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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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auf.
    Bobby hatte Verspätung. Der Rotschopf war nicht er-
    schienen – hätte Jack sie vor ihm erblickt, hätte er ihm ein
    Zeichen gegeben.
    Kemper nippte an einem Likör. Das Smokingjackett saß
    lose – er hatte es so schneidern lassen, um das Schulterhalfter
    zu verbergen. Bei Bobby war Waffentragen strikt verboten
    – seine Männer waren Juristen, keine Bullen.
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    Er war in gleich zweifacher Hinsicht ein Bulle – doppelte
    Lohntüte, und doppelte Pflichten.
    Er hatte Mr. Hoover mitgeteilt, daß Anton Gretzler und
    Roland Kirpaski tot waren – aber ihr »mutmaßliches Able-
    ben« hatte Bobby Kennedy nicht demoralisiert. Bobby war
    fest entschlossen, Hoffa, die Teamster und das organisierte
    Verbrechen auch LANGE nach Abschluß der Tätigkeit des
    McClel an-Ausschusses zu verfolgen. Sonderkommissionen der
    lokalen Polizeibehörden und Untersuchungsbeauftragte der
    Grand Jurys, denen das Beweismaterial des Untersuchungs-
    ausschusses zur Verfügung gestellt worden war, sollten die
    Speerspitze der Schnappt-Hoffa-Initiative bilden. Auch wenn
    Bobby bald mit den Vorbereitungen zu Jacks Wahlkampf
    ausgelastet sein würde – die Ergreifung Jimmy Hoffas blieb
    sein persönliches Ziel.
    Hoover wollte Genaueres über die Untersuchungen wis-
    sen. Er erzählte ihm, daß Bobby die »geisterhaften« drei
    Millionen Dollar zurückverfolgen wollte, mit denen Hoff-
    as Sun-Valley-Projekt finanziert worden war. Denn Bobby
    war überzeugt, daß Hoffa Gelder abgezweigt hatte und daß
    beim Sun-Valley-Projekt Grundstücksschwindel vorlag. Bob-
    by hatte das sichere Gefühl, daß separate, möglicherweise
    verschlüsselte Bücher der Teamsterpensionskasse existierten;
    Bücher, in denen zig Mil ionen Dol ar Schwarzgeld verbucht
    waren – Geld, das zu exorbitanten Zinsen an Gangster und
    kriminelle Geschäftsleute ausgeliehen wurde. Angeblich, ei-
    nem nie bewiesenen Gerücht zufolge, wurden sie von einem
    Chicagoer Gangster im Ruhestand geführt. Da war sich
    Bobby sicher: Über die Pensionskasse würde er Hoffa zu
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    Fall bringen. Kemper kassierte nun zwei Gehälter. Er hatte
    zwei einander widersprechende Aufgabenbereiche. Abgesehen
    davon, daß ihm John Stanton Andeutungen machte – sollte
    das mit den Kuba-Plänen der CIA klappen.
    Damit hätte er ein drittes Gehalt. Damit hätte er genug,
    um sich ein schönes eigenes Pied-à-terre leisten zu können.
    Peter Lawford hatte sich Leonard Bernstein gekrallt. Bür-
    germeister Wagner unterhielt sich angeregt mit Maria Cal as.
    Ein Kel ner fül te Kempers Glas nach. Joe Kennedy hatte
    einen alten Mann untergehakt.
    »Kemper, das ist Jules Schiffrin. Jules, Kemper Boyd. Ihr
    solltet euch mal kennenlernen. Ihr zwei Halunken seid wie
    füreinander geschaffen.«
    Sie gaben sich die Hand. Joe verdrückte sich, um sich
    mit Bennet Cerf zu unterhalten.
    »Wie geht es Ihnen, Mr. Schiffrin?«
    »Danke, bestens. Und mir ist sehr wohl bekannt, wieso
    ich ein Halunke bin. Aber Sie? Dafür sind Sie doch viel zu
    jung.«
    »Ich bin ein Jahr älter als Jack Kennedy.«
    »Und ich vier Jahre jünger als Joe, damit gleicht sich alles
    wieder aus. Sind Sie Halunke von Beruf?«
    »Ich war beim FBI und habe mich pensionieren lassen.
    Jetzt arbeite ich für den McClel an-Untersuchungsausschuß.«
    »Ein Ex-G-Man? Und bereits pensioniert?«
    Kemper zwinkerte ihm zu. »Ich hatte die FBI-sanktio-
    nierten Autodiebstähle satt.«
    Schiffrin zwinkerte zurück. »Satt, platt. So schlimm kann’s
    Ihnen nicht gegangen sein, wenn Sie sich solche Maßsmokings
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    aus Mohair leisten konnten. Ich wollte, ich hätte so einen
    Smoking.«
    Kemper lächelte. »Und was machen Sie?«
    »Wohl eher, ›was haben Sie gemacht‹? Ich war Financier
    und Gewerkschaftsberater. Das sind Euphemismen, fal s Sie’s
    wissen wollen. Was ich nicht gemacht habe, sind prächti-
    ge Kinder, an denen ich mich im Alter erfreuen kann. So
    prächtige Kinder, wie Joe sie hat. Nicht wahr?«
    »Sie kommen aus Chicago?« fragte Kemper.
    Schiffrin strahlte. »Wie haben Sie das herausgefunden?«
    »Ich habe mich eingehend mit Akzenten befaßt. Da kenn
    ich mich ein bißchen aus.«
    »Da sind Sie aber ein Tiefstapler. Und Ihren schleppenden
    Tonfall, haben Sie den aus Alabama?«
    »Tennessee.«
    »Ah, die Freiwilligen. Schade, daß mein Freund Heshie
    nicht hier ist. Ein Ganove aus Detroit, der seit Jahren im Süd-
    westen wohnt. An seinem Akzent hätten Sie was zu beißen.«
    Bobby betrat das Foyer. Als Schiffrin ihn erblickte,

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