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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Menton
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irgendwo?“
    Sie zuckte die Schultern.
    „Nein, ich arbeite freiberuflich, da ist es egal, wie ich mir meine Zeit einteile.“
    „Aber du musst dennoch zurück, wegen deiner Mutter?“
    Sie merkte nun worauf er hinaus wollte.
    „Ja, nein…ich äh…“, setzte sie stammelnd an, riss sich dann aber zusammen. Schließlich war sie kein Teenager mehr sondern eine erwachsene Frau und was Julien gerade gefragt hatte, verdiente eine klare und gut überlegte Antwort. Sie nahm sich also eine kleine Bedenkzeit und schaute hinaus auf das Meer.
    „Du hast recht“, sagte sie schließlich. „Mich zwingt eigentlich nichts, mit meiner Mutter nach Hause zu fahren.“
    „Dann bleib“, sagte er sanft.
    „Warum?“
    „Weil du ein Haus hier hast, das du für dich in Besitz nehmen musst…
    und weil ich dich bitte.“ Er sah sie mit seinen ehrlichen Augen an und sogleich wurde ihr Herz weich.
    Yuna fühlte, wie eine Welle widerstreitender Emotionen sie überrollte und sprachlos machte. Es schien ihr plötzlich das Natürlichste von der Welt zu sein, da zu bleiben, in ihrem Haus und bei dem Menschen, zu dem sie sich im Moment am meisten hingezogen fühlte. Andererseits erwartete ihre Mutter ganz sicher, dass sie mit ihr zurückfuhr. Aber erwartete sie es wirklich? Vielleicht hatte sie es einfach nur als selbstverständlich angenommen und gar nicht bedacht, dass Yuna vielleicht eigene Pläne haben könnte.
    „Ich werde mit meiner Mutter reden“, versprach sie aus diesen Gedanken heraus. „Versteh mich nicht falsch, Julien, es ist noch keine Zusage, aber auch keine Absage. Ich muss es mit ihr besprechen und dann sage ich dir Bescheid.“
    Es war sicher nicht die Antwort, die er gerne gehabt hätte, aber er drang nicht weiter in sie, sondern meinte nur zustimmend:
    „Mach das, ihr werdet gemeinsam die richtige Entscheidung treffen.“
    Sie war ihm dankbar für diese Worte, denn sie zeigten, dass er sie begehrte, aber auch ihre Mutter und ihr Verhältnis zu ihr respektierte. In der Hinsicht konnten deutsche Männer von den Franzosen noch einiges lernen, dachte sie. Michael hatte ihre Familie und deren Meinung nie wirklich interessiert. Nun, ja, vielleicht lag es daran, dass die, was ihn betraf, auch nicht wirklich gut gewesen war.
    „Du warst lange fort“, sagte Julien in ihre Gedanken. „Jeden Sommer habe ich nach dir Ausschau gehalten, stets vergebens. Immer war das Haus deines Großvaters verlassen…“ Er schwieg einen Moment und fügte dann sehr klar und ernst hinzu: „Wir haben so viel nachzuholen… verstehst du, dass ich dich nicht mehr gehen lassen möchte? Ich werde nicht noch einmal so lange auf dich warten können… es würde mich umbringen.“
    Julien griff nach ihrer Hand und wohl auch um seine Worte ein wenig zu neutralisieren, meinte er lachend: „Aber jetzt bist du wieder da! Das ist das Wichtigste!“ Dann schlug er vor:
    „Komm, lass uns zusammen noch ein wenig laufen. Falls du noch Zeit hast.“
    Für dich immer, hätte sie am liebsten gesagt, aber noch war sie von seinen offenen Worten etwas überrumpelt und nicht in der Lage zu sprechen. Natürlich hatte sie in den vergangenen fünfzehn Jahren auch oft an ihn und ihren ersten Kuss gedacht, aber ihr wäre nie in den Sinn gekommen, dass diese Jugendfreundschaft einmal in etwas münden könnte, dass ihr Leben gänzlich neu definieren würde.
    Vor ein paar Tagen noch hatte sie in ihrem kleinen Home Office in der Zwei-Zimmer-Single-Standard-Wohnung gehockt und sich gefragt, ob das nun für sie die Endstation sein sollte? Und nun gehörte ihr nicht nur ein Haus in der Bretagne, sondern wie es schien, bekam sie auch gleich einen passenden Mann dazu vom Schicksal mitgeliefert. Das war einfach zu viel Glück, um es wirklich glauben zu können. Also schwieg sie lieber und vermied vorsichtshalber jede vorzeitige Euphorie.
    So nickte sie also nur und ließ sich von Julien vom Felsen hochziehen. Emo merkte, dass es weiter ging, sprang ebenfalls auf und lief freudig kläffend voraus. Seine Pfoten hinterließen tiefe Abdrücke im feuchten Sand.
    Sie folgten schweigend seiner Spur, bis sie in die Nähe der Promenade kamen. Dort umarmten sie sich fest und küssten sich mit sehnsüchtigem Verlangen. Es wollte Yuna kaum gelingen, sich loszureißen, aber es war das Beste, jetzt erst einmal mit ihrer Mutter die Angelegenheit zu klären.
    „Ich muss zurück“, sagte sie daher immer noch leicht verstört.
    Die Mauer des Gutsgebäudes tauchte auf. Sie hatte etwas

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