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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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benebelt, um zu
    kooperieren. Gönnen wir ihm ein bißchen Ruhe.«
    Er fiel in Ohnmacht, kam zu sich, fiel wieder in Ohnmacht.
    Sein Atombomben-Kopfschmerz flaute zu Dynamit-Kopf-
    schmerz ab.
    Er las die Kritzeleien an den Wänden. Er bewegte den
    Hals, um ihn beweglich zu halten. Er brach den Weltrekord
    im Wasserhalten.
    Er analysierte die Lage.
    Fulo bricht zusammen oder nicht. Chuck bricht zusam-
    men oder nicht. Jimmy stellt Kaution oder läßt sie im Stich.
    Viel eicht ist der Staatsanwalt schlau: Ein Mord unter Latinos
    bringt einen auf der Karriereleiter nicht weiter.
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    Er konnte Mr. Hughes anrufen. Mr. Hughes konnte
    Mr. Hoover anrufen – damit wäre er die Scheiße los.
    Er hatte Hughes gesagt, er sei drei Tage weg. Hughes war
    mit der Reise ohne weiteres einverstanden gewesen, weil die
    Kennedy-Geschichte sich als Rohrkrepierer erwiesen hatte. Bei
    Joe und Bobby waren ihm die Eier zu Erdnüssen geschrumpft.
    Und ihn hatte Ward J. Littell geohrfeigt.
    Womit der Arsch sein Todesurteil unterschrieben hatte.
    Gail war weg. Die Jack-K.-Nummer hatte sich in nichts
    aufgelöst.
    Hoffa kochte vor Haß auf die Kennedys – und wie.
    Hughes war nach wie vor auf Klatsch und Tratsch versessen
    und drauf aus, einen neuen Skandaljäger für Hush-Hush
    zu finden.
    Pete las, was so an den Wänden stand. Eindeutig bester
    Spruch: »Miamis Polizisten lutschen Nashornschwänze.«
    Zwei Männer traten ein und zogen Stühle heran. Ein
    Wärter schloß ihm die Fußkette auf und verließ hastig die
    Zelle.
    Pete stand auf und streckte sich. Die Verhörzel e schwankte
    und kreiste.
    »Mein Name ist John Stanton«, sagte der jüngere Mann,
    »und das ist Guy Banister. Mr. Banister war beim FBI und
    kurzzeitig Stellvertretender Polizeichef von New Orleans.«
    Stanton war mager und hatte blaßblondes Haar. Banister
    wirkte aufgeschwemmt und hatte einen Bierbauch.
    Pete zündete sich eine Zigarette an. Das Inhalieren ver-
    stärkte das Kopfweh. »Ich höre.«
    Banister grinste. »Sie haben seinerzeit dieses Bürgerrechts-
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    problem gehabt. Sind von Kemper Boyd und Ward Littell
    festgenommen worden, stimmt’s?«
    »Das wissen Sie verdammt gut.«
    »Ich hab’ mal das FBI-Büro von Chicago geleitet und
    Littell stets für einen Schwächling gehalten.«
    Stanton hockte sich rittlings auf einen Stuhl. »Aber Kem-
    per Boyd ist ein anderes Kaliber. Sehen Sie, Pete, er ist zum
    Tiger Kab-Stand gegangen und hat dort ihr Fahndungsfoto
    rumgereicht. Worauf einer der Männer das Messer gezogen
    hat, und Boyd hat ihn ziemlich spektakulär entwaffnet.«
    »Boyd hat Klasse«, sagte Pete. »Und da das immer mehr
    ein Einstellungsgespräch zu werden scheint, erkläre ich gern,
    daß ich ihn für so ziemlich al es uneingeschränkt empfehlen
    kann, was mit Verbrechensbekämpfung in Zusammenhang
    steht.«
    Stanton lächelte. »Was das angeht, stehen auch Sie alles
    andere als schlecht da.«
    Banister lächelte. »Sie haben eine Lizenz als Privatdetek-
    tiv. Sie waren mal Stellvertretender Sheriff. Sie sind How-
    ard Hughes’ rechte Hand und kennen Jimmy Hoffa, Fulo
    Machado und Chuck Rogers. Mit derartigen Referenzen
    können Sie sich sehen lassen.«
    Pete drückte die Zigarette an der Wand aus. »Was Re-
    ferenzen angeht, ist die CIA auch nicht zu verachten. Da
    kommen Sie doch her, oder?«
    Stanton stand auf. »Sie können gehen. Weder gegen Sie
    noch gegen Rogers oder Machado wird Anklage erhoben
    werden.«
    »Aber wir bleiben in Verbindung?«
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    »Nicht direkt. Aber es kann sein, daß ich Sie mal um
    einen Gefallen bitte. Selbstverständlich gegen angemessenes
    Entgelt.«
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    (New York City, 5. 1. 59)
    Die Suite war grandios. Joe Kennedy hatte sie dem Hotel
    schlicht abgekauft.
    Die hundert Menschen vermochten den großen Saal
    nur zur Hälfte zu füllen. Durch das Panoramafenster hat-
    te man einen herrlichen Blick über den Central Park im
    Schneesturm.
    Jack hatte ihn eingeladen. Er hatte gemeint, die Partys
    seines Vaters im Carlyle dürfe man sich nicht entgehen lassen
    – ganz abgesehen davon, daß Bobby mit ihm reden wollte.
    Jack hatte gesagt, es seien Frauen da. Jack hatte gesagt,
    Lyndon Johnsons Rotschopf käme auch.
    Kemper beobachtete, wie Cliquen zueinanderfanden und
    auseinandergingen. Die Party wirbelte an ihm vorbei.
    Der alte Joe stand neben seinen pferdegesichtigen Töch-
    tern. Peter Lawford dominierte eine Männergruppe. Jack
    spießte gemeinsam mit Nelson Rockefeller Cocktailshrimps
    auf Zahnstocher

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