Ein Braeutigam und zwei Braeute
die Ratschläge meiner Mutter. Ich hörte zu und war hochzufrieden, daß sie so respektvoll von Männern sprach. Wenn ich groß wäre, würde auch ich ein Mann sein …
Die Frau ging, offenbar willens, meiner Mutter zu folgen.
Doch anstatt gut und unterwürfig zu sein, trank die Frau nach dem nächsten Ehekrach eine halbe Flasche Essigessenz, lief dann mit verätzten Lippen zu den Nachbarn und rief stöhnend um Hilfe.
Man holte die Ambulanz, und die Sanitäter pumpten der Frau den Magen aus.
Ein paar Wochen später brach in ihrer Wohnung Feuer aus. Die Frau öffnete das Fenster zum Hof und schrie laut: »Hilfe! Feuer!«
Jemand rief die Feuerwehr an, und die kam sofort mit ihren rasenden Rössern angeprescht. Erst schlugen die Feuerwehrleute sämtliche Wohnungsfenster ein, dann zerbrachen sie die neuen Möbel, und erst danach löschten sie die Flammen. Das Feuer selber war ein Rätsel. Die Frau sagte, sie habe den Wandschrank mit den Kleidern aufgemacht, und daraufhin habe es gebrannt.
»Wie kann es in einem Wandschrank brennen?« wollten ihre Nachbarn wissen.
»Das frage ich Sie!« war ihre Antwort.
Einige Zeit verging. Dann war eines Tages die Straße plötzlich schwarz von Menschen. Der junge Blechschmied war vom Dach gefallen. Er war nicht tot, hatte sich aber ein Bein gebrochen. Sein Sturz war auch rätselhaft – das Dach war weniger steil als andere, und er hatte neben dem Schornstein gestanden. Es war windstill gewesen. Im Krankenhaus erzählte er Leuten, die ihn besuchten, um zu erfahren, was passiert war, er habe das Gefühl gehabt, zwei Hände hätten ihn bei der Schulter gepackt und ihm einen Stoß versetzt. Er hatte versucht, sich an der Dachrinne festzuhalten, aber jener andere, der ihn gestoßen hatte, war stärker als er.
»Augenblick mal. Wer hat Sie gestoßen?«
»Es muß ein Dämon gewesen sein.«
»Mitten am hellichten Tag?«
»Na ja, Sie sehen doch, was passiert ist.«
Den Leuten blieb es unbegreiflich. Andererseits fallen Blechschmiede gelegentlich vom Dach. Die Sache mit den Händen hatte er sich vermutlich eingebildet. Aber offenbar wurde das Paar von Pech verfolgt.
Bald konnte der Blechschmied das Krankenhaus verlassen, und die Frau wurde schwanger. Alles schien jetzt glattzugehen. Doch dann hatte die Frau eine Fehlgeburt. Sie erklärte, sie habe in der Küche gestanden und Suppe gekocht, und plötzlich sei die Tür aufgegangen und eine schwarze Katze sei hereingehuscht. Der jähe Schreck hatte Blutungen ausgelöst.
»Vielleicht war die Tür offen«, meinte jemand.
»Nein, sie war zu. Jemand hat die Klinke gedrückt und die Katze hineingelassen.«
»Wer soll das gewesen sein?«
»Ich bin genauso schlau wie Sie.«
Die Leute in der Straße fingen an, sich alles mögliche zu überlegen. Die einen sagten, die Mißgeschicke kämen davon, daß die Frau denselben Namen trug wie die Mutter ihres Mannes. Andere vermuteten, daß sie die Reinheitsgebote nicht einhielt und nicht zur rechten Zeit die Mikwe aufsuchte. Vater bat einen Schreiber, die Mesusen zu überprüfen. Außerdem lieh er dem Paar einen Band des Sohar , der als Zaubermittel galt, um Dämonen zu vertreiben.
Eine Weile herrschte Ruhe. Dann aß die Frau eines Freitagabends einen Hühnerkopf, und der Schnabel blieb ihr entweder in der Kehle oder in der Luftröhre stecken. Hilfeschreie hallten durch den Hof. Wieder wurde die Ambulanz geholt, und ein Arzt entfernte der Frau den Hühnerkopf aus dem Rachen. Wäre er zehn Minuten später gekommen, erklärte er, hätte die Frau schon nicht mehr gelebt.
Ein Mißgeschick jagte das andere. Der Hof kam aus dem Staunen nicht heraus. Ganz eindeutig lief da irgend etwas verkehrt. Böse Mächte suchten das Paar heim. Aber warum die beiden?
Es gab eine weitere Serie von Bränden. Keine Großfeuer, sondern kleinere Brände. Ein Abfalleimer hatte sich von selbst entzündet, und höllisches Feuer züngelte heraus. Die Frau löschte es rasch mit einem Krug Wasser. Zwei Stunden später ging sie ins Schlafzimmer und sah auf der Bettdecke ein Flämmchen tanzen, das sie mit einer Jacke erstickte. Ein oder zwei Tage danach fing ein Vorhang Feuer und verbrannte.
Jedesmal kam die Frau zu meinem Vater gelaufen, aber Vater sagte ihr, sie solle einen Rebbe aufsuchen. Für solche Dinge sei er kein Fachmann. Sie brauche einen chassidischen Meister, der ihr Amulette geben würde, zauberkräftige
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