Ein amerikanischer Thriller
homosexueller
Zuhälter, der von den übrigen Flüchtlingen verachtet
wurde. Ich stufte beide Männer als gefährlich labil
ein und habe sie entsprechend den vom Stellvertre-
tenden Direktor festgelegten Schulungsrichtlinien
ausgeschaltet.
Sämtliche Männer wurden strengen Verhören un-
terzogen, am Rande der Folter. Fast alle haben mutig
Haltung bewahrt. Sämtliche Männer wurden, wie in
den Ausbildungscamps der Marine Cops, einer Kom-
bination von scharfem körperlichem Drill und verbaler
Beleidigung unterzogen. Fast alle haben mit der idealen
Mischung aus Zorn und Unterwürfigkeit reagiert. Die
von mir ausgewählten vier Männer sind intelligent, auf
kontrollierte Weise gewalttätig, streitlustig (sie werden
in Miami gute Anwerber sein), autoritätsgläubig und
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durch und durch proamerikanisch, antikommunistisch
und gegen Castro. Dabei handelt es sich um:
A) TEOFILIO PAEZ selbst. Geboren am 6. 8. 21.
Früherer Sicherheitschef für United Fruit. Verfügt über
eine Ausbildung in Waffen- und Verhörtechnik. Ehe-
maliger kubanischer Marinetaucher. Fähiger Anwerber
von V-Männern.
B) TOMAS OBREGON. Geboren am 17. 1. 30.
Ehemaliger Castro-Guerilla. Ehemaliger Rauschgift-
schmuggler und Bankräuber in Havanna. Jiu-Jitsu-
Kämpfer und im Umgang mit Sprengstoff geübt.
C) WILFREDO OLMOS DELSOL. Geboren am 9.
4. 27. Cousin von OBREGON. Ehemaliger fanatischer
Linker, der zum rechten Eiferer wurde, als man sei-
ne Bankkonten »nationalisierte«. Ehemaliger Drillser-
geant der kubanischen Armee. Experte für Handfeu-
erwaffen.
D) RAMON GUTIERREZ. Geboren am 24. 10. 19.
Pilot. Fähiger Verfasser von Propagandaschriften.
Ehemaliger Folterknecht für Batistas Geheimpolizei.
Experte in Abwehrtechnik.
3. Ich habe mir die Gegend um das Gelände herum
angeschaut, das die CIA für das Blessington-Camp
erworben hat. Sie ist verarmt und wird von weißem
Pack bewohnt, ein Großteil davon sind Ku-Klux-Klan-
Mitglieder. Ich glaube, daß wir eine weiße Respekts-
person brauchen, um das Camp zu leiten, einen Mann,
der den Rednecks, denen es nicht paßt, daß Exilku-
baner in ihre Gegend ziehen, Furcht einjagen kann.
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Ich empfehle Pete Bondurant. Ich habe seine Akte
als Marine im Zweiten Weltkrieg überprüft und bin
beeindruckt: Er hat 14 Nahkampfangriffe auf Saipan
überlebt, das Navy Cross erhalten und ist vom ein-
fachen Soldaten zum Captain befördert worden. Ich
rate Ihnen dringend, Bondurant als CIA-Mitarbeiter
einzustellen.
Das wär’s fürs erste. Wenn Sie mich brauchen, bin
ich im St. Regis in New York zu erreichen.
Gruß
KB
PS: Sie haben recht gehabt mit Castros Amerikareise.
Er hat sich geweigert, in einem Hotel abzusteigen, das
Negern den Zutritt verwehrte, ging anschließend nach
Harlem und gab antiamerikanische Statements ab. Sein
Verhalten vor der UNO spottet jeder Beschreibung. Ich
beglückwünsche Sie zu Ihrer Vorahnung: Der Typ hat
es »auf eine Zurückweisung« angelegt.
DOKUMENTENEINSCHUB: 12. 5. 59. Aktennotiz: John
Stanton an Kemper Boyd:
Kemper,
der Stellvertretende Direktor hat der Einstellung von
Pete Bondurant zugestimmt. Ich bin mir noch nicht
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sicher und will, daß Sie ihn einen Probelauf machen
lassen, bevor wir mit ihm Kontakt aufnehmen. Denken
Sie sich was aus.
JS
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(Chicago, 18. 5. 59)
Helen strich Butter auf eine Scheibe Toast. »Susans stille
Wut macht mir zu schaffen. Seit sie von uns weiß, haben wir
kaum mehr als drei- oder viermal miteinander gesprochen.«
Littell wartete auf den Anruf von Mad Sal. Er schob das
Frühstück weg – er hatte einfach keinen Appetit.
»Ich habe mich genau zweimal mit ihr unterhalten. Manch-
mal kommt mir al es wie ein Tauschhandel vor – eine Freun-
din bekommen und eine Tochter verloren.«
»Das scheint dir nichts auszumachen.«
»Susan lebt von Ressentiments. Da ist sie genau wie ihre
Mutter.«
»Claire hat mir erzählt, daß Kemper eine Affäre mit einer
reichen New Yorkerin hat, wollte mir aber nichts Genaueres
sagen.«
Laura Hughes war eine halbe Kennedy. Kempers Kennedy-
Vorstoß hatte sich zum Zweifrontenkrieg entwickelt.
»Ward, wo bist du in Gedanken?«
»Es ist der Job. Er nimmt mich völlig in Anspruch.«
»Da bin ich mir nicht so sicher.«
Es war fast 9 Uhr – 7 Uhr in Gardena. Sal war ein
eingefleischter Morgen-Spieler.
Helen wedelte mit der Serviette. »Huhu, Ward! Hörst du
mir überhaupt zu?«
»Was meinst du damit? Du bist dir nicht so
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