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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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auch geschossen, habe ich gehört. Muss irgendetwas passiert sein. Weiß nicht was. Haben wir gefunden Knochen vom Strolch und später andere Sachen. Patronen und so was. Ja, Schweine fressen alles. War hier auch so?«
    »Genau«, nickte ich. »Erinnerst du dich? Du hast gesagt, da waren viele Menschen in der Nacht unterwegs, als Breidenbach starb.«
    »Ja«, erwiderte sie einfach.
    »Wir haben Fotos. Komm, schau sie dir an, vielleicht erkennst du jemanden.« Ich ging vor ihr her, öffnete die Wagentür und schaltete die Leselampen ein.
    Sie stieg nicht ein, sie blieb draußen stehen und schaute auf die Sitzfläche, auf der Vera die Fotos ausbreitete. Dann drückte sie mir die Leinen von der Ziege und dem Hund in die Hand. Sie beugte sich vor, war brennend interessiert. Wir hörten nur noch ihre scharfen Atemgeräusche, mit denen sie eine Strähne ihres grauen Haares aus dem Gesicht blies.
    »Viele Leute«, sagte sie versonnen.
    »Also, das hier ist Breidenbach«, begann Vera, »Breidenbach mit seinem Mountainbike. Dann sind da seine Kinder, Heiner und Julia. Mit einer Fernsehkamera. Der da ist der Franz Lamm, das Abi Schwanitz, hier Messerich. Das muss Messerich sein, er hatte ein Moped, orangefarben. Dann ist hier die Frau vom Breidenbach mit ihrem Golf-Cabrio. Der Mann dort dürfte der Sprudelmann Rainer Still sein. Und hier ist Holger Schwed. Auch mit einem Fahrrad. Den Mann da kenne ich nicht.«
    Klara hatte bei jedem Namen genickt, als seien das alles alte Bekannte. Jetzt murmelte sie: »Das ist Seidler.«
    »Der Geschäftsführer von Water Blue«, ergänzte ich.
    Mir wurde plötzlich klar, dass wir seit Tagen über diese Leute sprachen, aber einige von ihnen noch gar nicht gesprochen hatten. Das ärgerte mich, der Ärger loderte als kleine, brennende Flamme in meinem Bauch.
    »Wer war in der Nacht oben im Steinbruch, als Breidenbach starb?«, fragte Vera eindringlich.
    Klara stützte den Kopf mit dem wenigen weißen Haar in die Hände und schnaufte ein wenig vor Unsicherheit. Dann richtete sie sich auf, trat einen kleinen Schritt zurück und legte sich beide Hände vor den Mund.
    Sie betete: »Oh, Heilige Jungfrau. Dass ich nicht lüge. Steh mir bei.« Dann wandte sie sich zu mir. »Ist wichtig, nicht?«
    »Sehr wichtig«, nickte ich. »Aber lass dir Zeit. Wir haben Zeit.«
    »Sage ich erst, wer überhaupt da war? Kann ich erst sagen?«
    »Ja, klar«, bestätigte Vera.
    »Der war da, oft!« Sie griff zu und fächerte die Fotos mit unglaublichem Geschick auf, als würde sie einen Taschenspielertrick vorführen. Sie zog Abi Schwanitz aus dem Stapel. »Dann war da: der! Auch oft!« Sie fächerte wieder und Messerich kam zum Vorschein. »Der!« Mit großer Sicherheit fischte sie nach Rainer Still, dem Sprudelfabrikanten, dann nach seinem Geschäftsführer. »Und dieser hier, Franz Lamm! Lamm mehrmals. Macht Fenster und Türen. In Thalbach. Guter Katholik.« Ihre Hand zitterte über die Fotos. »Der auch. Oft.« Sie deutete auf Holger Schwed.
    »Diese Leute waren immer dann im Steinbruch, wenn Breidenbach im Steinbruch war?«, vergewisserte ich mich.
    Sie nickte heftig.
    »Alle? In diesem Sommer?«
    »Ja.«
    »Jetzt die Nacht, in der Breidenbach starb«, forderte Vera aufmunternd.
    »Also, der!« Klara deutete auf ein Foto von Abi Schwanitz. »Großes Auto, braunes Auto. Habe ich gehört.«
    »Was heißt, du hast es gehört? Hast du den Motor gehört?«
    »Ja, habe ich den Motor gehört. Ich höre gut, sehr gut.«
    »Was ist mit dem?«, fragte ich und hielt ihr ein Bild von Karl-Heinz Messerich mitsamt seinem Moped hin.
    »Ja, habe ich gehört. Moped. Vielleicht anderer Weg. Nicht gesehen. Ist das der Wildschweinmann?«
    »Wahrscheinlich«, murmelte Vera. »Sehr wahrscheinlich.«
    Klaras Hand suchte wieder in den Fotos. »Der!«, sagte sie ohne Zögern: Holger Schwed.
    »Hast du ihn gehört oder gesehen? Kam er an deinem Haus vorbei?«, wollte ich wissen.
    »Er kam vorbei«, sagte Klara. »Und dann ...« Ihre Hand fuhr wieder über die Bilder hinweg und zupfte ein Foto hervor. »Die auch.«
    »Aber das ist Frau Breidenbach!«, widersprach Vera explosiv.
    »War sie wirklich oben im Steinbruch?« Auch ich war erstaunt.
    »Sie war da. Und sie war auch nicht da.«
    »Was heißt das?«, fragte Vera.
    »Sie ... sie kam und fuhr vorbei. An meinem Haus vorbei. Dann hielt sie.«
    »Und, was tat sie?«, fragte ich.
    »Nichts«, antwortete Klara. »Gar nichts tat sie.«
    »Stieg sie aus?«, fragte Vera.
    »Nein. Das Auto

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