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Ein abenteuerliches Herz

Ein abenteuerliches Herz

Titel: Ein abenteuerliches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Ludwig Arnold
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vorhanden ist, da ist oftmals freilich wenig Unterschied in der Wirkung eines Buches oder eines Bussardschreies. Wer Ohren dafür besitzt, der hat es auch erlebt, das »Hinaus, hinan!« wenn die Hand die letzte Seite gewendet hat und der freiere Schwung einer idealen Landschaft, deren Nachbild sich auf der Netzhaut des inneren Auges kaum verwischte, noch frisch und lebendig ist. Von alten Heldenliedern stammt die Literatur, deren Grundwert ihrem kriegerischen Werte entspricht und deren Wirkung vom männlichen Gemüt als Aufforderung zum Kampfe empfunden wird.
    Mögen wir niemals so alt werden, daß wir das rechte Lachen verlieren über die Taten derer, die plötzlich als Taugenichtse auf und davon gingen, weil ihnen die Bücher den Kopf verdrehten. Mögen wir im Gegenteil immer bei denen sein, die eines Morgens ausziehen, fest in den Steigbügeln und mitten in die Sonne hinein, mit dem festen Glauben an sich und die Schatzkammern der Welt. Von solchen zu hören, von ihrer Begeisterung, ihrem Kampf und Untergang, kann man nicht müde werden. Was ist dagegen der Erfolg, den der Krämer mit der Elle mißt? Mehr als den Abenteurer Balzacs, der südlich und listig in die große Stadt einzieht und der sie erobern wird, liebe ich den Helden Stendhals, in dem das nordische Feuer mit der stolzen und wilden Flamme der Wikinger und des Adels der Kreuzzüge brennt und von denen dieser merkwürdige Mensch in seinen besten Augenblicken mit einer Stimme erzählt, die zwischen Lachen und Weinen schwankt. Doch mehr noch als die Julien Sorels und die Fabricio del Dongos liebe ich den Ritter von der traurigen Gestalt.
    Als mir, ich mochte nicht viel älter als zehn Jahre sein, dieses Buch eines Mannes in die Hände fiel, dem Schwert und Feder mit tieferer Notwendigkeit beieinanderlagen, da fand ich keine Spur von Humor darin. Ich las es mit einem wirklich spanischen Ernst. Daß sich hinter dem Ritter vom Monde ein Friseur verbarg und daß es eigentlich unsinnig ist, Weinschläuche mit Degenhieben zu zerfetzen – ich habe es, bei Gott, nicht gemerkt. Ich nahm an der Waffenweihe voll Ehrfurcht teil und machte unter Zittern und Zagen die furchtbare Nacht vor dem Walkmühlenabenteuer mit. Daß sie Sancho auf Bettlaken prellten, das stellte sich ungefähr in der Weise dar, daß einem wackeren Waffengenossen und ehrlichen Kumpan bitteres Unrecht geschah. Jedesmal, wenn das Schwert aus der Scheide fuhr oder die Lanze eingelegt wurde, um dem Gemeinen gegenüber Zeugnis zu geben für ritterliche Art, war ich auf meinen Herrn von der Mancha stolz. Aber was mir heute noch genau so gefällt wie damals, das ist, daß dieser Mensch kein Jüngling mehr war, als er die Hintergründe entdeckte, die die Welt besitzt. Das ist ein Schauspiel, wie das Reis der Torheit auf diesem schon dürren und angetrockneten Leben zu grünen beginnt und, von innerem Feuer getrieben, zum Urwald wird, der es undurchdringlich umstellt. Damals glaubte ich, daß man alt sein müsse, um sich auf so große und würdige Taten zu verstehen, und heute weiß ich, daß die alten Narren die besten sind.
    Allerdings ist die rechte Torheit, ebenso wie der rechte Humor, eine sehr ernste Angelegenheit. Beide hängen eng mit dem Glauben zusammen, die eine mit dem an den ideellen, der andere mit dem an den moralischen Grund der Welt. Aber wenn es einmal schwer war, sich den Glauben zu wahren, dann war es in unserer so hoch gepriesenen Zeit. Der blasse Nachtrupp der Aufklärung – jener ersten, die doch wenigstens noch an die Aufklärung glauben konnte – brach schon in unsere frühen Träume ein. Wohl dem, dem es gelang, den Götzendienern der Vernunft und den Scharlatanen der Wissenschaft zum Trotz den Glauben an die lebendige Fülle der Welt zu knüpfen und an das bunte, sinnvolle und schicksalhafte Spiel, das sie bewegt. Es ist ein tieferer Lohn, der sich hinter dem verheißungsvollen Glanze des Abenteuers verbirgt. Wer wie der Abenteurer an Schicksal und Sterne glaubt, folgt wenigstens den Spiegelbildern einer höheren Wirklichkeit; für ihn ist noch nicht jeder Pfad verstellt, der aus der Welt der Zwecke in die des Sinnes führt. Daher sind denn auch oft alte Soldaten, denen von je der Charakter, der sich unter dem Zugriff des Schicksals formt und im Ringkampf mit ihm, mehr galt als der bloße Verstand, der Gnade teilhaftig geworden; und ein rührendes Bild ist das des Einsiedlers, der nach einem wilden Leben vordringt zu jener Einfalt, die die Sprache der Tiere versteht.
    So sind

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