Ein amerikanischer Thriller
Castro-
Freunde angerufen. Du bist mit linken Kubanern gesehen
worden, und du wirfst das Geld nur so heraus.«
Delsol schleuderte ihn von sich. Den knallroten Stinke-
finger mußte man gesehen haben.
»Die Burschen von der Firma wollen zum größten Teil
mit der Sache nichts mehr zu tun haben, und du sagst mir,
wieso. Entweder du rückst mit der Sprache raus, oder deine
Fresse steckt unter Wasser.«
Delsol spuckte das Tuch aus. Pete fesselte ihm die Hände
mit dem Klimaanlagen-Kabel und schleuderte ihn mit einem
Schlag in den Nacken erneut ins Spülwasser.
Er fiel seitwärts rein. Und wurde über und über mit elek-
trisch aufgeladenem Wasser bespritzt.
Er schrie und zog die Arme aus dem Wasser. Pete zerrte
ihn zum Kühlschrank und vergrub ihm die Arme in den
Eiswürfeln.
Stabilisiere dich, Scheißkerl – krieg mir keinen
Schock.
Pete warf Eiswürfel in eine Schüssel. Delsol löste das
Kabel mit den Zähnen und steckte die Hände rein.
Das Spülwasser kochte und zischte. Pete zündete sich eine
757
Zigarette an, um den Gestank von verbranntem Fleisch zu
vertreiben.
Delsol ließ sich in einen Stuhl fallen. Die Schockröte
wich – der Puto bewies gesunde Widerstandskraft.
»Nun?« sagte Pete.
»Nun, du hast meinen Cousin getötet. Hast du gemeint,
ich würde immer loyal bleiben?«
Er sprach nur mit Mühe, wimmerte aber nicht. Die Spics
konnten sich den Schmerz verbeißen, das mußte man ihnen
lassen.
»Das ist nicht die Antwort, die ich hören möchte.«
»Für einen Mann, der aus Versehen den eigenen Bruder
umgelegt hat, ist sie angebracht.«
Pete griff nach einem Küchenmesser. »Sag mir, was ich
hören möchte.«
Delsol zeigte ihm gleich zweimal, was er von ihm hielt.
Mit zwei Fingern, von denen die Haut bis zum Knöchel
herabhing.
Pete hackte nach dem Stuhl. Das Messer riß Delsols Hose
auf, zwei Zentimeter vor den Eiern.
Delsol zog das Messer heraus und warf es auf den Boden.
»Nun?« sagte Pete.
Delsol lächelte. Delsol spielte den Macho. »Du hast recht,
Pedro. Giancana und Mr. Santo haben La Causa aufgegeben,«
»Und Carlos Marcello?«
»Nein. Er nicht. Er ist immer noch begeistert dabei.«
»Und Heshie Ryskind?«
»Hält sich raus. Er soll sehr krank sein.«
»Aber Santo unterstützt nach wie vor den Kader.«
758
Delsol grinste. Auf seinen Armen bildeten sich Brandblasen.
»Ich glaube, bald wird er seine Unterstützung zurückziehen.
Ich bin ganz sicher, daß er das tun wird.«
Pete zündete eine Zigarette an der anderen an. »Wer hat
den Kader sonst noch verraten?«
»Ich betrachte das, was ich getan habe, nicht als Verrat. Der
Mann, der du mal warst, hätte das auch nicht so gesehen.«
Pete schnippte die Zigarette in die Spüle. »Beschränk dich
aufs Antworten. Die Kommentare kannst du dir schenken.«
»Schön. Ich bin der einzige, der mitmacht«, sagte Delsol.
»Wobei mitmacht?«
Delsol schauderte. Eine große Brandblase an seinem Hals
platzte, Blut spritzte heraus.
»Ja. Es ist genau, wie du gedacht hast.«
»Erklär’s mir.«
Delsol starrte auf seine Hände. »Mr. Santo und die an-
deren sind zu Fidel übergelaufen. Ihre Begeisterung für La
Causa ist nur eine Masche, um Robert Kennedy und andere
Mächtige zu beeindrucken. Sie hoffen, daß Kennedy von
ihrer Unterstützung erfährt und aufhört, ihnen derart zu-
zusetzen. Raul Castro gibt ihnen das Heroin äußerst billig
ab. Im Gegenzug halten sie ihn über die Exilkubaner auf
dem laufenden.«
Heroin war GELD. Seine Theorie traf in jeder Hinsicht zu.
»Weiter. Ich weiß, daß das noch nicht alles ist.«
Delsol setzte eine Unschuldsmiene auf. Pete starrte ihn
an. Pete starrte und starrte und starrte –
Delsol blinzelte. »Ja. Da ist noch was. Raul versucht, Fidel
zu überreden, daß Mr. Santo und die anderen ihre Casinos
759
in Havanna wieder eröffnen können. Mr. Santo und Mr. Sam
haben versprochen, daß sie Raul über die Entwicklungen bei
JM/Wave informieren und ihn vor allen Anschlägen gegen
Fidel warnen.«
Noch mehr Bestätigungen. Noch mehr Kummer. San-
to und Sam konnten Boyd zwingen, die Schützentruppe
aufzulösen.
Delsol untersuchte seinen Arm. Die Tätowierungen waren
zu eigenartigen Schlieren verbrüht.
»Da ist noch was«, sagte Pete.
»Nein. Das ist alles.«
Pete seufzte. »Das, was du getrieben hast. Du bist re-
krutiert worden, weil den Castro-Jungs bekannt war, daß
der Kader deinen Cousin getötet hat, und weil sie davon
ausgegangen
Weitere Kostenlose Bücher