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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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entzückendes Gesicht in der Kutsche gesehen.
    „Du wagst es, eine unbescholtene junge Gouvernante nachts in ein Bordell zu bringen?“, fragte er seinen Vetter mit schneidender Stimme.
    „Ich habe sie nur vors Haus gefahren.“
    „Du bist ein elender Gauner, Gabriel.“
    „Ich bin ein Boscastle.“ Gabriel wich ein paar Schritte zurück, da Drake sich ihm drohend näherte. „Moment mal. Was hätte ich denn tun sollen? Sie tat mir leid. Sie ist ein hübsches Ding, und einer Dame in Not konnte ich noch nie eine Bitte abschlagen.“
    Drake versetzte ihm einen derben Stoß. „Dein Mitgefühl bricht mir das Herz.“
    „Da du ihr schon einmal geholfen hast und sie hofft, du würdest es noch einmal tun, wollte ich deinen Ruf als Retter in der Not nicht schmälern.“
    „Glaub bloß nicht, dass du mir ungeschoren davonkommst, du Halunke.“
    Drake ballte wütend die Fäuste. Audrey und die Leibwächter hatten sich ans Ende des Flurs zurückgezogen. Maribella hielt ihre schlanken Arme vor der Brust verschränkt und maß ihn mit eisiger Verachtung. „Ma chère“, bat Drake sie um Verzeihung und hob hilflos die Schultern. „Es ist nicht meine Schuld. Ich bin bald wieder da und erkläre dir alles.“
    „Bemühen Sie sich nicht“, entgegnete sie kühl und schlug ihm die Tür mit einem lauten Knall vor der Nase zu, dass die Wände erzitterten und Gabriel einen erschrockenen Satz nach hinten machte.

7. KAPITEL
    Es dauerte eine geraume Weile, ehe Eloise Verdacht schöpfte, was sich hinter der vornehmen Fassade verbarg. Sie hatte beobachtet, wie Sir Gabriel nach längerer Befragung durch zwei livrierte Diener ins Haus gebeten wurde. Durch das offene Portal hatte sie einen Blick in eine mit Spiegeln verkleidete, schummrig beleuchtete Eingangshalle erhascht. Und plötzlich entsann sie sich, woher sie die Namen „Mrs. Watson“ und „Bruton Street“ kannte. Sie hatte von diesem Etablissement in der Zeitung gelesen, allerdings nicht im Zusammenhang mit Dichterlesungen oder Liederabenden.
    Davon war zwar auch die Rede gewesen, aber stets in Verbindung mit anderen, keineswegs geistigen Zerstreuungen. In diesem Haus konnte eine auserwählte Klientel Zerstreuungen spezieller Natur auf höchstem Niveau in Anspruch nehmen.
    Eloise schreckte Freddie aus seiner entrückten Trance, als sie ausstieg und sich neben ihn auf den Gehsteig stellte. „Es ist ein … ein …“
    „Ein Bordell.“ Er legte eine träumerische Betonung auf das anrüchige Wort. „Das vornehmste Bordell in London.“
    „Was die Moral solch sündigen Treibens nicht hebt.“
    „Ich würde alles dafür geben, wenn ich hier arbeiten dürfte.“
    „Aber Freddie, wie kannst du nur so reden?“, wies sie ihn indigniert zurecht.
    „Ja, ehrlich.“
    Er fuhr sich aufgeregt mit der Hand durch die widerspenstige rote Haarmähne, die ihm nach Eloises Meinung eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem Staubwedel verlieh. „Sir Gabriel hält sich ziemlich lange da drin auf. Soll ich mal nachsehen, ob er Sie vergessen hat?“
    Sie hielt ihn am Ärmel fest. „Wage es nicht, dieses Haus zu betreten“, tadelte sie in ihrem strengsten Gouvernantenton. „Wir sind nur hier, weil wir Hilfe brauchen, um Lord Thornton und seine Schwester zu finden, die ich beide am liebsten windelweich prügeln würde.“
    Freddie beäugte sie besorgt. „So erzürnt habe ich Sie noch nie erlebt, Miss. Dieser Abend hat Sie wohl völlig durcheinandergebracht.“
    Ihre Stimme wurde lauter. „Nicht genug damit, dass ich darum gebeten habe, an … an einem Freudenhaus vorzufahren und …“ Die nächsten Worte blieben ihr im Hals stecken, sie ließ Freddies Ärmel los und zog sich hastig wieder ins Wageninnere zurück.
    Sie hatte ihn augenblicklich erkannt, als er in der Haustür erschien und sich mit ausholenden Schritten der Kutsche näherte. Eloise war so gebannt von seinem Anblick, dass ihr zunächst nicht auffiel, dass er weder Gehrock noch Halsbinde trug.
    Er stürmte heran wie ein Rachegott. Und je näher er kam, desto deutlicher sah sie den Zorn in seiner Miene. Und dann stellte Eloise zu ihrem Entsetzen fest, dass seine Brokatweste aufgeknöpft war und das Hemd darunter gleichfalls.
    „Der Mann ist halb nackt“, stellte sie missbilligend fest, ohne den Blick von ihm wenden zu können. „Was in aller Welt hat er da drin nur getan?“
    Freddie räusperte sich. „Vielleicht ein Boxkampf. Das ist ein beliebter Sport unter den feinen Herrschaften.“
    „Ein Boxkampf, Freddie. In

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