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Ein Braeutigam und zwei Braeute

Ein Braeutigam und zwei Braeute

Titel: Ein Braeutigam und zwei Braeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Bashevis Singer
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Bernsteinstücke oder andere Talismane, mit denen man Dämonen vertreiben konnte. In jenen Jahren lebten die großen Rebbes noch nicht in Warschau (das begann erst nach dem Ersten Weltkrieg). Die Frau ging und suchte einen kleinen Rebbe auf. Der wies sie an, Knoblauch an die Wände zu hängen, als Mittel gegen Geister und Kobolde. Die Frau kaufte einen Knoblauchkranz und hängte die Zehen an die Wände. Aber sie halfen nicht.
      Einmal, als sie einen Fisch schuppte, schob sich ihr eine Schuppe unter den Fingernagel. Der Fin ger schwoll an, und sie bekam hohes Fieber. Der Finger drohte schon, brandig zu werden, doch ein Arzt führte einen kleinen Eingriff durch, und danach wurde ihre Hand wieder besser. Ich entsinne mich nicht mehr sämtlicher Mißgeschicke, die jenes Haus befielen. Ich erinnere mich nur, daß ein Schlamassel dem nächsten folgte; jedoch kam es nie zu ausgewachsenen Katastrophen. Die dunklen Mächte schienen die beiden eher ängstigen als töten zu wollen.
      In jenen Jahren lebte in Warschau ein berühmter Wahrsager und Kartenleser namens Schiller Schkolnik. Er setzte Annoncen in die Zeitungen, in denen es hieß, er könne Rat geben, Karten lesen, gestohlenes Gut oder verlorene Verwandte wiederfinden. Man munkelte, in einem dunklen Raum hänge bei ihm ein schwarzer Spiegel, in dem eine Agune ihren verschwundenen Mann wiederfinden konnte. Mein Vater sagte zu der Frau, sie dürfe nicht zu ihm gehen, weil sein Tun nach Magie, heidnischen Gebräuchen und den schwarzen Künsten jener Völker roch, die im Lande Israel gelebt hatten, bevor es von den Juden erobert wurde. Aber Nachbarn überzeugten die Frau davon, daß Schiller Schkolnik der einzige war, der ihr helfen konnte.
      Sie ging also zu Schiller Schkolnik, und dieser schrieb ihr angeblich verschiedenste Zaubermittel auf und erzählte ihr alles mögliche. Aber was genau er getan und gesagt hat, weiß ich nicht. Ich entsinne mich nur, daß die Leute sagten, er, der berühmte Schiller Schkolnik, habe auch nicht helfen können.
      Danach kamen Mann und Frau zu Vater und baten ihn, ihre Ehe zu scheiden. Schnelle Scheidungen waren nie Vaters Sache. Er riet den Eheleuten umzuziehen.
      »Der Talmud lehrt, daß der, der seinen Ort verändert, sein Geschick verändert«, erklärte er. »Manchmal bringt eine Wohnung Unglück, das gibt es. Scheiden lassen können Sie sich immer noch.«
      Offensichtlich lag dem Paar nicht allzuviel an einer Scheidung. Es zog aus seiner Wohnung aus und fand eine neue in einer teureren Gegend, entweder in der Nizka- oder der Miłastraße.
      Seltsamerweise half dieses einfache Mittel. Es gab auf einmal gute Nachrichten von den beiden. Mit ihren Schwierigkeiten war es vorbei. Die Frau wurde wieder schwanger. Der Blechschmied fand Arbeit bei einem anderen Meister.
      Der Vermieter der alten Wohnung war wütend auf Vater. Monatelang stand die Wohnung leer. Schließlich zog ein Goi ein. Anscheinend hatten die Geister nur mit jenem Paar eine Rechnung offengehabt – den Goi ließen sie in Ruhe.
      Der Klempnermeister besuchte uns dann und wann, und er erzählte oft von dem Paar. Sie stritten nicht mehr und lebten nun wie zwei Täubchen. Die Frau brachte ihre Schwangerschaft zu einem guten Ende und bekam einen Jungen. Vor der Entbindung war sie in großen Ängsten gewesen, weil Dämonen bekanntlich über eine Frau in Wehen Gewalt haben. Aber alles war gutgegangen. Das Kind war gesund. Jetzt war für sie alles in schönster Ordnung.
      Ich habe zu Beginn gesagt, daß ich erst in letzter Zeit angefangen habe zu begreifen, was mit diesem Paar vor sich gegangen war. Ich bin mir aber immer noch nicht sicher, daß ich es wirklich verstehe.
      Ein Freudianer könnte das Ganze etwa so interpretieren: Mann und Frau haben unbewußt versucht, ihr gemeinsames Leben zu sabotieren. Vielleicht liebte er oder sie jemand anders. Vielleicht waren sie sexuell nicht glücklich miteinander. Es ist leicht, Sex und das Unbewußte für alles verantwortlich zu machen.
      Man könnte auch sagen, das Paar sei Opfer eines Poltergeists geworden – eines Geists von der Sorte, wie er vor einigen Monaten in einem Haus auf Long Island Flaschen ausgeleert und mit unsichtbarer Hand Gegenstände geworfen hat. Aber was ist ein Poltergeist? Und warum hat er diese spezielle Wohnung heimgesucht? Dies gehört in jene Kategorie von Sachverhalten, wo die Tatsachen bekannt sind, es aber keine zwingende Erklärung für sie gibt. Gewiß, es hat mit der

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