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Ein Cowboy für Bille und Zottel

Ein Cowboy für Bille und Zottel

Titel: Ein Cowboy für Bille und Zottel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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fürchterlich.
    „So ein Ferkel!“ empörte er sich. „Dem werde ich Manieren beibringen!“
    Er stand auf und ging durch die Tür mit der Aufschrift „Notausgang“. „Psssst!“ riefen die Leute, denn jetzt nahm der Held das Mädchen in die Arme.
    Er sagte irgend etwas Leises, und sie sagte auch etwas sehr Nettes zu ihm, und Bille hatte einen Kloß in der Kehle, weil sie plötzlich an Simon denken mußte, und daran, daß er eigentlich jetzt hier sein sollte, neben ihr — oder auch so mit ihr unter einem Baum stehen wie die beiden da oben, deren Köpfe sich jetzt ganz langsam näherkamen und schon ein bißchen schräg legten, damit die Nasen nicht gegeneinanderstießen.
    „Verdammt! Hab ich dich erwischt!“ erscholl eine Stimme hinter dem Liebespaar, aber diese Stimme gehörte nicht zum Film.
    Hinter der Bühne entstand ein furchtbarer Tumult, Kartons fielen krachend zu Boden, heiseres Schnauben und Wiehern übertönte die Liebesszene auf der Leinwand. Jemand fluchte laut. Das Publikum lachte nervös.
    „Sicher hat sich jemand anschleichen wollen, und das Pferd hat ihm auf die Hand getreten“, alberte Bettina.
    Bille und Tom sahen sich beunruhigt an. Das Liebespaar küßte sich noch immer, aber die Leinwand schwankte leise hin und her.
    „Versprich mir, daß du mich nie verläßt!“ hauchte das Mädchen.
    Der Mann, der sie immer noch in den Armen hielt, schaute sich mißtrauisch um, auch ihn schien der Lärm hinter der Bühne nervös zu machen. Wie recht er hatte! Ganz plötzlich gab es einen ohrenbetäubenden Knall, und hinter der weißblonden Lockenpracht seiner Geliebten tauchte der Kopf eines Pferdes auf. Er hing im Baum wie der Kopf der sprechenden Stute Fallada aus dem Märchen.
    Das Publikum schrie auf.
    „Zottel!“ stöhnte Bille und erstarrte.
    „Keine Sorge, ich mach das schon.“ Tom sprang auf. „Bleib ganz ruhig. Herr Jensen hat ihn persönlich angebunden, also ist er auch verantwortlich, wenn Zottel sich losreißen konnte.“
    Tom drängte sich durch die aufgescheuchten Kinobesucher und verschwand hinter der Bühne. Oben lief der Film weiter. Zottel schaute immer noch aus dem Baum, doch jetzt veränderte sich die Szene. Der Held kam die nächtliche Dorfstraße entlang und pflanzte sich vor dem Schlafzimmerfenster der Saloonbesitzerin auf. Aus dem Nachbarhaus starrte ihm Zottels Kopf entgegen, aber das schien ihn nicht zu stören.
    „Komm raus, Joe, ich weiß, daß du da drin bist! Ich will mit dir abrechnen!“
    Zottel schüttelte heftig die Mähne, aber er war wohl auch nicht gemeint.
    „Was willst du? Ich habe nichts getan, warum beschuldigst du mich?“ kam die Stimme des Verbrechers Joe aus dem Haus.
    „Das ganze Gebäck gefressen, die Bonbons zertrampelt und dann noch auf den Boden gepißt. Eine Sauerei ist das!“ kreischte eine andere Stimme.
    Dem Helden wurde es zu dumm, er feuerte zur Warnung ein paar Schüsse aus seinen Colts ab.
    „Licht!“ brüllte die Stimme wieder, dann erschien der dazugehörige Kopf neben Zottel auf der Leinwand. „Macht doch endlich Licht, ihr Idioten!“
    Das Publikum johlte vor Vergnügen und begann zu applaudieren. Zottels Kopf verschwand, und an seiner Stelle gähnte ein riesiges Loch in der Leinwand.
    „Aufhören! Licht!“ schrie der Mann wieder und winkte heftig. Damit gab er der Leinwand den Rest, sie rauschte zu Boden, begrub ihn unter sich und gab den Blick frei auf einen Trümmerhaufen aus zertrampelten Kartons, Keks- und Kuchenresten und einem Meer aus Bonbons, die in einer Pfütze schwammen.
    „Das Pony! Bille Abromeits Pony! Wie kommt denn der Kerl hier rein? Der schafft es auch immer wieder“, redete und lachte das Publikum durcheinander. „Kann eben nicht verleugnen, daß er aus dem Zirkus kommt. Da steckt doch sicher wieder der Junge dahinter, der Jens, der hat ihn schon zweimal entführt! Weißt du nicht mehr? Damals...“
    Bille war es, als müsse sie in den Erdboden versinken.
    Tom hatte Zottel beruhigt und führte ihn durch die Tür zur Scheune, die Florian in der Eile offengelassen hatte, nach draußen. Hinter ihm schossen Joe und seine Ganoven immer noch auf den tapferen Helden, der sie am Ende alle erledigen würde. Ihre Gestalten huschten als bunte Schatten nun nicht mehr über die Leinwand, sondern über Kartondeckel und an der Rückwand aufgestapelte Stühle. Vorn an der Rampe kämpfte der Filmheld immer noch verzweifelt unter Bergen von glänzender Folie.
    Das Publikum hüpfte auf den Stühlen vor Vergnügen. Der

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