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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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denken
    Sie daran.«
    Er beobachtete sie. Er kam den Demonstranten näher als
    Reporter und Kameraleute.
    Er beobachtete, wie Bürgerrechtskämpfer in Busse stiegen.
    Er folgte ihnen. Aus den weit offenen Fenstern erklangen
    Hymnen.
    Störenfriede hängten sich an die Busse dran. Und lie-
    ßen den »Dixie« aus voll aufgedrehten Autoradios dröhnen.
    Er zeigte seine Dienstmarke vor und pflückte sich ein paar
    Steinewerfer raus, obwohl er seinen Pistolenarm noch immer
    in der Schlinge trug.
    Er machte in Anniston Rast. Rednecks schlitzten ihm
    die Reifen auf. Weißer Mob stürmte das Depot und vertrieb
    einen Freiheitsbus mit Steinwürfen aus der Stadt.
    Er mietete einen alten Chevy und spielte Fangen. Er
    bretterte den Highway 78 hinunter und geriet in eine
    Massenschlägerei.
    Der Mob hatte den Bus angezündet. Bullen, Bürger-
    rechtskämpfer und weißes Pack droschen am Straßenrand
    aufeinander ein.
    Er sah ein schwarzes Mädchen mit den Flammen kämp-
    fen, die seine Zöpfchen ergriffen hatten. Er sah, wie der
    Brandstifter mit Vollgas davonpreschte. Er jagte ihn von der
    Straße und schlug ihn mit der Pistole halbtot.
    Von Zeit zu Zeit bin ich auf ein bißchen Stoff angewiesen.
    Damit ich den Überblick behalten kann.
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    »… und das allerbeste: Sie brauchen vor keinem öffentlichen
    Gericht aufzutreten. Bundesrichter werden Ihre eidesstattlichen
    Erklärungen und meine beiliegenden Bestätigungen lesen und
    daraus ihre Schlüsse ziehen. Zur Zeugenaussage aufgerufen
    werden Sie al enfal s in geschlossener Sitzung, ohne Reporter,
    ohne gegnerischen Anwalt oder hiesige Polizeikräfte.«
    Die freundliche kleine Kirche war gerammelt voll. Der
    Prediger hatte etwa sechzig Leute zusammengetrommelt.
    »Irgendwelche Fragen?« sagte Kemper.
    »Woher kommen Sie?« rief ein Mann. Eine Frau: »Wer
    wird uns schützen?«
    Kemper beugte sich über die Kanzel. »Ich komme aus Nas-
    hville, Tennessee. Vielleicht wissen Sie, daß wir dort 1960
    Boykotts und Sit-ins organisiert haben und daß wir dort, fast
    ohne Blutvergießen, in Sachen Integration sehr große Fort-
    schritte erzielt haben. Mir ist vol kommen bewußt, daß es in
    Mississippi um einiges härter zugeht als in meinem Heimatstaat,
    doch was Schutz angeht, kann ich nur betonen, daß ihr um so
    sicherer seid, je zahlreicher ihr hingeht, um euch registrieren
    zu lassen, weil ihr dann in der Mehrheit seid. Je mehr Leute
    eidesstattliche Erklärungen abgeben, desto besser. Je mehr Leute
    sich registrieren lassen und wählen gehen, desto besser. Zwar
    werden gewisse Elemente auf eure Stimmabgabe al es andere
    als freundlich reagieren, aber je mehr von euch ihre Stimme
    abgeben, desto größer sind eure Chancen, daß Leute ins Amt
    kommen, die solche Elemente im Zaum zu halten vermögen.«
    »Unser Friedhof draußen kann sich sehen lassen«, sagte
    ein Mann.
    »Nur daß niemand allzubald dort liegen will.«
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    »Die hiesige Polizei wird doch nicht plötzlich die Seiten
    wechseln«, sagte eine Frau.
    Kemper lächelte. Zwei Portionen Stoff und zwei Martini
    zum Lunch ließen die Kirche erstrahlen.
    »Was Friedhöfe angeht, so ist eurer viel eicht der hübscheste,
    den ich je gesehen habe, aber vor dem Jahr 2000 will dort
    keiner von uns liegen, und was euren Schutz angeht, so kann
    ich nur sagen, daß Präsident Kennedy ganze Arbeit geleistet
    hat, als er letztes Jahr die Bürgerrechtskämpfer beschützt
    hat, und sollte der weiße Mob es wagen, eure gottgegebenen
    Bürgerrechte anzutasten, wird die Regierung der Vereinig-
    ten Staaten der Herausforderung mit noch größerer Macht
    begegnen, weil euer Streben nach Freiheit nicht unterliegen
    darf, weil es gut und gerecht und billig ist und weil bei euch
    die Macht der Sanftmut ist, die Macht des Anstands und
    der unbedingten Rechtschaffenheit.«
    Die Gemeinde erhob sich und applaudierte.
    »… so was nennt man Reibach machen. Ich habe meinen
    Royal Knights Klan, der eigentlich ein FBI-Ableger ist, und
    brauche nur die Ohren offen zu halten und die Exalted
    Knights und Imperial Knights zu verpfeifen, wenn die ge-
    gen das Postrecht verstoßen, was so ziemlich alles ist, was
    Mr. Hoover interessiert. Ich habe in beiden Gruppen meine
    eigenen Informanten, die ich aus meinem FBI-Budget zahle,
    womit meine eigene Gruppe besser dasteht.«
    Die Hütte roch nach ungewaschenen Socken und ab-
    gestandenem Marihuanadunst. Dougie Frank trug seine
    Klanrobe und Jeans.
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    Kemper schlug eine Fliege tot, die auf seinem

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