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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Kerl.«
    Der Reeder war gewillt, auch Pastor Huuskonen und den Bären zu engagieren. In der Kreuzschifffahrt waren Attraktionen gefragt, entschied er ganz richtig.
    Tanja half Ernie O’Connor als Dolmetscherin, wäh­ rend er in Odessa die Angelegenheiten seines Schiffes und seiner Reederei erledigte. Er bunkerte Proviant: Viele Tonnen Schweinefleisch wurden an Bord genom-men, dazu Fisch, mehrere hundert Liter Speiseöl und eine gewisse Menge Weine aus den Schwarzmeerlän­ dern. Ein Vertreter der ukrainischen Schiffsaufsichtsbe­ hörde kam an Bord, und er empfahl einen neuen An­ strich für das Schiff sowie eine Generalreparatur der Hauptmaschinen. Der Chief, auch er ein großer, rotge­ sichtiger Ire, ließ eine Gruppe einheimischer Schiffsdie­ selmonteure kommen, die die Maschine öffneten und gründlich warteten. Die Ersatzteile wurden aus Deutschland eingeflogen, wo das Schiff einst gebaut worden war. Der Kapitän entwarf das Kreuzfahrtpro­ gramm, während die Oihonna einen leuchtend weißen Anstrich bekam. Über dem Bartresen am Achterdeck wurde ein Schild aufgehängt, das die Aufschrift trug:
    » BEAR BAR Beelze-Pub«
    Anfang Mai bestiegen an die hundert russische Juden samt Gepäck die Oihonna. Es waren Auswanderer, die nach Israel reisen wollten. Ein Lotse kam an Bord, und am elften Mai legte das Schiff ab.
    In Rumänien ankerte die Oihonna vor dem Donaudel­ ta auf Reede vor der kleinen Stadt Sulina. Ein großer Schleppkahn machte am Schiff fest, und hundert kräfti­ ge Putzfrauen, bewaffnet mit Zinkeimern, Besen und Seifen kamen an Bord. Sie brachten alles auf Vorder­ mann, schrubbten den alten Kasten blitzblank, ein­ schließlich jeder Kajüte, des Salons und des Maschinen­ raums. Der muffige Gestank war zum Abend hin ver­ schwunden, alles war frisch und sauber.
    Als die Putzfrauen ausbezahlt waren, setzte die Oi­ honna ihre Fahrt auf dem Schwarzen Meer fort. Das Meer war trotz seines Namens nicht schwarz, sondern tiefblau, aber schließlich ist das Weiße Meer auch nicht weiß, sondern zumeist grau. Ist es vielleicht so, dass das Schwarze Meer im Sturm schwarz, während das Weiße Meer nur in seinen Schaumkronen weiß ist?
    Der Bär führte sachkundig die Bar und zapfte für sei­ ne jüdischen Gäste Bier. Der Beelze-Pub hatte einen ausgezeichneten Umsatz, der Reeder freute sich und bezahlte Beelzebub fortan Lohn nach dem offiziellen Tarif, der Bär wurde als Mädchen für alles eingestuft. Fast die Hälfte seines Monatslohnes ging für sein Futter drauf. Er fraß nämlich ungeheure Mengen und nahm in rasantem Tempo zu. Pastor Huuskonen gab den rus-sisch-jüdischen Auswanderern Hebräischunterricht, denn die meisten von ihnen beherrschten die Sprache nicht, während Huuskonen als Kirchenmann sie an der Universität studiert hatte. Außerdem hielt er für die Juden Gottesdienste ab, bei denen der Bär als sein Gehilfe fungierte.
    Abends und nachts trat Beelzebub im Salon und im Nachtklub auf. Das Programm war dasselbe wie auf der Alla Tarasowa. Beelzebub nahm die Arbeit ernst, er genoss es, aufzutreten, und begriff, dass der Applaus ein Dank für gute Leistung war. Nach den Auftritten sam­ melte er Geld. Die Zuschauer gaben dem Bären, der unerhört tüchtig sammelte, reichlich Trinkgeld.
    Vor den abendlichen Auftritten war Beelzebub stets sehr nervös, in dieser Hinsicht ähnelte er einem Schau­ spieler. Aber wenn die Aufführung begann, verlor sich sein Lampenfieber, und er füllte mit natürlicher Bega­ bung seine Rolle aus.
    Tanja brachte ihm bei, Frühstück zu machen. Er lern­ te schnell, konnte sogar Eier braten. Er selbst machte sich nicht viel aus Eiern und trank weder Kaffee noch Tee, aber Brötchen mit Honig waren natürlich seine erklärte morgendliche Lieblingsspeise.
    Nach einigen Tagen gelangte das Schiff in den Bospo­ rus. Die dreißig Kilometer lange Meerenge war stark befahren. Die Oihonna nahm einen Lotsen an Bord, der sie sicher nach Istanbul geleitete. Es war ein heißer Nachmittag, die Sonne stand fast im Westen, und gerade als die Oihonna unter der wohl einen Kilometer langen Atatürk-Brücke hindurchfuhr, fielen drei riesige Stroh­ ballen aufs Oberdeck. Sie verteilten sich über die ganze Länge des Schiffes, der erste fiel auf den Bug, der zweite neben die Schornsteine, und der dritte krachte auf die Schwelle der Bar. Beelzebub erschrak furchtbar, er war gerade dabei, für eine Jüdin, die sich in ihn verguckte hatte, Bier zu zapfen. Es gab ein ziemliches Chaos,

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