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Ein Cowboy für Bille und Zottel

Ein Cowboy für Bille und Zottel

Titel: Ein Cowboy für Bille und Zottel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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die Reithalle, und Bille, Daniel und Simon stiegen wieder auf. Schweigend trabten sie auf dem Hufschlag, jeder in seine Gedanken versunken.
    „Das ist vielleicht eine Bombe“, platzte Daniel schließlich heraus. „Mich hat’s gleich umgehauen, als Tiedjen mit ihm auftauchte. Wie alt wird er sein?“
    „Sechzehn, schätze ich. Er ist zwar ein Riese, aber er hat noch ein richtiges Babygesicht.“
    „Ein Gesicht wie ein Mädchen!“ knurrte Florian von der Tribüne hinunter. „Das ist genau der Typ, hinter dem alle Weiber her sind.“
    „Was verstehst du denn davon?“ sagte Simon verächtlich.
    „Mehr als du denkst.“
    „Pah!“
    Bille spürte, daß auch die Jungen ganz schön durcheinander waren. Keiner schien sich über das Auftauchen von Tom besonders zu freuen.
    „Hoffentlich unterrichtet Herr Tiedjen uns überhaupt noch, jetzt — wo er sich um die Ausbildung seines eigenen Sohnes kümmert“, sagte Simon nach einer Weile und sprach damit aus, was sie alle bewegte.
    „Er kann uns doch nicht einfach im Stich lassen“, meinte Bille. Aber es klang mutlos.
    „Jedenfalls wird sich manches ändern, ist doch klar!“
    „Abwarten“, brummte Daniel.
    „Ich weiß gar nicht, was ihr habt!“ meldete sich Florian von oben zu Wort. „Er will doch, daß wir uns um ihn kümmern, daß wir deutsch mit ihm reden, daß er hier gleich Freunde hat.“
    „Dann dürfen wir also in Zukunft Kindermädchen und Unterhalter für den lieben Tiedjen junior spielen, wie? Und wenn wir nun keine Lust dazu haben?“ fragte Simon angriffslustig.
    „Dann brauchen wir auch nicht mehr nach Groß-Willmsdorf zu kommen. Dann wird sich Tiedjen junior seine eigenen Freunde suchen, und wir haben hier nichts mehr zu suchen“, antwortete Daniel grimmig.
    „Du sagst es.“
    „Hört auf damit!“ schrie Bille aufgebracht. „Ihr tut gerade so, als sei Herr Tiedjen ein Ungeheuer, herzlos und unmenschlich! Schließlich mag er uns, wir sind seine Schüler, und er fühlt sich für uns verantwortlich. Jetzt sind wir eben einer mehr in der Gruppe! Weiter nichts.“
    „Das glaubst du doch selbst nicht“, höhnte Simon. „Überleg doch mal: Ein Leben lang sehnt er sich nach seinem Sohn, so sehr, daß er mit niemandem darüber sprechen mag, weil das seinen Schmerz nur vergrößern würde. Und nun hat er ihn endlich wieder, der Sohn liebt ihn, reitet genauso leidenschaftlich wie er, will ihm nacheifern — und da glaubst du, es bliebe alles beim alten! Ist doch nur logisch, wenn wir jetzt abgemeldet sind.“
    „Ich meine ja nur, man muß nicht gleich so schwarz sehen! Vielleicht wird alles ganz anders, vielleicht bleibt Tom ja gar nicht lange.“
    „Wetten, daß er jetzt hier in die Schule geht? Ein Jahr bleibt der mindestens.“
    Bille schwieg betroffen. Simon hatte recht. In Herrn Tiedjens Leben hatte es eine große Veränderung gegeben, man mußte blind sein, um nicht zu sehen, wie stolz er auf seinen Pracht-Sprößling war. Und sie selbst kam sich plötzlich wie ausgesperrt vor. Wie jemand, der einem Wartenden eine Weile Gesellschaft geleistet hat, um ihm die Zeit zu vertreiben, und der jetzt gehen kann, weil der erwartete Gast gekommen ist. Alles Weitere geht ihn nichts mehr an.
    „Ich mache Schluß für heute“, sagte Bille rauh und sprang aus dem Sattel.
    Auf dem Hof war es naßkalt und neblig, feiner Sprühregen legte sich ihr aufs Gesicht, wehte ihr in die Augen. Bille blinzelte. So sah sie Tom erst, als er direkt vor ihr stand.
    „Bist du fertig für heute?“ Er legte ihr einfach den Arm um die Schulter und marschierte mit ihr zum Stall. „Ich habe auf dich gewartet. Ich möchte gern, daß du mich mit Zottel bekannt machst, ja?“
    „Gern. Hast du ihn noch nicht gesehen?“
    „Doch, von weitem. Aber ich wollte nicht ohne dich zu ihm gehen. Er ist dein Pferd.“
    „Oh, das hättest du ruhig tun können. Ich bin da nicht so pingelig, er ist schließlich kein kostbares Turnierpferd, das sich vor jedem Schnupfen hüten muß.“
    „Du bist — what is it,,pingeling?“
    Bille lachte laut auf.
    „Entschuldige. Pingelig — das ist so ein Ausdruck für kleinlich …“
    „I see. Aber ich! With horses I’m very, very pingelig!“
    Lachend betraten sie zusammen den Stall. Der alte Petersen nickte ihnen zu.
    „Fein, ihr versteht euch ja schon prima, wie ich sehe. Das war ’ne Überraschung, wie?“ Er schlug Bille freundschaftlich auf die Schulter. „Da hast du wohl Augen gemacht? Hätte gern dein Gesicht gesehen.“
    Bille

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