Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
meine Augen immer wieder in Richtung Justins Zimmer verdrehte, um ihm stillschweigend zu bedeuten, dass es an der Zeit war, zu verschwinden, blickte Justin Kirk so freundlich an, als sei er sein bester Freund.
Und der war er mit einem Mal auch. Kirks Augen leuchteten auf, als er den Fernsehschirm erblickte. „Ist das das Spiel der
Yankees
gegen die
Red Sox
?“ fragte er und machte es sich neben Justin auf dem Sofa bequem.
Du meine Güte. Wie sollte ich Justin verdammt noch mal jetzt noch aus der Wohnung bekommen?
Ich beschloss, dass es am besten war, zunächst zurück in die Küche zu gehen. Schließlich musste ich im Moment mit viel wichtigeren Dingen fertig werden. Zum Beispiel mit Fleisch.
In der Küche brutzelten die blutig roten Steaks immer noch. Zum Glück hatte ich den Metzger gebeten, noch ein weiteres Steak dazu zu packen. Wie es aussah, musste ich jetzt für drei kochen.
Ich kann das, dachte ich, als ich die hübsch braun gewordenen Steaks umdrehte, den frisch gekochten Spargel auf eine Platte legte und die gebackenen Kartoffeln aus der Mikrowelle nahm. Ich betrachtete mein Werk und stellte befriedigt fest, dass ich im Grunde eine Küchengöttin war.
Nachdem die sechs Minuten für die andere Seite vorbei waren, nahm ich eines der Steaks vom Grill und machte einen kleinen Schnitt in der Mitte, um sicher zu gehen, dass sie durch waren und ich mich, meinen Freund und meinen, ähm, künftigen Ehemann nicht umbringen würden. Roter Saft spritzte heraus. Ich erschauerte. Auf gar keinen Fall konnten wir das Fleisch so essen. Mein Kopf füllte sich mit Bildern von tanzenden Mikroben. Was in dem Kochbuch stand, konnte einfach nicht stimmen …
Ich legte das Steak zurück auf den Grill, als es an der Tür klingelte.
„Ich mach schon auf!“ Ich rannte mit besorgtem Blick an dem Sofa vorbei zur Sprechanlage. Kirk starrte weiterhin in den Fernseher, unbekümmert. Justin hingegen schaute mich an und kniff die Augen zusammen.
Mit zitternden Händen drückte ich auf den Knopf und betete still, dass mein geliebter Mitbewohner mich nicht verraten würde. „Ja?“
„Eine Blumenlieferung“, hörte ich eine Stimme mit starkem spanischem Akzent sagen. Ich blickte zur Couch. Jetzt hatte ich Kirks Aufmerksamkeit gewonnen. Aber dieses Triumphgefühl verschwand ganz schnell, als ich Justins Gesichtsausdruck sah, der sich mit vor der Brust verschränkten Armen aufsetzte. Er wusste genau, was ich im Schilde führte. Mit einem kurzen wage-es-nicht-waszu-sagen-Blick, von dem ich nur hoffte, dass Kirk ihn nicht sah, ging ich zur Tür und riss sie auf.
Nur um festzustellen, dass das, was der Blumenmann in der Hand hielt, eine Art Busch mit Blüten war. Ein sehr großer Busch. „Was zum …“ Ich hielt inne, schielte hinter mich ins Wohnzimmer, aus dem Kirk und Justin mich angafften.
Wo sind meine Rosen?
wollte ich brüllen, was ich aber aus offensichtlichen Gründen nicht konnte.
„Blumen für Miss …“ Der Mann begann, den Auftrag in seiner freien Hand zu studieren. „DiFranci?“
Ich seufzte. Ein Florist, der nicht mal einen so einfachen Namen wie DiFranco richtig verstand, war wohl nicht gerade die beste Wahl für meinen lächerlichen Plan gewesen. Ich korrigiere. Für Michelles Plan. Warum hatte ich überhaupt auf sie gehört?
Ich starrte den großen pinkfarbenen Busch an und erkannte, dass der Fehler von
Murray’s
mir einen Weg aus dieser peinlichen Situation bot. „Das muss ein Missverständnis sein“, begann ich. „Ich habe keine … keine Pflanze bestellt.“ Das war doch die Wahrheit, nicht wahr? Ich hatte
Rosen
bestellt. Ein Dutzend langstielige Rosen. Für 54,95 Dollar.
Der Mann legte sein Gesicht in Falten, hob den Auftrag näher an seine Augen und starrte darauf. „Miss, auf dem Auftrag steht, dass ich diese Blumen an Miss Angela DiFranci liefern soll.“
„Tut mir Leid, aber das kann ich nicht annehmen …“ Ich blickte hinter mich und stellte fest, dass Kirk nun im Flur stand. Und natürlich war Justin hinter ihm und grinste übers ganze Gesicht.
„Was ist los?“ fragte Kirk. „Gibt es ein Problem?“
„Nö, kein Problem. Schau dir ruhig das Spiel weiter an. Ich glaube, die haben sich in der Adresse geirrt.“
„Nein, Miss. Hier steht, dass ich diese Blumen an Miss Angela DiFranci, 347 East Ninth Street, Apartment 3B liefern soll.“ Dann, wieder seinen Zettel studierend, fügte er hinzu: „Der Auftrag ist von …“
„Okay, okay.“ Ich schnappte die beleidigende Pflanze und
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