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Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Titel: Eigentlich bin ich eine Traumfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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er auch noch.
    Â»Also kaufen Sie es?«
    Â»Ja, für üppige Figuren ist es ja bestens geeignet«, fauche ich ihn an.
    Er zeigt sich ungerührt. »Gute Wahl«, sagt er bloß, und irgendwie freut mich das dann doch.
    Â»Huch«, hält er mich auf, als ich mich umdrehe, um ebenfalls in meine Kabine zu verschwinden, »da hat sich jemand als Kind wohl zu oft mit den großen Jungs angelegt.«
    Er deutet auf meine Narbe. Hat dieser Kerl denn gar keine Manieren? Solche Makel übersieht man gefälligst.
    Â»Fast«, sage ich so unterkühlt ich kann, »nur war es wirklich ein sehr großer Junge.«
    Ich überlege fieberhaft, und dann zahlt sich das einsame Tierfilmgucken endlich einmal aus. »Es war ein Weißer Hai, genaugenommen ein Carcharodon carcharias. Auf meinem Surfbrett muss ich ausgesehen haben wie ein appetitliches kleines Walross. Er biss durchs Brett durch. Seien Sie froh, dass das Kleid nicht bauchfrei ist. Die Wunde dort ist immer noch nicht richtig verheilt.«
    Keine Ahnung, ob ich den lateinischen Begriff richtig zusammenbekommen habe, aber er sieht echt betroffen aus. Vermutlich stellt er sich gerade das eigentlich nicht vorhandene Loch in meinem Bauch vor. Das geschieht ihm recht.
    Ich kann mir nicht verkneifen, die Stimme des blöden Models zu imitieren, als ich hinzufüge: »Das war übrigens in
einer entzückenden kleinen australischen Bucht. Da sollten Sie auch mal hinfahren, damit Sie etwas Farbe bekommen.«
    Wieso verhalte ich mich so albern? Na klar, weil ich mich gerade an der – abgesehen von ihrem Sprachorgan – perfekten Frau messen musste. Ich bin einfach ein missgünstiges Miststück und werde bald mit so verbittert nach unten gezogenen Mundwinkeln herumlaufen wie Diana. Die passen dann auch zu den trutschigen Altdamenpullis, zu denen ich in Zukunft verdammt bin.
    Â»Ist die immer so?«, fragt Alexander Toni.
    Â»Ja, einfach wunderbar, oder?«, antwortet sie glucksend.
    Als ich wieder aus der Kabine komme, sind Alexander und seine arrogante Freundin verschwunden. Ich trage mein Kleid zur Kasse.
    Â»Was war denn mit dir los? Ein Surfbrett, ja? Weißt du überhaupt, wie das aussieht?«, fragt Toni.
    Vernichtend sehe ich sie an.
    Â»Ach, seine überhebliche Art hat mich einfach aufgeregt. Woher kennst du eigentlich solche Typen?«, will ich wissen.
    Â»Ich finde ihn sehr nett und charmant. Er arbeitet in einem Verlag. Ich habe ihn vor Jahren auf der Frankfurter Buchmesse kennengelernt. Wir haben festgestellt, dass wir in der gleichen Stadt wohnen und treffen uns ab und zu mal auf einen Kaffee«, sagt Toni. »Findest du ihn wirklich kein bisschen attraktiv? Dabei habt ihr beiden nebeneinander im Spiegel so gut ausgesehen.«
    Herrje, dieser Mann hat es tatsächlich geschafft unter die Handvoll Typen zu kommen, für die Toni Respekt und Sympathie empfindet. Wie das? Aber selbst Toni kann sich ja mal irren.

    Â»Ha, ha«, schnaube ich.
    Â»Das war kein Scherz. Komm, er ist wirklich in Ordnung. Und so eine aufgebrezelte Zicke hat er nicht verdient.«
    Vielleicht nicht, aber warum sollte er sie gegen eine unscheinbare Verwirrte eintauschen? Außerdem: »Ich finde ihn überhaupt nicht attraktiv. Kein Stück.«
    Das ist gelogen, aber auch wieder nicht. Er sieht sehr gut aus, ist aber nicht mein Typ. Ich will keinen langweiligen Geschäftsmann, ich will meinen kreativen Rafael.
    Noch heute Abend werde ich eines seiner Bücher lesen, nehme ich mir fest vor. Dann werde ich mich ihm sicher sehr nahe fühlen. Ich meine, sowohl Schreiben als auch Lesen sind doch sehr einsame Prozesse, bei denen man ganz auf sich allein gestellt ist. Und wenn die Einsamkeit des Autors die des Lesers trifft, muss bei dieser Begegnung doch irgendetwas Aufregendes passieren.

    Z urück im Büro fällt mir auf, dass ich noch nicht sehr viel gearbeitet habe. Nur noch mal schnell E-Mails abrufen, dann werde ich diszipliniert zu Werke gehen. Und siehe da, wie jeden Montag trudeln die journalistischen Jobangebote rein, die ich abonniert habe. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, doch noch einen gutbezahlten Hochglanzjob fernab der Tageszeitung zu bekommen. Aber ich will dafür auf keinen Fall in eine andere Stadt ziehen müssen. Deswegen werfe ich immer zuerst einen Blick auf die Betreffzeile, wo der Einsatzort praktischerweise gleich angegeben ist. Und diesmal tauchen da sowohl die Worte »Magazin«

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