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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Minute und
    sechs Sekunden.
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    (Chicago, 10. 5. 60)
    Die Arbeit trieb Littell in den Wahnsinn. Er mußte es dem
    FBI recht machen und sein Tun vor dem eigenen Gewissen
    verantworten.
    Chick Leahy haßte Mal. Der Ausschuß gegen unamerika-
    nische Umtriebe hatte Mal mit sechzehn kommunistischen
    Gruppen in Verbindung gebracht. Leahys Mentor beim FBI
    war der frühere Leitende Sonderagent von Chicago, Guy
    Banister, gewesen.
    Banister hatte Mal gehaßt. Mals Red-Squad-Akte war
    achtzig Seiten dick.
    Er mochte Mal. Sie tranken öfter einen Kaffee miteinander.
    Mal hatte von 1946 bis 1948 in Lewisburg gesessen – Banister
    behauptete, ihm aufwieglerische Aktivitäten nachweisen zu
    können, und hatte dem Staatsanwalt eine Anklageerhebung
    abgeschwatzt.
    Leahy hatte ihn heute früh angerufen. »Ich will eine lü-
    ckenlose Überwachung von Mal Chamales, Ward. Ich will,
    daß du in jede Versammlung gehst, wo er auftritt, und ihm
    aufrührerische Aussagen nachweist, die wir verwerten können.«
    Littel hatte Chamales angerufen, um ihn zu warnen. Mal
    sagte, daß er vor Mitgliedern der Socialist Labor Party einen
    Vortrag halten werde.
    »Tun wir doch einfach so, als ob wir einander nicht
    kennen.«
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    Littell machte sich einen Whiskey-Soda. Es war 17 Uhr
    40 – er konnte vor den Nachrichten noch etwas arbeiten.
    Er schmückte den Bericht mit unnützen Einzelheiten aus.
    Mals Tirade gegen das FBI erwähnte er nicht. Er schloß mit
    unverbindlichen Bemerkungen.
    »Die SLP-Rede des Betreffenden war eine harmlose Anein-
    anderreihung nebulöser Klischees mit deutlicher Linkstendenz,
    doch keineswegs aufwieglerischer Art. Seine Antworten auf
    Fragen können weder als hetzerisch noch als in irgendeiner
    Weise provokativ bezeichnet werden.«
    Mal hatte Mr. Hoover als »degenerierten Faschisten in
    Lederstiefeln und rosa Lederhose« bezeichnet. Eine hetzeri-
    sche Aussage? – wohl kaum.
    Littel schaltete den Fernseher ein. John Kennedy erschien
    auf dem Bildschirm – er hatte gerade die Vorwahlen in
    West Virginia gewonnen. Es klingelte an der Haustür. Littell
    drückte den Knopf und legte das Geld für den Boten vom
    Lebensmittelladen zurecht.
    Aber rein kam Lenny Sands. Das Gesicht verschorft, vol-
    ler Platzwunden und chirurgischer Nähte. Seine Nase war
    geschient.
    Lenny schwankte. Lenny grinste. Lenny winkte zum Fern-
    seher – »Hallo Jack, du prachtvoller irischer Satansbraten!«
    Littel stand auf. Lenny schwankte gegen ein Bücherregal.
    »Ward, du siehst spitzenmäßig aus! Die abgetragenen Ho-
    sen aus dem Sonderangebot und das billige weiße Hemd
    stehen dir wirklich.«
    Kennedy sprach über die Bürgerrechte. Littell schaltete
    ihn mitten im Satz aus.
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    Lenny winkte ihm nach. »Ciao, Jack, der du mein Schwa-
    ger wärst, wenn wir in einer besseren Welt lebten und ich
    auf Mädchen stehen würde und du wirklichen Mut zeigen
    und dich zu meiner lieben Freundin Laura bekennen wür-
    dest, die Mr. Boyd in seiner prachtvollen Grausamkeit aus
    meinem Leben verbannt hat.«
    Littell trat auf ihn zu. »Lenny …«
    »Daß du es nicht wagst, mir näher zu kommen oder mich
    anzufassen, oder deine erbärmlichen Schuldgefühle an mir
    auszulassen versuchst oder sonst irgendwie meinen prächtigen
    Percodanrausch störst, sonst verrat’ ich dir nicht, was ich
    schon die ganze Zeit über die Teamsterpensionskassenbücher
    weiß, du traurige Ausrede von einem Polizisten.«
    Littell suchte an einer Stuhllehne Halt. Seine Finger
    zerrissen den Stoff. Er war nun genauso unsicher auf den
    Beinen wie Lenny.
    Das Büchergestel wankte. Lenny wankte – berauscht von
    Medikamenten und von Faustschlägen betäubt.
    »Jules Schiffrin bewahrt die Bücher irgendwo in Lake
    Geneva auf. Er besitzt dort eine Vil a und bewahrt die Bücher
    in Tresoren oder in Schließfächern in der Gegend auf. Ich
    weiß das, weil ich mal dort aufgetreten bin und mitgekriegt
    habe, wie Jules und Johnny Rosselli sich unterhielten. Frag
    mich nicht nach Einzelheiten, weil ich keine weiß und weil
    mein Kopf schmerzt, wenn ich mich konzentriere.«
    Der Arm rutschte weg. Der Stuhl mit. Littell stolperte
    gegen die Fernsehkonsole.
    »Warum sagst du mir das?«
    »Weil du ein winziges Stückchen besser bist als Mr. Biest
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    und Mr. Boyd und weil Mr. Boyd meiner Meinung nach
    die Informationen nur will, um daraus Profit zu schlagen,
    abgesehen davon, daß ich verprügelt worden bin, als ich was
    für Mr. Sam getan habe –«
    »Lenny –«
    »– und

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