Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
rief Viveca sogar umgehend an. Offenbar war Robert Foley der Meinung, dass ich das Potenzial für eine Pilotsendung hatte, die im kommenden Herbst ausgestrahlt werden sollte. Stellen Sie sich vor – Robert Foley war der Meinung, dass ich beim Casting eine „nervöse Mixtur aus Verzweiflung und Verletzlichkeit“ dargestellt hatte (wenn er wüsste). Und zwar so viel nervöse Verzweiflung und Verletzlichkeit, dass er mich durchaus in der Rolle einer toughen allein erziehenden Mutter sehen konnte, die nach dem rätselhaften Tod ihres Mannes einen Job beim New York Police Department annimmt. Ich und tough! (Ich vermute, es lag an meinen muskulösen Armen.) Ich und Mutter! Noch viel erstaunlicher war, wie ich mit Hilfe von Justin das Casting meisterte. Zwar hatte ich nach einer Woche noch immer nichts gehört, war aber voller Hoffnung.
„Hey, Sweetie“, begrüßte mich Justin, als ich nach meiner Siebenstundenschicht von
Lee and Laurie
nach Hause kam. Er stand in der Küche und bereitete
Marinarasoße
vor. Sie erinnern sich, dass er ein Küchengott ist? Ich bekam nun also ein frisches, heißes Mahl, wenn ich nach Hause kam, und dann einen frischen, heißen Mann. Was nur hatte ich mir vorher
gedacht
?
Gut, das war das dritte Mal, dass ich mir diese Frage stellte.
Justin küsste mich über den Topf hinweg, als ob er mich seit sieben Wochen nicht mehr gesehen hätte und nicht seit sieben Stunden.
„Wie war’s bei der Arbeit?“ Er schloss den Topfdeckel.
„Der übliche Trott. Aber zumindest spricht Michelle wieder mit mir.“
Ja, das müssen Sie sich mal vorstellen: Michelle hatte mit mir, seit ich ohne Verlobungsring und Freund von meiner Einkaufstour zurückgekommen war, nicht mehr gesprochen. Aber inzwischen hatte sie den Schock überwunden. Vermutlich, weil Justin einmal bei uns im Büro vorbeigekommen war, um Hallo zu sagen. Michelle genügte ein Blick, um ihre Meinung zu ändern. „Du weißt, was du zu tun hast, Angie“, sagte sie, als er wieder gegangen war. Von wegen. In unserer Beziehung gab es keinen Platz für Spielchen. Ich brauchte sie nicht. Ich brauchte nur ihn. Und ich hatte ihn, Nacht für Nacht.
Jetzt, nach einem Dinner bei Kerzenlicht, hatte ich ihn wieder. Hinterher lag ich neben ihm in seinem Bett, absolut zufrieden. Ich fühlte mich so sicher … und so
geliebt
. Und ich wusste, dass es Justin genauso ging. Das erkannte ich daran, wie er mich anblickte. Wie er mich genau in diesem Augenblick ansah.
„Ich habe heute mit meinem Freund Sammy gesprochen.“ Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du erinnerst dich doch an Sammy, oder? Er hat mit uns zusammen Schauspielunterricht genommen. Er hat mich im
Back Fence
gesehen, musste aber gleich nach meinem Auftritt gehen, ich konnte also nicht mit ihm sprechen.“
„Ja, ich glaube, ich kann mich an ihn erinnern“, sagte ich. „So ein kleiner Kerl, oder? Und wahnsinnig komisch. Was ist aus ihm geworden?“
„Nun, er ist vor etwa einem Monat aus Vegas zurückgekommen, wo er als Stand-up-Comedian gearbeitet hat, du weißt schon, in Casinos, Nachtclubs und so. Er fand die Bernadette-Texte total witzig. Er glaubt, ich könnte der nächste Adam Sandler werden. Vielleicht werde ich es auf einen Versuch ankommen lassen.“
„Was denn?“ fragte ich verdutzt.
„Nun, Stand-Up-Comedy.“
„Stand-Up-Comedy?“ fragte ich ungläubig. Ich meine, okay, einige Bernadette-Lieder waren schon ganz lustig, aber ich glaube nicht, dass er das
beabsichtigt
hatte.
„Und was ist mit deiner Musik? Du warst doch schon auf einem ganz guten Weg.“ Mich brachte die Tatsache, dass er schon wieder den Beruf wechseln wollte, wirklich zur Verzweiflung.
„Du weißt doch, die Musik war nie meine erste Liebe.“
So langsam kam er zum Punkt. „Und was, wenn ich fragen darf, ist deine erste Liebe?“
Er seufzte. „Der Film natürlich.“
Ich war erleichtert, dass ich die ganze Zeit Recht gehabt hatte, aber auch verblüfft, denn seit ich Justin kannte, hatte er alles getan, um seinen Traum
nicht
zu erfüllen. „Warum machst du dann keinen Film?“ fragte ich.
„Ich habe bereits einen gemacht, Angie.“ Ich hörte eine unterschwellige Verärgerung in seinem Ton, wie ich sie von ihm nicht kannte. „Ich habe alles dafür gegeben. Und was hat es mir gebracht?“
„Einen Preis. Und das Interesse der Branche. Vielleicht wäre noch mehr draus geworden, wenn du nicht weggelaufen und Schauspieler geworden wärst.“
„Wenn ich nicht weggelaufen
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