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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Wenn er noch einmal
    durchdreht, sind vielleicht wir dran. Ich möchte heute nacht
    einiges klarstellen.«
    Littell hörte Schritte vor der Tür. Es war zu spät, die
    Lichter auszudrehen und ihn zu überraschen.
    Lenny kam herein. Er mimte den Überraschten, guckte
    zweimal hin.
    »Wer ist denn das?«
    »Das ist Mr. Boyd. Ein Freund von mir.«
    »Und wo Ihr gerade in der Nähe wart, habt Ihr euch
    gedacht, Ihr könntet mal kurz bei mir einbrechen und ein
    paar Fragen stellen.«
    »Du solltest das nicht so sehen.«
    »Wieso nicht? Wir wollten uns angeblich nur telefonisch
    unterhalten, und die Geschichte sol te nur uns beide angehen.«
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    »Lenny –«
    »Ich habe tatsächlich eine Frage«, sagte Kemper.
    Lenny hakte die Daumen in die Gürtelschlaufen. »Dann
    tun Sie sich keinen Zwang an. Und nehmen Sie sich einen
    Drink. Das tut Mr. Littell jedesmal.«
    Kemper wirkte amüsiert. »Ich habe in deinem Adreßbuch
    geblättert, Lenny.«
    »Warum nicht? Das tut Mr. Littell auch jedesmal.«
    »Sie kennen Jack Kennedy und eine Menge
    Hollywood-Leute.«
    »Ja. Und ich kenne Sie und Mr. Littell, was beweist, daß
    ich mich auch in weniger feinen Kreisen herumtreibe.«
    »Wer ist Laura Hughes? Die Adresse ist auffällig – 881
    Fifth Avenue.«
    »Laura fällt vielen Männern auf.«
    »Du zitterst, Lenny. Dein Verhalten hat sich auf einmal
    völlig verändert.«
    »Worauf willst du –«, sagte Littell.
    Kemper schnitt ihm brüsk das Wort ab. »Anfang Dreißig?
    Groß, brünett, Sommersprossen?«
    »Das klingt nach Laura, ja.«
    »Ich habe gesehen, wie Joe Kennedy ihr eine Diamant-
    brosche und mindestens fünfzigtausend Dollar überreicht
    hat. Sieht fast so aus, als schläft sie mit ihm.«
    Lenny lachte. Ein amüsiert-besserwisserisches Lachen.
    »Erzähl mir etwas über sie«, sagte Kemper.
    »Nein. Sie hat nichts mit der Pensionskasse der Teamster
    oder anderen illegalen Geschichten zu tun.«
    »Du hast einen Rückfall, Lenny. Du bist nicht mehr der
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    harte Bursche, der Tony Iannone umgenietet hat. Du klingst
    immer mehr wie die kleine Schwuchtel mit der quiekenden
    Stimme.«
    »Zufrieden, Mr. Boyd?« Lenny ging in einen Bariton über.
    »Spar dir den Witz für die Nachtclubs auf. Wer ist sie?«
    »Das brauche ich Ihnen nicht zu sagen.«
    Kemper lächelte. »Du bist homosexuell und ein Mörder.
    Du hast keinerlei Rechte. Du bist ein Spitzel und gehörst
    dem FBI Chicago.«
    Littell wurde schwindelig. Sein Puls spielte verrückt.
    » Wer ist sie? «sagte Kemper.
    Lenny markierte den Starken. »Das hier ist keine offizi-
    elle FBI-Operation. Sonst wären da Stenographen und jede
    Menge Akten. Das ist die Privatmacke von euch beiden. Und
    ich werde gottverdammt nichts sagen, was Jack Kennedy
    schaden könnte.«
    Kemper zog ein Foto heraus und hielt es Lenny vor die
    Augen. Littell erkannte den toten Jungen.
    Lenny schüttelte sich. Lenny setzte gleich wieder die harte,
    abgebrühte Miene auf.
    »Und? Das soll mir wohl Angst einjagen, wie?«
    »Das war Giancana, Lenny. Er hielt den Jungen für Tony
    Iannones Mörder. Ein Wort von uns, und du siehst aus wie
    der auf dem Bild.«
    Littell griff nach dem Schnappschuß. »Laß gut sein. Er
    weiß jetzt Bescheid.«
    »Widersprich mir nicht vor einem Verdächtigen.«
    »Kemper …«
    »Schlag ihn.«
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    »Kemper –«
    » Schlag ihn. Mach ihm Angst.«
    »Ich kann nicht«, sagte Littel . »Gott verdammt noch mal,
    tu mir das nicht an.«
    »Schlag ihn, oder ich rufe Giancana an und verpfeif ihn
    auf der Stelle.«
    »Nein. Komm … bitte.«
    Kemper reichte ihm einen Messingschlagring. Kemper
    zwängte ihm die Finger hinein.
    »Schlag ihn, Ward. Schlag ihn, oder ich lasse ihn von
    Giancana umbringen.«
    Littell zitterte. Kemper ohrfeigte ihn. Littell stolperte zu
    Lenny hinüber und wankte vor ihm hin und her.
    Lenny hatte erneut sein unverschämtes Grinsen aufgesetzt.
    Littell ballte die Faust und schlug zu.
    Lenny warf ein Beistelltischchen um und ging zähnespu-
    ckend zu Boden. Kemper warf ihm ein Sofakissen zu.
    »Wer ist Laura Hughes? Erzähl mir alles.«
    Littell ließ den Schlagring fallen. Seine Hand schmerzte
    heftig, und er verlor jedes Gefühl darin.
    »Ich habe gefragt, wer Laura Hughes ist.«
    Lenny umarmte das Kissen. Lenny spuckte Teile einer
    Goldbrücke aus.
    »Ich habe gefragt, wer Laura Hughes ist.«
    Lenny hustete und räusperte sich. Lenny holte Luft und
    gab einen tiefen Seufzer von sich, als ob er es hinter sich
    bringen wollte.
    »Sie ist Joe Kennedys

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