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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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holte etwas Kleingeld aus meiner Hosentasche, um ihn, meine Realität gewordene Nemesis, zum Schweigen zu bringen.
    Weiß der Himmel mit wie vielen allein lebenden Frauen dieser Typ zu tun hatte, denn mit einem Zwinkern und Lächeln verschwand er, bevor ich ihn noch nach der Pflegeanleitung fragen konnte. Ich betete nur, dass dieser Busch, dessen stolzer Besitzer ich nun war, nicht noch mehr kostete, als die Rosen. Und dass Kirk zumindest ein klein wenig von der heimlichen Liebelei, auf die sie ja hindeuten sollte, mitbekam.
    „Hey, ist das eine Azalee?“ fragte Justin, als ich auf ihn zulief, ohne zu wissen, wie ich angesichts dieses … Wahnsinns weitermachen sollte. „Ich liebe Azaleen. Als ich ein Kind war hat meine Mutter in
Oak Park
welche gezüchtet.“
    So viel zum Thema Liebelei.
    „Was steht denn auf der Karte?“ fragte Kirk, als ich die mich kränkende Pflanze vorsichtig auf den Couchtisch stellte.
    „Ja, was steht denn drauf?“ wiederholte Justin, der ganz offensichtlich neugierig war, was für ein Spiel ich da spielte.
    Selbst gespannt öffnete ich die Karte. Als ich die gedruckten Worte las, war mir klar, dass mein sowieso völlig lächerlicher Plan ganz und gar versagt hatte. „Beste Wünsche und gute Besserung. Alles Liebe, Sam und Stella.“
    „Wer sind Sam und Stella?“ fragte Kirk.
    Als ob ich das selbst nicht gerne gewusst hätte.
    Wie sich herausstellte, erholte ich mich (fast) vollständig von dem Azaleen-Fiasko. Nachdem wir Spargel, Kartoffeln und gebratenes Huhn gegessen hatten (bei
BBQ
bestellt, weil das Fleisch nach dem exzessiv langen Grillen ungenießbar geworden war), zogen Kirk und ich uns in mein Zimmer zurück und ließen Justin mit der Azalee alleine, die ihn so begeisterte, dass er sogar die Bücherstapel auf dem Fensterbrett zur Seite schob, um Platz für sie zu schaffen. Und während Kirk und ich im Bett lagen und eine Wiederholung von
Seinfeld
anschauten, klingelte das Telefon.
    Kirk sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Wer zum Teufel ist denn das?“
    Ich zuckte mit den Schultern und griff nach dem Hörer. Anrufe zu dieser späten Stunde waren nicht ungewöhnlich, aber das wusste Kirk nicht. Er verbrachte nicht genug Zeit in meiner Wohnung, um meine Gewohnheiten zu kennen.
    „Hallo?“ fragte ich zögernd.
    „Willst du mich eigentlich
nie
zurückrufen?“
    „Josh!“ rief ich. „Tut mir Leid, ich hatte viel zu tun. Und wie geht es dir?“
    Ich traute mich nicht, Kirk anzusehen, der sich sicherlich fragte, wer dieser Josh war, der mich um – ich schaute schnell auf die Uhr – 23 Uhr 47 anrief. Wir konnten uns zu jeder Uhrzeit anrufen, um zum Beispiel ein Gespräch über die Gefahren medizinischer Misswirtschaft zu führen (Josh arbeitete, seit er die Schauspielerei aufgegeben hatte, bei einer Versicherung) oder über die Schwierigkeiten eines Vorsprechens (weil Josh immer eine Menge Tipps für einen Beruf einfielen, den er selbst aufgegeben hatte). Obwohl diese späten Anrufe seit seiner Beziehung mit Emily selten geworden waren, griff er manchmal darauf zurück, wenn er mich sonst nicht erreichen konnte.
    „Hast du meine Nachricht nicht bekommen?“ fragte er.
    „Doch, doch. Habe ich. Das sind, äh, wunderbare Neuigkeiten.“
    „Nun ja, ein Mann findet ja nicht jeden Tag die Frau, mit der er den Rest seines Lebens verbringen will“, sagte er selbstzufrieden. Und dann, wie um mich zu trösten, dass nicht
ich
diese Frau gewesen war, fuhr er fort: „Aber du sollst wissen, dass du die Erste warst, der ich es erzählt habe – nach Emilys Verwandten natürlich.“
    Was für ein Trost. Wem sonst hätte Josh es denn erzählen sollen? Mit seinen Eltern sprach er nicht mehr (eine jahrelange Therapie hatte ihm deutlich gemacht, dass sie ihm nicht nur in der Vergangenheit Schaden zugefügt hatten, sondern es auch in Zukunft tun würden), und wahrscheinlich war ich eine der ganz wenigen Freunde, die Josh noch hatte, nachdem er sein ganzes Leben Emily zuliebe aufgegeben hatte.
    „Was hältst du von einem kleinen feierlichen Abendessen am Montagabend?“
    „Montagabend?“ Ich überlegte kurz und stellte fest, dass ich wie gewöhnlich nichts anderes geplant hatte, als mit Kirk eine Pizza zu bestellen und ein Video auszuleihen. „Wie viel Uhr?“
    „So gegen acht?“
    „Gut.“ Ich fügte mich in mein Schicksal.
    „Ich freue mich darauf, Angie.“
    „Ja, äh, ich auch“, antwortete ich und legte auf. Irgendwie fürchtete ich mich vor dem Treffen.
    Doch

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