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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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was er nicht gut konnte?). Das zweite Mal, als ich Grace beim Abendessen erzählte, dass ich nicht nur
keinen
Verlobungsring von Kirk hatte, sondern dafür eine heiße Affäre mit dem Mann, der seit zwei Jahren direkt unter meiner Nase lebte. Und diese Affäre war wirklich heiß. In den wenigen Wochen seit dieser schicksalhaften Nacht hatten wir uns auf jedem Möbelstück geliebt, das stabil genug dafür war. Und auf einigen, die es nicht waren (aber mir hat dieser Tisch aus der Gründerzeit sowieso nie gefallen). Und ich verwende das Wort „geliebt“ nicht leichtsinnig. Mit Kirk hatte ich Sex. Jetzt wusste ich, dass er mich durch seine gekonnte Technik zwar zum Höhepunkt hatte bringen können (in dieser Hinsicht hatte ich keine Probleme), aber niemals dorthin, wo ich wirklich sein wollte.
    „Du liebst Justin.“ Grace lächelte mich vieldeutig über ihr Weinglas hinweg an.
    „Liebe?“ Ich wollte protestieren, konnte aber nicht. Ich war tatsächlich total verliebt in meinen Sofas hortenden, Karriere verweigernden, grünäugigen Mitbewohner.
    Und ich konnte nichts dagegen tun. Sonst hätte ich es getan, das können Sie mir glauben. Weil ich mir vor Angst beinahe in die Hosen machte. Ich hatte das Gefühl, von einem Tornado verschluckt worden sein – anders kann ich Justins Art, zu lieben, nicht beschreiben: total, restlos und unbekümmert.
    In diesen erschreckenden Wochen war ich abends, wenn er spät nach Hause kam, nur noch ein zitterndes Bündel – weil ich glaubte, er sei bei einem Überfall getötet worden (nachdem er immer mitten auf der Straße seinen Geldbeutel öffnete, um einem Bettler Geld zu geben), oder schlimmer, von einer dieser zahllosen Frauen verführt worden. Ich weiß, ich weiß, ein Überfall wäre schlimmer gewesen, aber ich befand mich in diesem irren Zustand, in dem ich seinen Tod eher verkraftet hätte, als eine blonde, langbeinige Blondine.
    Kurz gesagt, ich war ein einziges Nervenwrack. Ich bekam sogar einen Wutanfall, als eine dieser infamen Frauen mit heiserer Stimme auf unseren Anrufbeantworter schnurrte (wir gingen nie ans Telefon, weil wir nicht gestört werden wollten). Als Justin sah, in welche Aufregung mich dieser Anruf versetzte, verbot er offenbar am nächsten Tag jeder Frau, die er kannte, sich nicht zu melden, denn auf einmal klingelte das Telefon kaum noch.
    Nein, Moment, es klingelte, aber meistens war meine Mutter dran, der ich von meiner Trennung erzählt hatte (wie Sie sich vorstellen können, war sie begeistert). Da ich ihr allerdings den Grund für meine gute Laune nicht sagen wollte, war sie ziemlich misstrauisch. Ich befürchtete, die Wahrheit zu sagen, würde alles irgendwie … unwahr machen.
    Ja, man könnte sagen, dass ich ihn liebte. Und es war schrecklich.
    Und wundervoll.
    Denn plötzlich hatte ich jede Menge Energie und verfolgte meine Karriere, vor allem, als meine Tage bei
Rise and Shine
vorüber waren. Ich wurde von einer gelenkigeren und irgendwie frecheren Ausgabe meiner selbst ersetzt. Oder von Marisa Tomei. Dieses Mädchen sah genauso aus wie ich, nur dass sie hispanischer Abstammung war. Laut Rena, die nicht unglücklich darüber war, dass ich in letzter Minute absprang, hatte der Network-Sender an mir ausschließlich die ethnische Komponente geschätzt, die ich zu der Show beisteuerte. Von wegen ethnische Komponente. Die konnte sie sich sonst wo hinstecken.
    Viveca Withers verkraftete meine Absage bei
Rise and Shine
besser, als ich erwartet hatte. Womöglich lag das an meiner neuen Entschlossenheit. Ich glaube, ihr zusammengenähtes Gesicht verzog sich sogar zu einem ehrlich gemeinten Lächeln, als ich ihr sagte, dass ich den Vertrag nicht unterschreiben könnte, selbst wenn ich niemals wieder eine Chance bekommen würde. Ohne große Diskussion setzte sie mich auf ihre nicht unbedeutende Namensliste. Da wurde mir klar, dass die Leute genau das glaubten, was man ihnen spiegelte. Als ich Viveca zum ersten Mal traf, wollte ich in Wahrheit von ihr hören, dass ich aufgeben sollte, bevor es zu spät war.
    Aber es war nicht zu spät. Im Gegenteil. Ich ging zu einem Casting für eine tägliche Fernsehserie. Die Rolle bekam ich zwar nicht, aber ein tolles Feedback. Und noch beeindruckter war Viveca, als kein Geringerer als Robert Foley mit ihr Kontakt aufnahm, der Castingchef von
All for Love
. Ich hatte ihm meinen Lebenslauf geschickt und einen kurzen Brief, in dem ich schrieb, dass ich hoffte, er würde mich im Gedächtnis behalten. Nicht nur das, er

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