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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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die mir mitteilte, dass Aleca schläft. Bis etwa vier Uhr. Dann können wir sie sprechen.«
    »Bekommen wir denn hier ein Bett?«
    »Ja. Aber es gibt nur begrenzt elektrischen Strom aus einer Solaranlage. Eigentlich reicht der wohl gerade für die Eisschränke. Und das Wasser der Duschen ist kalt. Aber Gasherde haben sie und Kerzen. Wir können das vierte Haus haben, wenn wir wollen. Willst du?«
    »Selbstverständlich.«
    »Dann setz dich zu mir.«
    So saßen wir da und starrten im Schatten eines Olivenbaumes in die Ferne, rauchten, tranken Mineralwasser und fanden das Leben ganz erträglich.
    »Was ist, wenn wir hier nicht weiterkommen?«
    »Dann fliegen wir mit dem nächstmöglichen Flieger wieder heimwärts.«
    »Wie sollen wir es gleich angehen?«, fragte sie.
    »Wir erzählen dieser Aleca den Fall, legen ihr die Fotos vor, die wir haben, und warten, ob sie uns was erzählen will und kann. Und wenn wir Schwein haben, können wir einmal an den Strand und ins Meer hüpfen.«
    »Glaubst du, dass die Uhren hier langsamer gehen?«
    »Nein, eigentlich nicht. Sie gehen vollkommen anders.«
    Auf einmal stand Aleca neben uns und sagte sehr freundlich: »The lady and her gentleman. What can I do?«
    Sie war eine schlanke, kleine Frau, vielleicht fünfzig oder fünfundfünfzig Jahre alt. Unter dunklem, von silbernen Fäden durchzogenen kurzem Haar lag ein alles beherrschendes Lächeln auf ihrem dunkelhäutigen Gesicht. Sie sah aus, als sei sie den ganzen Tag im Freien, und sie war eine schöne Frau. Sie trug enge Leggins mit einem Tigerfellmuster und eine dunkelblaue einfache Bluse. Und sie schien wie ein Mensch, dem niemand etwas vormachen kann, der schon alles im Leben gesehen hat, was ein Mensch sehen kann.
    Wir sprachen englisch, sie beherrschte die Sprache perfekt und zog ungemein schnell Schlüsse aus dem, was wir ihr sagten. Die Frau war nicht nur schön, sie war auch klug.
    Sie bat uns in ihr eigenes kleines Haus, das sich von den anderen nur unwesentlich unterschied. Wir saßen in einem schneeweiß gekalkten Raum, der spärlich, aber geschmackvoll möbliert war. Auf dem Tisch brannten drei Kerzen in irdenen Haltern.
    Ich machte es mir einfach und zog das Kuvert mit den Fotos, die uns Rodenstock mithilfe der Mordkommission zusammengestellt hatte, aus der Tasche und breitete sie vor ihr aus. Ich erzählte, dass wir nicht gekommen seien, um Ferien in ihrem wunderschönen kleinen Dorf zu machen. Leider. Wir seien gekommen, weil jemand Tausende von Kilometern entfernt Franz-Josef Breidenbach mit einem Steinbrocken erschlagen habe. Und ein anderer, den sie auch kenne, Holger Schwed, sei von einem irren Autofahrer an einer Betonmauer zerquetscht worden.
    Ihre Reaktion war erstaunlich. Ihr Mund zuckte und mir war nicht klar, ob sie weinen oder lachen wollte. Schließlich lächelte sie, nickte und murmelte: »Das ist schrecklich, aber nicht sehr erstaunlich. Sie waren ein wunderbares Liebespaar, wissen Sie. Wer hat es getan? Seine Ehefrau?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte Vera. »Unter anderem deshalb sind wir hier. Wie liefen die Ferien der Deutschen ab? Was machten sie so?«
    »Sie waren ein paar Wochen hier«, antwortete sie. »Sie kümmerten sich um das Haus, diskutierten miteinander, hielten Händchen, gingen spazieren, planten. Was man so tut, wenn man ein Haus bauen will.«
    »Wo ist dieses Haus?«, fragte ich.
    »Auf dem Berghang gegenüber, fünfhundert Meter von hier entfernt. Da haben Sie ja auch ein Foto des deutschen Jungen, der da mitbaute. Hier, der.« Sie hielt uns das Bild hin. Es war Karl-Heinz Messerich. »Der wollte in diesen Tagen wiederkommen und hier wohnen. Er sollte am Haus weiterarbeiten.«
    »War der auch hier, als Breidenbach, sein Sohn und Holger Schwed hier waren?«
    »Nein. Der Sohn und Schwed mochten ihn nicht. Er war hier, bis sie kamen, und sollte jetzt wiederkommen.«
    Sie goss Vera und sich selbst von dem Rotwein nach. »Das ist höchst bedauerlich. Breidenbach war ein interessanter Mann, er wusste viel von der Natur. Er wollte für immer hier leben, wie er sagte.«
    »Mir ist es ein Rätsel, wie der Sohn von Breidenbach das aushalten konnte: sein Vater mit einem Lover, der sein bester Freund gewesen ist«, überlegte Vera. »Verstehen Sie, was ich meine?«
    »O ja«, lächelte Aleca. »Aber, sehen Sie, Breidenbach und sein Lover, wie Sie ihn nennen, waren ein Paar. Der Sohn lebte in einem anderen Haus, getrennt von den beiden. Nun ja, sie gingen manchmal zusammen essen, aber selten.

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