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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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einige von uns sollten den Mund halten und sich um ihren eigenen Kram kümmern“, knurrte Mrs. Barnes halblaut.
    Eloise lächelte verlegen, wenn auch keineswegs gekränkt. Als sie die Wohnzimmertür öffnete, klatschte das Publikum hinter ihrem Rücken Beifall. Sie warf einen Blick über die Schulter, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, dann schüttelte sie den Kopf, floh ins Zimmer und schloss die Tür. Woher wusste die neugierige Bande über ihre Liebesnacht Bescheid?
    Hing ihr ein Schild um den Hals mit der Aufschrift „gefallenes Mädchen“? War ihr die Erfüllung dieser Liebesnacht so deutlich ins Gesicht geschrieben? Oder glaubten die Dummköpfe tatsächlich, sie habe sich in einem Akt der Selbstaufopferung Drake Boscastle hingegeben? Sie wünschte, sich einreden zu können, ihr Sündenfall sei nur aus Barmherzigkeit und Selbstlosigkeit geschehen.
    Sie setzte sich an den Tisch. Zwei Minuten später watschelte Mrs. Barnes mit einer dampfenden Tasse Tee herein. „Wie wär‘s mit gebratenen Eiern und Speck, meine Liebe?“, fragte sie fürsorglich. „Oder eine Schüssel heißen Porridge zum Aufwärmen?“
    Eloise bedachte sie mit einem argwöhnischen Blick. „Mir ist nicht kalt, vielen Dank.“
    „Das kann ich mir denken nach dieser heißen Nacht.“ „Mrs. Barnes, ich muss schon bitten!“
    „Vielleicht eine Scheibe gebutterten Toast? Sie haben gewiss einen Bärenhunger.“
    Seufzend griff Eloise nach der Zeitung auf dem Tisch. „Ist das alles, Mrs. Barnes? Keine Nachricht von Lord Thornton?“
    „Die Post ist noch nicht gekommen. Die Zeitung brachte Major Dugdale gestern Abend. Er meinte, darin ist ein Artikel, der Sie interessieren dürfte.“
    Stirnrunzelnd schlug Eloise die Zeitung auf. „Grundgütiger, schon wieder so ein Schundblatt. Weiß der Mann nichts Besseres mit seiner Zeit anzufangen?“, murmelte sie und begann gegen ihren Willen den Artikel zu lesen, den der Major rot angestrichen hatte.
    Welches Mitglied einer angesehenen Londoner Familie hat sich wohl eine Kurtisane zur Mätresse genommen? Die ser berüchtigte Frauenheld hält sich nicht in einem Kastell versteckt, sondern in einem wohlbekannten Freudenhaus in der Bruton Street. Der Vorname des sündigen Gentleman reimt sich auf Reck …
    Reck. Drake. Kastell. Boscastle. Eloise versuchte den Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken.
    „Sehen Sie sich das an, Mrs. Barnes“, sagte sie tonlos. „Das ist wirklich sehr unerfreulich.“
    „Wieder mal zu viele Blätter in Ihrem Tee?“
    „Die Zeitung. Ich meine die Zeitung.“
    Mrs. Barnes fischte ihre Brille aus der Schürzentasche. „Ach was, gelegentlich habe ich diesen Klatsch ganz gern.“
    Eloise schob den Stuhl zurück und erhob sich. „Ich nicht. Jedenfalls nicht diesen Schund.“
    „Du liebe Güte“, murmelte Mrs. Barnes, während sie die Zeilen, die sie las, mit dem Finger nachzog. „Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie es klingt.“ Sie schaute mit einem hoffnungsvollen Lächeln zu Eloise auf. „Vielleicht ist alles auch nur erfunden. Sie sagen doch selbst, diese Schundblätter stecken voller Lügen.“
    „Aber diesmal stimmt es“, entgegnete Eloise leise.
    „Woher wollen Sie das wissen, Miss?“
    „Weil ich Lord Boscastle persönlich am Abend, als wir uns kennenlernten, in diesem Freudenhaus an der Bruton Street abgeholt habe“, erklärte sie düster.
    „Sie?“, entfuhr es Mrs. Barnes bestürzt. „Sie waren in einem Bordell? Gütiger Himmel, ich muss mich setzen, um das zu verdauen.“
    Eloise nahm ihr die Zeitung aus der Hand. Auch sie hatte einiges zu verdauen. Zugegeben, sie wusste, welchen Lebenswandel Drake geführt hatte, bevor ihre Affäre begann. Aber entdecken zu müssen, dass er dieser … dieser Kurtisane - sie rümpfte angewidert die Nase - und ihr gleichzeitig den Hof machte, war empörend und traf sie wie ein Dolchstoß ins Herz. War sie etwa seine zweite Wahl gewesen? Eine Lückenbüßerin?
    Schlimmer noch, in diesem Artikel hieß es, er sei einer unter mehreren Bewerbern um die Gunst der Kurtisane gewesen. Stellte er ihr etwa immer noch nach? „Maribella St. Ives, dass ich nicht lache!“, fauchte sie. „So heißt die Person nie im Leben. Das lasse ich mir nicht bieten.“
    Mrs. Barnes beäugte sie mit einem beifälligen Nicken. „So ist es recht, Schätzchen. Seien Sie bloß nicht zimperlich und lassen sich eine Beleidigung von so einer Schlampe nicht gefallen.“
    Eloise spitzte missbilligend die Lippen. „Solche Worte stehen

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