Eifelheiler (German Edition)
nicht zu
kurz?«, fragte Welscher. »Ich würde mal behaupten, dass die feindlichen Truppen
früher dort gelagert haben, wo heute die Burgstraße ist. Der Gang führt nicht
einmal annähernd daran vorbei.«
»Da haben Sie vollkommen recht.« Pfarrer Beinlich beugte sich vor.
»Sie haben aber auch nur einen Teil des Ganges entdeckt.«
»Sagen Sie bloß.«
»Ja, ja«, rief Pfarrer Beinlich freudig. »Der Bau des Abwasserkanals
hat den Gang zerschnitten. Im Licht der Scheinwerfer, die Ihre Spurensicherung
unten aufgebaut hat, konnte man den Zugang zum anderen Teil des Ganges gut
erkennen. Er endet am Waldparkplatz. Dort war er mit Reisig und Laub abgedeckt.
Übrigens war auch die Strecke von der Kaverne bis dorthin ziemlich gut
begehbar. Aber das wird Ihnen die Spurensicherung bestimmt noch schildern.«
»Ist ja ein Ding«, entfuhr es Fischbach.
Welscher wirkte skeptisch. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen,
dass der Zugang am Parkplatz bisher niemandem aufgefallen ist«, sagte er auf
Fischbachs fragenden Blick hin. »Ich meine: Ein Loch im Berg. So etwas sieht
man doch. Gerade an einem Parkplatz.«
Pfarrer Beinlich hob wissend einen Zeigefinger. »Aber nur, wenn ein
kleiner Erdrutsch den Gang überhaupt erst mal freilegt. Denn genau danach sah
es dort aus. Vor einigen Wochen ging hier ein fürchterliches Unwetter herunter.
Dabei muss es passiert sein. Und entdeckt hat den Gang ja jemand, sonst wäre er
nicht abgedeckt gewesen.«
»Auch wieder wahr.« Nachdenklich kratzte sich Welscher an seinem
Turban. »Was hat es denn Ihrer Meinung nach mit den Holzbrettern auf sich, die
den Gang versperrten?«
»Die Verschalung, ja. Sie diente wahrscheinlich schlicht und einfach
als Verschluss. Vermutlich ist man bei den Kanalarbeiten auf den Geheimgang
gestoßen, hat ihm aber keine große Bedeutung beigemessen und ihn daher einfach
mit den Mitteln verschlossen, die zur Hand waren.«
»Aber wie kommt das Loch in die Wand von Veronika Kramanns Haus?«,
fragte Fischbach. »Und warum steht ausgerechnet ein Kühlschrank davor?«
»Das kann ich Ihnen leider nicht beantworten. Ich vermute, dass der
Gang schon vor Jahrzehnten zugemauert wurde, bevor oder als der Grundstock des
Hauses gelegt wurde. Dass der Kühlschrank dann genau davorgestellt wurde, war
vermutlich Zufall.« Pfarrer Beinlich drückte sich vom Tisch ab. »Ich denke, ich
werde noch mal runtergehen. Vielleicht fällt mir ja noch etwas auf. Wollen Sie
mitkommen?«
Schon bei dem Gedanken daran musste Fischbach ein Würgen
unterdrücken. Erneut in den stinkenden Höllenpfuhl hinabzusteigen, kam für ihn
nicht in Frage. »Wir müssen dringendere Aufgaben erledigen. Können Sie sich
anschließend bitte mit unserer Kollegin in Verbindung setzen?« Er zückte eine
Visitenkarte und kritzelte auf die Rückseite Bianca Willms’ Nummer. »Sie wird
mit dem Tiefbauamt Kontakt aufnehmen und nachhören, was die zu der ganzen Sache
sagen. Es wäre bestimmt hilfreich, wenn Sie sich untereinander austauschen
würden.«
»Kein Problem«, sagte Pfarrer Beinlich, nahm die Karte und legte sie
auf einen der Stapel auf dem Schreibtisch. Der geriet ins Schwanken und
donnerte ebenfalls zu Boden.
Unbeeindruckt blickte Pfarrer Beinlich auf das Chaos. »Machen Sie
sich keine Sorgen. Die Karte finde ich bestimmt wieder.«
Nachdem Pfarrer Beinlich sich vor der Haustür von ihnen
verabschiedet hatte, eilte er davon. Fischbach jedoch blieb stehen.
»Was hast du?«, fragte Welscher.
»Ich überlege gerade, was wir als Nächstes unternehmen sollen.« Er
blickte durch den Torbogen, der die Straße überspannte, zu Veronika Kramanns
Haus hinüber. »Hier können wir im Moment nichts mehr ausrichten, oder? Die
Spusi wird sich keine weitere Blöße geben wollen und alles Millimeter für Millimeter
absuchen. Wir würden nur stören.«
»Mache ich gerne, besonders, wenn ich dabei unseren Kollegen
Feuersänger auf die Palme bringen kann.«
»Manchmal bist du ganz schön fies. Nichts da, euch beide halte ich
auseinander.«
»Also zurück ins Büro, würde ich sagen.«
Fischbach zögerte. »Ich würde gerne vorher noch woandershin.
Möglicherweise bringt es nichts, aber einen Versuch ist es wert. Ist mir vorhin
auf der Fahrt hierher in den Sinn gekommen.«
Sie traten zur Seite und ließen einen Audi A8 passieren, der
auf dem Weg zum Hotel an ihnen vorbeifuhr.
»Muss ich einen schriftlichen Antrag stellen, damit du mir verrätst,
wohin?«, fragte Welscher.
»Ach was. Ich will zu Hilde
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