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Eifelteufel - Kriminalroman

Eifelteufel - Kriminalroman

Titel: Eifelteufel - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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hätten Pech gehabt. Wie sehnte sie sich jetzt nach dem Abgrund. Mit dem Ellenbogen stieß sie nach hinten.
    Â»Hör auf!«, befahl ihr eine weibliche Stimme. »Es ist alles in Ordnung.«
    Nichts ist in Ordnung, wollte Sabine schreien, doch sie brachte nur einen gutturalen Laut zustande. Der Zorn und die Angst vor einer neuen Vergewaltigung schnürten ihr die Kehle zu und blockierten zugleich ihr rationales Denken. Sie wehrte sich nach Leibeskräften, vermochte sich jedoch nicht aus der Umklammerung zu winden.
    Â»Ich lass dich nicht los«, sagte die Stimme dicht an ihrem Ohr. »Du springst mir nicht da runter.«
    Erst jetzt wurde Sabine bewusst, dass eine Frau mit ihr sprach. Ihr Widerstand erlahmte. War das ihre Mutter? Aber nein, eine andere Stimme, nicht so rauchig.
    Â»Ich will dir helfen, egal wobei.«
    Sabine blieb starr liegen, wehrte sich nicht mehr. »Helfen?«, hauchte sie.
    Â»Ja.«
    Der stählerne Griff lockerte sich, verschwand. Sabine spürte eine Hand, die sanft über ihr Gesicht strich. Sie drehte den Kopf. »Du?«
    Agnetha lächelte gequält. »Bist du wieder bei Sinnen? Würde es dir etwas ausmachen, von mir runterzurutschen? Du bist ganz schön schwer.«
    Â»Ja … ja, sicher, klar«, stieß Sabine aus. Was machte Agnetha hier? Zufall, oder war sie ihr gefolgt? Sie rollte sich von ihr herunter, stand auf und wollte sich den Staub vom Nachthemd klopfen. Doch ihre Knie wurden weich, und vor ihren Augen tanzten Sterne.
    Â»He, Moment, mach keinen Ärger«, hörte sie Agnethas Stimme wie aus weiter Ferne sagen, dann sackte sie ohnmächtig zusammen.
    Mühsam kämpfte sich Sabine aus der Schwärze. Sofort bohrte der Schmerz wieder in ihren Eingeweiden. Für einen kurzen Moment musste sie dem Verlangen widerstehen, sich zurück in die tröstende Ohnmacht fallen zu lassen. Die streichelnde Hand auf ihrer Wange half ihr dabei.
    Â»So Kindchen, Schluss mit dem Unfug«, sagte Agnetha, während sie Sabine in die sitzende Position half. Fürsorglich legte sie einen Arm um ihre Schulter und drückte sie an sich. »Jetzt will ich aber wissen, was mit dir los ist. Warum stehst du mit ausgestreckten Armen an einem Abgrund?« Zögerlich lachte sie. »Du wolltest dich doch nicht etwa in den Tod stürzen?«
    Sabine presste die Lippen aufeinander. Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Die ganze Sache war ihr auf einmal peinlich. Agnethas Interesse verunsicherte sie. Meinte sie es wirklich ernst? Oder war es nur eine Fassade, hinter der eine neue Demütigung vorbereitet wurde? Mist, fluchte sie stumm. Anscheinend konnte sie mit Zuneigung nicht mehr umgehen, schaltete innerlich automatisch auf Abwehr, sah hinter jeder Annäherung nur einen weiteren Versuch, sie zu verletzen.
    Â»Du zitterst ja«, stellte Agnetha fest und zog sie näher an sich heran. »Ist dir kalt? Sollen wir nach Hause?«
    Heftig schüttelte Sabine den Kopf. »Nur das nicht«, spie sie aus. Eine Welle von Wut und Zorn spülte über sie hinweg, Tränen liefen ihr über die Wangen. Das Zittern nahm zu, und sie konnte nichts dagegen unternehmen.
    Â»Was ist nur mit dir los?«, murmelte Agnetha besorgt. Sie legte ihren Kopf an ihren.
    Sabine heulte jetzt hemmungslos. Die ersten Worte musste sie noch mit aller Kraft hervorpressen, sie waren mehr ein Stottern. Sinnvolle Sätze brachte sie nicht zustande. Viel zu hastig rang sie nach Atem, fürchtete, Agnetha würde alles zu viel werden, fürchtete, sie würde aufbrechen und sie ihrem Schicksal überlassen. Erst als Agnetha sagte: »Ruhig, lass dir Zeit. Wir haben genug davon«, beruhigte sie sich ein wenig, und es sprudelte aus ihr heraus. Sie erzählte und erzählte, von Ole und Björk, von Knut mit den Fotos, von ihrer Einsamkeit, wie sehr sie ihren Vater vermisste und von dem Hass ihrer Mutter. Anschließend fühlte sie sich erschöpft und zugleich aufgewühlt. Gespannt wartete sie auf eine Reaktion.
    Â»Das ist ja …« Agnetha rückte etwas von ihr ab und hielt sie an den Schultern eine Armeslänge von sich entfernt. Das Mondlicht glitzerte in ihren Tränen. »Das ist schrecklich. Kind, warum bist du nicht schon längst zu mir gekommen? Jetzt wird mir einiges klar. Gott sei Dank bin ich dir gefolgt.«
    Sabine konnte kaum fassen, was sie da hörte. Jemand interessierte sich für sie, für ihre Probleme

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