Ein Cowboy für Bille und Zottel
vielleicht Lust hätte?
Nein, der Held hatte keine Lust, er war nur auf der Durchreise, warum sollte er für andere Leute den Kopf hinhalten. Auf der Straße entstand ein Tumult. Ein paar Reiter galoppierten draußen vorbei und schossen in die Luft. Dann erschien ein wunderschön frisiertes blondes Mädchen in einer Kutsche, und nun wurden die Reiter besonders gemein — sie schossen vor den Pferden des Mädchens in den Sand. Die Pferde stiegen und wieherten wie verrückt und gingen schließlich mit der Kutsche durch.
Jetzt wurde der Held wütend. Er stürzte nach draußen, schwang sich in den Sattel und raste hinter der Kutsche her. Die Ganoven hatten sich aus dem Staub gemacht.
„Eine Gemeinheit, wie die ihre Pferde schinden!“ empörte sich Bille. „Hoffentlich verstopfen sie ihnen wenigstens die Ohren bei der Knallerei!“
„Glaube ich nicht“, murmelte Tom. „Die sind das gewohnt. Außerdem werden sie ja gut bezahlt.“
„Ob das ein Trost für sie ist?“
Der Held hatte die Kutsche des Mädchens erreicht, beugte sich zu dem linken Pferd hinüber und ließ sich auf seinen Rücken gleiten. Sein eigenes Pferd verschwand gehorsam aus dem Bild, um nicht zu stören. In einer riesigen Staubwolke kam die Kutsche zum Stehen. Der Held stieg vom Pferd und kümmerte sich um das hübsche Mädchen. Sie war immer noch wunderschön frisch frisiert und geschminkt, anscheinend war sie daran gewöhnt, daß die Pferde mit ihr durchgingen. Der Held zog den Hut und stellte sich vor, dann bot er ihr an, sie nach Hause zu begleiten.
Das Mädchen schien sehr reich zu sein, jedenfalls wohnte sie in einem tollen Farmhaus. Trotzdem kriegte der Held leider nur Limonade angeboten, aber dafür jammerten ihm die Eltern des Mädchens vor, wie schrecklich sie unter der Gewaltherrschaft der Gangster zu leiden hätten. Der Held war immer noch auf der Durchreise, aber er wollte sich die Sache mal durch den Kopf gehen lassen. Zur Belohnung wurde er zum Mittagessen eingeladen.
Beim Essen waren sie alle furchtbar vornehm und sprachen kaum. Der Held ließ das Mädchen nicht aus den Augen, und sie schaute immer wieder errötend in ihre Suppe.
Nur im Hintergrund wurde entsetzlich gepoltert und getrampelt.
„Mann, ist das bei denen in der Küche laut“, brummte Florian.
„Vielleicht ist die Küche über dem Pferdestall?“ Bettina kicherte. „Oder die Pferde stehen in der Küche?“
„Ich glaube eher, sie ziehen gerade um. Hört sich an, als wenn jemand Kartons hin und her schiebt“, meinte Bille kopfschüttelnd. „Sind noch Bonbons da?“
„Hier!“
Tom reichte ihr die Tüte hinüber.
Hinter der Leinwand gab es einen fürchterlichen Schlag, dann prasselte es wie getrocknete Bohnen auf den Boden.
„Das gehört gar nicht zum Film“, sagte Tom laut. „Es ist hinter der Leinwand.“
„Ruhe da hinten!“ brüllte jemand aus dem Publikum.
Das schien zu helfen, jedenfalls war jetzt nur noch leises Knistern und Malmen zu hören. Florian dachte an die Kisten und Kartons voller Gebäck und überlegte, ob er nicht mal nachsehen sollte, wer sich da über Herrn Jensens Vorräte hermachte. Aber jetzt wurde es gerade wieder spannend.
Der Held verabschiedete sich von den Eltern des Mädchens, und das Mädchen begleitete ihn hinaus. Unter einem großen Baum sahen sie sich noch mal tief in die Augen und redeten um den Brei herum, denn daß sie ineinander verliebt waren, das sah ja ein Blinder. Dann verabredeten sie sich für den nächsten Tag.
Inzwischen hatten die Gangster schon wieder etwas angestellt, jedenfalls fand der Held den Gehilfen des Sheriffs angeschossen und wie ein Paket verschnürt auf dem Fußboden des Büros. Der Sheriff war ziemlich böse darüber, und alle drei schworen Rache. Jemand schnaubte ganz fürchterlich, aber man konnte nicht sehen, ob es der Sheriff war oder jemand, der sich im Schrank versteckt hatte. Dann wurde im Hintergrund wieder getrampelt.
„Er hat sein Pferd mit ins Büro genommen, damit es ihm nicht geklaut wird“, sagte Karlchen kichernd.
„Ach was, die Wände sind so dünn. Und überall stehen da Pferde herum.“
Jetzt war es Nacht. Die Dorfstraße mit dem Saloon lag still im Mondschein. Der Sheriff wartete auf den Helden, aber der war noch bei seinem Mädchen. Das heißt, er wartete unter dem großen Baum auf sie. Hinter dem Baum plätscherte etwas sehr laut. Nach einer Weile kam das Mädchen hinter einem Busch hervor. Das Publikum lachte dröhnend. Aber einer in der ersten Reihe fluchte
Weitere Kostenlose Bücher