Ein altes Haus am Hudson River
nicht, weil hier weniger Platz war als in einer Sardinenbüchse. Die anderen lachten über sein aussichtsloses Unterfangen, und ein zweites Mädchen, das irgendwo hinter ihm thronte, zündete eine Zigarette an, beugte sich vor und schob sie ihm zwischen die Lippen. Sie fuhren zu den Crans, und irgendwie bekam er heraus, dass dies die Cran-Mädchen waren – die mit dem gefärbten Haar am Steuer war Cuty, und die jüngere, Smeralda, saß hinter ihm zwischen zwei Burschen auf dem Kofferraumdeckel, sodass sein Kopf an ihren Knien lehnte, und wo ihr kurzer Rock hochgerutscht war, spürte er durch sein Haar hindurch das warme Fleisch. Als sie den Highway hinter sich gelassen hatten, blieb das überladene Auto ein paarmal fast in den tiefen Furchen der Landstraße stecken, und alles lachte und schrie und stieß Collegeschlachtrufe aus, bis Cuty den Wagen wieder in Gang brachte.
Ah, wie gut die kühlen Getränke bei den Crans taten! Sie saßen hinter dem Haus, erinnerte er sich, in einer mit Feuerbohnen bewachsenen Laube mit Ausblick auf einen langen, schmalen Hof, in dem Wäsche trocknete, darunter ein paar merkwürdige kleine, spitzengesäumte Kleidungsstücke mit Kordelzügen, über die allerlei Witze gerissen wurden, und er erinnerte sich, dass Cuty Cran schrie:«Nein, mach ich nicht! Meine sind aus Kreppdeschien … Bitte, dann komm doch nach oben und schau selber …»Aber nach Cuty stand ihm nicht der Sinn, außerdem hatte er seit Floss nie mehr … und er musste sich um den jungen Upton kümmern …
Mit den länger werdenden Schatten wurde es still und fast kühl in der Laube. Die Mädchen hatten das Haus anscheinend für sich, denn Mr und Mrs Cran waren heute Morgen plötzlich ans Krankenbett einer Großmutter im Hinterland gerufen worden.«Wirklich zuvorkommend von der alten Dame, dass sie am Tag vor dem Spiel Magenschmerzen gekriegt hat», sagte Bunty zu den beifallkreischenden Schwestern.«Und nicht zum ersten Mal», ergänzte er augenzwinkernd. Wieder kreischten die Schwestern. Die rothaarige war das übliche freche Biest, aber die Jüngere, Smeralda mit den glühenden Augen und dem hinreißend schönen Kinn und Hals – ach, die Jüngere erinnerte Vance unglücklicherweise an Floss Delaney. Sie hatte dieselbe schwüle Blässe, denselben dunklen Haarturm …
Kurz darauf tauchten ein paar andere Mädchen auf, und es gab noch mehr Getränke und noch mehr Witzeleien darüber, dass Mr und Mrs Cran nicht da waren.«Ich finde, ein paar von uns sollten hierbleiben und bei euch zwei Kleinen Wachhund spielen», schlug Bunty neckisch vor.«Habt ihr nachts keine Angst, so ganz allein in diesem riesengroßen Haus?»Begeistertes Gelächter von allen Seiten, denn der Wohnsitz der Crans hatte äußerst bescheidene Ausmaße. Aber er stand abseits in den Feldern, mit einem kleinen Wald dahinter, und die Mädchen mussten zugeben, dass es nachts tatsächlich einsam war, besonders seit jemand den Hund vergiftet hatte … Noch mehr Gelächter und das Geständnis des Spaßmachers Bunty, er selbst habe den Hund vergiftet, für seine eigenen dunklen Zwecke, was noch schrillere Begeisterungsschreie hervorrief… Bunty wusste immer etwas Witziges und Unerwartetes zu sagen …
Als es dunkel wurde, glitzerte ein junger Mond durch die düsteren Bohnenblätter und versilberte ihre Ränder. Bunty und Cuty und die anderen Mädchen und Jungen wanderten in den Wald. Vance wollte mitgehen, aber er war sehr erschöpft, schläfrig und ein wenig beschwipst, und der zerbrochene Schaukelstuhl, in dem er saß, umfing ihn wie eine Wiege.
« Du bist todmüde, nicht wahr?», hörte er eines der Mädchen sagen und spürte, wie eine weiche Hand sein Haar zurückstrich. Er schlug die Augen auf und begegnete Smeraldas versengendem Blick.
« Komm nach oben, dort kannst du dich auf Mutters Bett legen», drängte sie weiter.
Er wusste noch, dass er aus einem letzten Rest schwindenden Verantwortungsgefühls heraus gesagt hatte:«Wo ist Upton?», und sie geantwortet hatte:«Ach, der ist mit Cuty und den anderen im Wald.»Sie zog ihn hoch, er folgte ihr nach oben durch das Haus, in dem es allmählich dunkel wurde, und auf dem oberen Treppenabsatz ließ sie eine heiße Hand in die seine gleiten …
Als sich sein Blick klärte und er merkte, dass er in einer schmalen, eisernen Bettstatt lag und nicht in einer breiten aus Walnussholz mit einem Porträt von Mr Cran an der gegenüberliegenden Wand, fragte er sich, wie er von dem einen Lager zum anderen
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