Ein bisschen Kowalski gibt es nicht (German Edition)
werden! „Zwischen ignorieren und dem Familientarif ist noch sehr viel Platz!“
„Du brauchst ein verdammtes Handy!“
„Nein, brauch ich nicht! Und wenn doch, könnte ich mir selbst eins kaufen!“
„Was, wenn du mal unerwartet Hilfe benötigst? Weil du vielleicht glaubst, dass mit dem Kind etwas nicht in Ordnung ist?“
Wenn er glaubte, dass sie jetzt nachgab, weil er ihr damit Angst machte, hatte er sich getäuscht! „Die Frauen in diesem Land haben vierhundert Jahre lang Kinder zur Welt gebracht, bevor es Handys gab!“
Er lachte bitter. „Tolles Argument, Beth. Willst du dich denn auch im Wald zwischen die Büsche hocken, wenn die Wehen einsetzen?“
Bevor es gleich richtig Ärger gab, holte Beth einmal tief Luft. Sie wollte etwas Ruhiges und Vernünftiges sagen, kam aber einfach nicht über den Familientarif hinweg.
Kevin ließ ihr keine Chance, lange zu überlegen. „Ich bin für das Baby verantwortlich, falls du das noch nicht begriffen hast. Und deshalb muss ich dafür sorgen, dass du mich jederzeit anrufen kannst, ganz egal, wo du gerade bist. Deshalb habe ich dir das verdammte Handy gekauft.“
Schon auf dem Weg zur Tür, schaute er noch einmal über die Schulter zurück. „Wenn du unbedingt möchtest, benehme ich mich von jetzt an gern wie ein Scheißkerl!“
Damit knallte er die Tür so heftig zu, dass die Wand wackelte.
„Verdammt!“ Beth ging zurück zur Couch und ließ sich seufzend in die weichen Kissen sinken.
Jetzt tat es ihr leid, dass sie so irrational und mies reagiert hatte. Ein bisschen wenigstens. Es war ja nicht so, dass er ihr vorgeschrieben hätte, was sie von nun an anzuziehen hatte. Und einen Minivan hatte er ihr auch nicht gekauft. Oder sie in der Wohnung eingesperrt.
Er hatte ihr nur ein Handy besorgt. Nicht um von jetzt an ihr ganzes Leben zu dominieren, sondern weil er Angst um sie und das Kind hatte. Den Tarif hatte er lediglich gebucht, weil er wusste, dass sie nicht viel verdiente und es so billiger wurde.
Trotzdem – der Familientarif!
Familie … das Wort verursachte bei ihr Panikattacken, und deshalb war sie Kevin gegenüber auch so wütend geworden. Das hatte er nicht verdient. Er war wirklich ein netter Kerl. Wie großartig er sich angesichts ihrer überraschenden Schwangerschaft schlug, war eigentlich ein Wunder. Da wäre ein einfaches Dankeschön für das Handy wohl die angemessene Reaktion gewesen, statt einen Streit vom Zaun zu brechen.
Beth nahm das Gerät und klickte sich durchs Menü. Am besten wartete sie mit einer Entschuldigung, bis Kevin etwas mehr Zeit hatte. Sie hatte ihn heute schon genug gestresst. Da konnte sie sich jetzt auch erst einmal mit der Bedienung dieses Dings vertraut machen. Im Telefonbuch fand sie Kevins Nummer, die, wie er ihr versichert hatte, auch als Notfallkontakt angegeben war.
Neben den zahlreichen Nummern seiner Verwandten und dem Anschluss von Paulie hatte er auch die Nummer der Bar und die des Restaurants eingegeben, in dem Betharbeitete. Außerdem die Nummer der Apotheke und sogar die ihrer Ärztin. Er hatte wirklich an alles gedacht. Damit musste er eine ganze Zeit beschäftigt gewesen sein.
Tränen stiegen Beth in die Augen. Am folgenden Morgen würde sie Kevin sagen, dass es ihr leidtat, und sich bedanken. Jetzt musste sie nur noch schnell das Wort Familie wieder verdrängen.
Kevin rasierte sich gerade, als ein fröhlicher Klingelton verkündete, dass er eine neue SMS erhalten hatte. Er kam gerade nicht an sein Handy heran, andernfalls hätte er es wahrscheinlich wütend in die Ecke geschmissen.
Er selbst war nämlich gar nicht fröhlich.
Noch ein paarmal ließ er die Klinge über die Wange gleiten, dann spülte er sich das Gesicht ab. Als er mit Abtrocknen fertig war, gab das Handy ein deutlich schrilleres Erinnerungssignal von sich. Fluchend packte Kevin das Ding und klappte es auf.
Die SMS stammte von Beth. „Tut mir leid.“
Das ging ihm ähnlich. Es war am Vortag ziemlich anstrengend gewesen, sich bis zum Ende seiner Schicht nichts in der Bar anmerken zu lassen. Und nachts hatte er dann wach gelegen, die Decke angestarrt und überlegt, was er falsch gemacht hatte. Das Handy war an sich kein Fehler gewesen, dazu stand er. Aber vielleicht hatte er es Beth zu sehr aufgedrängt.
Möglicherweise hätte er die Sache vorher mit ihr besprechen müssen, doch dann wäre sie nie darauf eingegangen. Um so ein Geschenk anzunehmen, war sie einfach zu stolz, was ja an sich nicht verkehrt war. Sie hätte
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