Ein Alptraum für Dollar
mitten im Bermuda-Dreieck befand: »Standortmeldung: 80 Meilen südlich der Bermuda-Inseln — Alles in Ordnung an Bord.«
Gewiß, eine solche Aufzählung, die man beliebig fortsetzen könnte, ist zumindest verwirrend. Und es ist daher nicht verwunderlich, daß die verrücktesten Schlußfolgerungen gezogen wurden, um das Rätselhafte zu entschleiern. Selbstverständlich bekamen die unverwüstlichen UFO die Hauptrolle in dieser Tragödie. Es wurden auch mögliche »Risse« im Bereich von »Zeit und Raum« vermutet, wohin die Schiffe und Flugzeuge in eine Parallel-Welt entschwunden wären...! Und auch das geheimnisvolle Volk der versunkenen Insel Atlantis mußte wieder einmal herausgefischt werden.
Selbst auf die Gefahr hin, für prosaisch und phantasielos gehalten zu werden, müssen wir diese ganze märchenhafte Literatur widerlegen. Die Wahrheit ist viel einfacher und beruht auf wissenschaftlich aufgestellten Statistiken: In allen Weltmeeren sind immer wieder Schiffe versunken — und relativ betrachtet, waren es im Bermuda-Dreieck nicht mehr als irgendwo sonst.
Das Bermuda-Dreieck ist nämlich eines der meistbefahrenen und überflogenen Seegebiete der Welt. Tausend und abertausend Schiffe und Flugzeuge fahren und fliegen Jahr für Jahr in dieser Gegend, wo die meteorologischen Bedingungen es ihnen oft schwer machen. Schuld daran ist nicht nur der Golf-Strom mit seinen Strömungen und Strudeln, sondern auch die plötzlich auftretenden tropischen Orkane und Taifune. Wen kann es also wundern, daß die Navigation dort besonders tückisch werden kann.
Auf jeden Fall sind sich alle Versicherungsgesellschaften der Welt darüber einig: Laut Statistik gibt es im Bermuda-Dreieck nicht mehr Unglücksfälle, als es anderswo unter den gleichen Wetterbedingungen auch geben würde. Lediglich das unberechenbare Wetter macht diese Gegend gefährlicher, aber wiederum doch nicht so gefährlich, daß die internationalen Fluggesellschaften und Reedereien auf diese direkte Route verzichten würden. Das ist ein Argument! Denn hier geht es schlicht ums Geld! Wer würde schon riskieren, einen Riesentanker oder einen vollbesetzten Jumbo zu verlieren?!
Also kein Geheimnis um das legendäre Bermuda-Dreieck!
Es bleibt allerdings ein großes Fragezeichen übrig.
Was ist am 5. Dezember 1945 mit der »Staffel 19« und »Martin-Mariner« wirklich passiert? Eine Explosion in der Luft? Das wäre eventuell eine Erklärung für das Wasserflugzeug, das allein flog. Aber können fünf Flugzeuge einer Staffel alle zusammen »in die Luft gehen«? Nein. Völlig ausgeschlossen.
Außerdem, erinnern wir uns an die Unterhaltung der Piloten untereinander. Keinerlei Panik — nur eine gewisse gleichgültige Verwunderung über diese weiße Masse, in der sie sich verirrt hatten und schließlich darin verschwanden. Also ein ungewöhnliches Gewitter vielleicht? »Martin-Mariner« hatte ja von einem sehr starken Höhenwind berichtet, aber auch damit kommt man nicht weiter, denn Bordinstrumente behalten dabei, Gott sei Dank, einen kühlen Kopf und drehen nicht gleich durch, wenn es blitzt und donnert... und auch das höllischste Gewitter hätte die Bordfunker nicht daran hindern können, SOS zu rufen!
Bleibt nur noch eine Hypothese — die vernünftigste von allen:
Die »Gaines Mills« — ein Frachter, der gerade auf dem Weg nach Miami war — beobachtete um 19 Uhr 30 eine Explosion am Himmel. Um diese Zeit war die »Staffel 19« schon lange verschwunden. Aber es wäre denkbar, daß sich dort einige Stunden davor ein unterseeischer Vulkanausbruch ereignet hatte — und nun eine riesige Wolke von betäubenden und vielleicht magnetisch aufgeladenen Gasen über dem Meer schwebte und die Piloten und ihre Maschine benebelte. Im wahrsten Sinne des Wortes! Solche Gase wurden zwar nie zuvor und auch nie danach beobachtet — dies ist aber kein Beweis dafür, daß es sie nicht geben kann.
Sicher, das ist nur eine Hypothese, aber sie leuchtet am meisten ein.
Auf alle Fälle, wenn alles, was seit diesem Tag über das Bermuda-Dreieck gefaselt wurde, nur als billige Effekthascherei abgestempelt werden muß — das Verschwinden der »Staffel 19« ist und bleibt für uns heute noch ein authentisches Rätsel.
Möglich, daß unsere Enkelkinder uns deswegen bald auslachen!
Das 20 000-Dollar-Konzert
Giuseppe Lazzio gönnt sich ein paar Mußestunden in seinem Hotelzimmer über der traumhaften Bucht von Rio. Es ist April 1947, Herbst — die schönste Jahreszeit in
Weitere Kostenlose Bücher