein Essen, dann kriegst du erneut ein Spritzchen und dann tust du das, was du nun gut kannst: pennen.«
    »Ich kriege kein Essen, ich kriege nur Süppchen. Was macht dein Häuschen, Emma?«
    »Der Architekt hat die ersten Zeichnungen geschickt. Sehr schön, sehr edel, sehr großzügig. Und sie sagen mir, dass ich von Morden im Moment die Nase voll habe. Ich will endlich mein Haus bauen.«
    Rodenstock hatte Glück und musste nicht darauf eingehen, denn sein Handy gab Laut. Er sagte: »Ja?«, und hörte eine Weile zu. Dann versenkte er das Gerät wieder in der Tasche seines Jacketts. »Wir müssen los, meine Liebe, Franz Lamm hat versucht, sich umzubringen.«
    »Ich komme mit!«, sagte ich entschlossen, schwang mich aus meinem Bett und fiel platt auf die Nase. Jetzt sah ich einige Sterne, aber nur kurzfristig. Ich kam erst wieder zu Bewusstsein, als sie mich gepackt hatten und jemand sagte: »Dieser Stiesel, dieser bekloppte!«
    »Binden Sie ihn an«, empfahl Rodenstock. »Er ist ein potenzieller Selbstmörder. Mach's gut, bis morgen.«
    Sie banden mich nicht fest, aber sie kamen erneut mit einer Spritze.
    Als ich das nächste Mal aufwachte, war es Nacht und neben meinem Bett stand Vera und hielt eine Art Blumenstrauß in der Hand.
    »Die gab es an der Tankstelle«, sagte sie. »Nicht schön, aber von Herzen. Wie geht es dir?«
    »Es geht wieder.«
    »Emma hat mir erzählt, du wolltest aufstehen, aber das klappte nicht ganz.«
    »So ähnlich. Wie war es in Mainz?«
    »Eigentlich nett. Vor allem schnell. Ich habe einen Korb voll Klamotten geholt und hier bin ich wieder. Lamm hat versucht, sich zu erschießen, weißt du das schon? Ist aber noch mal gut gegangen. Er liegt auch hier auf diesem Gang, irgendwo weiter hinten.«
    »Das mit Lamm verstehe ich nicht. Weshalb wollte er sich das Leben nehmen? Er ist ein Sauhund, aber eigentlich doch ein netter Sauhund.«
    »Angeblich hatten er und Still einen Riesenzoff.«
    »Deshalb gleich Selbstmord?«
    »Wir werden es schon noch erfahren«, beruhigte sie mich. »Wahrscheinlich sind ihm die Nerven durchgegangen. Du siehst schon besser aus. Ich habe mir ziemliche Sorgen gemacht.«
    »Wie viel Uhr ist es denn?«
    »Nach Mitternacht. Sie haben mich ausnahmsweise reingelassen.«
    »Du solltest jetzt in unser gemeinsames Bett steigen, du siehst erschöpft aus.«
    »Ich halte es warm«, versprach sie.
    In der Tür erschien der Kopf einer Nachtschwester. »Schluss jetzt, ihr beiden.«
    Vera nickte, küsste mich dahin, wo es nicht so wehtat, und schwebte davon.
    Ich begann sofort zu üben, indem ich mich im Bett aufsetzte, die Beine baumeln ließ und tief und kontrolliert atmete. Nach einer Weile ging es und ich stellte mich hin. Das war schon riskanter, denn mein Kreislauf spielte sofort ein wenig verrückt. Ich hielt mich am Bett fest. Das nächste Ziel war die Fensterbank, die ich problemlos erreichte, obwohl ich einen kleinen Bogen laufen musste, weil meine Beine nicht richtig gehorchten. Dann zurück zum Bett, ein wenig ausruhen, zurück zur Fensterbank. Das Ganze fünfmal. Mein Kreislauf schien jetzt zu funktionieren, allerdings atmete ich wie eine asthmatische Dampfmaschine.
    Ich öffnete das Fenster, Luft strömte über meinen

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