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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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Zimmer.
    „… wenn Sie die Blumen schnell liefern könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Danke schön.“
    „Wer ist denn gestorben?“ fragte Justin, ging zum Sofa Nummer drei (er entwickelte immer eine besondere Vorliebe für das neueste Sofa, als müsse er mir und dem Rest der Welt beweisen, dass seine Rettungsaktion sinnvoll gewesen war) und ergriff die Fernbedienung.
    „Gestorben?“ fragte ich verwirrt.
    „Hast du nicht gerade Blumen bestellt?“ Sein Blick wirkte irgendwie misstrauisch, obwohl er bereits durch sämtliche Fernsehkanäle surfte.
    Beschämung ergriff mich. Und dann Panik. Justin hätte heute Abend gar nicht zu Hause sein sollen. Freitags war er meistens bei der
Open-Mike
-Nacht im
Back Fence
, wo er sich andere Musiker anhörte und, wie ich vermutete, darüber nachdachte, selbst einmal auf die Bühne zu gehen. Nachdem er mit dem Filmemachen und dann mit der Schauspielerei aufgehört hatte, angeblich, um sich der Musik widmen zu können, brachte er gerade noch genug Energie auf, ein paar Akkorde auf seiner Gitarre zu spielen, während er verträumt die gesammelten Möbelstücke in seiner Wohnung betrachtete. Nur wegen dieser
Open-Mike
-Freitage wusste ich überhaupt, dass er noch an einer Musikkarriere interessiert war. Und genau deswegen hatte ich ja den heutigen Abend für meinen miesen kleinen Plan ausgesucht. Ich hatte ja nicht mal Lust, mir selbst mein erbärmliches Handeln einzugestehen, geschweige denn einem meiner besten Freunde.
    „Gehst du heute nicht ins
Back Fence
?“ erkundigte ich mich und ignorierte die Tatsache, dass er offenbar eine Sendung gefunden hatte, die ihn interessierte, und tiefer in die Sofakissen gerutscht war.
    „Nee. Ich bin erledigt.“ Nach ein paar Sekunden sah er schließlich zu mir hoch, vermutlich, weil ich mich vor ihm aufgebaut hatte und verzweifelt nach einer Möglichkeit suchte, ihn aus der Wohnung zu bekommen. Es ging nicht darum, dass Kirk vorbeikommen wollte. Kirk hatte Justin akzeptiert, wenn auch eher widerwillig. Aber die Vorstellung, dass Justin meinen kleinen Plan entdecken könnte, war absolut entsetzlich.
    „Was ist los?“ Er betrachtete mich besorgt.
    „Nichts!“ behauptete ich und machte es damit nur noch schlimmer. Ich beugte mich hinunter, begann einen nicht existierenden Fussel vom Sofa zu entfernen, und sah zu ihm auf. „Es ist nur … weil Kirk vorbeikommt.“
    „Ach ja?“ Er wirkte ein wenig überrascht. Es war ja nicht so, dass Kirk selten hier war, nur verbrachten wir inzwischen immer mehr Zeit in seiner Wohnung. Einerseits, weil ich einen Mitbewohner hatte, aber andererseits wegen des großens Durcheinanders hier. Kirk hatte eine entschiedene Abneigung gegen die Unordnung, in der Justin und ich freiwillig lebten. Wenn Kirk kam, konnte er es nicht lassen, sich über nicht korrekt beseitigten Wertstoff (ich hatte die Angewohnheit, alle Zeitungen, Zeitschriften und Branchenhefte aufzuheben, in der Hoffnung, irgendwann Zeit dafür zu haben) und über die Anhäufung anderer Leute Abfall auszulassen (Sie wissen, wer dafür verantwortlich war). Ich musste Kirk ja Recht geben. Es war nicht normal, inmitten von sechs Lampen, drei Sofas und einem Zeitungsstapel zu leben, der eher in den Lesesaal der
New York Public Library
gepasst hätte.
    „Jedenfalls wollte ich für uns kochen.“
    Statt zu antworten zog er eine Augenbraue in die Höhe.
    „Was denn?“ fragte ich.
    „Nichts.“ Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Fernseher. Ich wusste jedoch genau, dass er an das Desaster dachte, das ausbrach, als ich ein Essen für all unsere Freunde kochen wollte. Zum Glück hatte Justin mich gerettet und schnell
Pasta Fagioli
gezaubert. Für einen Typen aus dem mittleren Westen, der eine Mischung aus allen möglichen Völkern außer dem italienischen war – in ihm war etwas Englisches, Französisches und sogar irgendwas Skandinavisches –, hatte er ein ziemlich gutes Händchen für die italienische Küche. Als ob er und nicht ich die italienischen Gene abbekommen hätte.
    „Soll ich dir helfen?“ fragte er, weil ich weiterhin neben ihm stehen blieb und ihn ansah.
    „Nicht direkt …“ begann ich. Ich wusste nicht, wie ich ihn bitten sollte, zu gehen. „Was macht C.J. denn heute Abend? Du hast ihn schon ziemlich lange nicht mehr gesehen“, begann ich.
    C.J. war Justins bester Freund, einer, dem es gelungen war, verheiratet, erfolgreich und trotzdem einer der coolsten Menschen zu sein, die ich kenne. Er war Vizepräsident

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