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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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Rücken zu kehren, sobald das Gelöbnis gesprochen war.
    „Eloise?“, rief er abermals durch das stille Haus.
    Der Sturm hatte nachgelassen, aber das leise Plätschern des Regens gegen die Fensterscheiben schien die befremdliche Stille nur zu verstärken. Er legte seinen nassen Mantel ab und näherte sich dem Wohnzimmer. „Wo sind denn nur alle?“, murmelte er.
    Ein Geräusch von oben, das dumpfe Klirren zerbrechenden Geschirrs, ließ ihn jäh innehalten. Gut möglich, dass Thalia in einem ihrer gefürchteten Tobsuchtsanfälle mit Gegenständen um sich warf. Dennoch war er alarmiert.
    Er stürmte, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf und riss die Tür zu Eloises Zimmer auf. Es war leer und ordentlich aufgeräumt. Ein weiterer dumpfer Schlag ließ ihn weiter eilen bis zu einer verschlossenen Tür. In seiner Eile achtete er nicht auf die vertraute Stimme, die unten in der Diele seinen Namen rief, auch nicht auf die Schritte auf der Treppe.
    „Eloise?“, brüllte er. „Thalia? Verdammt noch mal, antwortet mir! Seid ihr da drin?“ Er glaubte, einen erstickten Schrei zu hören. In aufsteigender Panik drehte er den Türknauf mehrmals.
    Die Tür blieb verschlossen. Er warf sich mit der Schulter dagegen, die Scharniere quietschten, der Hilfeschrei einer Frau drang an sein Ohr. Dann nahm er eine Person neben sich wahr. Er wandte den Kopf und war unendlich erleichtert, seinen jüngeren Bruder neben sich zu sehen.
    Devon starrte ihn finster an. „Ich scheine ja grade noch rechtzeitig zu sein.“
    „Hoffentlich“, stieß Drake zähneknirschend hervor. „Bist du bereit?“
    Devon nickte.
    „Ein, zwei …“
    Drei. Das Holz der Türfüllung zersplitterte krachend. Drake zwängte sich durch die Öffnung und stieg über den Schwellbalken ins Zimmer. Sein Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren. Wenn Eloise etwas zugestoßen war, schoss es ihm wirr durch den Kopf, konnte sein Herz ebenso gut aufhören zu schlagen, denn ohne sie hatte sein Leben keinen Sinn mehr. Wenn er sie verloren hätte - wenn er zu spät käme … Er verdrängte die Grauen erregenden Ängste.
    Wo war sie? Wo war Eloise? Da, neben dem Bett mit Thalia. Beide waren anscheinend unversehrt, wenn auch deutlich verstört.
    Drakes Blick erfasste den schäbig gekleideten Mann, der zum Fenster zurückwich. Einen Moment gab ihm die flackernde Furcht in den Augen des Fremden Genugtuung. Ralph Hawkins. Der Betrüger und Erpresser. Ein Feigling schlimmster Sorte.
    Und die Angst des widerlichen Kerls war begründet. Drake bemühte sich nicht, seine Mordlust zu verbergen. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie Eloise mit fliegenden Fingern eine Schmetterlingsbrosche an ihrem Kleid befestigte. Sie war kreidebleich, nur auf ihrem Jochbein zeichnete sich ein roter Fleck ab. Hawkins hatte sie geschlagen. Der Halunke hatte ihr ins Gesicht geschlagen.
    Drake verlor vollends die Beherrschung. Er stürzte sich auf den Übeltäter und zwang ihn in die Knie, bevor Devon die beiden Frauen aus dem Zimmer gebracht hatte. Drake war ein fairer Kämpfer, der seinen Gegnern stets eine Chance zur Gegenwehr gab, aber diesmal kannte er kein Erbarmen. Er schlug Ralphs Kopf in rasendem Rachedurst auf die Dielenbretter, die Hände im Würgegriff um seinen Hals.
    Ralph versuchte zu schreien, brachte aber nur ein Röcheln zustande und ruderte hilflos mit Armen und Beinen. Wie durch dichten Nebel hörte Drake Eloise nach ihm rufen, aber er wollte erst von dem Kerl ablassen, auf dem er kniete, wenn er tot war oder sich wenigstens nicht mehr bewegte. Im Blutrausch seines Rachedurstes hätte er Hawkins zur Hölle geschickt, hätte sich nicht eine schwere Hand auf seine Schulter gelegt.
    „Lord Drake!“, gebot Evan Walton ihm mit strenger Stimme Einhalt.
    Er wollte nicht aufhören, wollte nicht beruhigt werden, wollte sich nicht zusammenreißen, er wollte den wilden Aufruhr in seinem Innern austoben. Er wollte …
    „Lord Drake“, wiederholte Evan Walton lauter und rüttelte Drake an der Schulter. „Ich übernehme den Fall. Sie werden zu einer Hochzeit erwartet, nicht wahr?“
    Drake fürchtete, Eloise und Thalia in völlig aufgelöstem Zustand vorzufinden, als er in den Flur trat. Aber Devon schien es mit seinem entwaffnenden Charme gelungen zu sein, die Frauen zu beschwichtigen. Drake sah Eloise forschend an, scheute sich beinahe, sie zu fragen, ob Ralph seine Rache zu weit getrieben und ihr etwas angetan hatte. Eloise aber war bereits damit beschäftigt, Thalias Haar zu einem

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