Ein Dämon mit beschränkter Haftung
Wenn der ein Persönlichkeitsattentäter wäre, würden das die Leute in Null Komma nichts bemerken. Und außerdem: Wenn er gewinnt, dann denkt niemand, daß das daran liegt, daß sein Gegner unehrenhaft wäre ... sondern nur daran, daß das Kind eben ein guter Spieler ist. Nein, ich schätze, die Axt muß in etwa so sein wie der stiebitzte Brief ... Er kann sich in aller Offenheit verstecken. Überlegt euch die letzte Person, von der ihr es vermuten würdet, dann seid ihr seiner wahren Identität schon sehr nahe.«
Um mich herum toste das Gespräch, doch hörte ich nicht sehr genau zu. Aus irgendeinem Grund hatte ich eine Idee gehabt, als Bunny sprach. Wir alle hatten von der Axt in der männlichen Form gesprochen, doch niemand wußte, ob er nicht vielleicht auch eine »Sie«" war. Männer waren doch in der Regel viel weniger zurückhaltend und neigten viel eher dazu, mit den Einzelheiten ihrer Karriere zu prahlen, wenn sie bei einer Frau waren.
Bunny war eine Frau. Zudem war sie genau zu dem Augenblick bei uns erschienen, als die Axt angeblich ihren Auftrag bekam. Wir wußten bereits, daß sie weitaus klüger war, als sie tat... Worte wie >stiebitzt< paßten nicht zu dem ausdruckslosen Blick, den sie so sorgfältig pflegte. Von wo aus hätte die Axt wohl besser zuschlagen können als aus unseren eigenen Reihen?
Ich beschloß, mit meinem Betthasen mal ein paar Worte zu wechseln, sobald sich die Gelegenheit dazu bot.
12
Jetzt sehe ich dich endlich, wie du wirklich bist!
Conrad Röntgen
Ich näherte mich Bunnys Schlafzimmer mit einem gewissen Zittern. Falls es Ihnen noch nicht aufgefallen sein sollte; meine Erfahrung mit Frauen ist nämlich ziemlich begrenzt ... so begrenzt, daß ich sie an den Fingern einer Hand abzählen könnte.
Tanda, Massha, Luanna, Königin Schierling und nun Bunny waren die einzigen erwachsenen Frauen, mit denen ich jemals zu tun gehabt hatte, und bisher war meine diesbezügliche Karriere alles andere als brillant gewesen. Eine Weile lang war ich zwar auf Tanda geflogen, doch inzwischen war sie für mich eher eine Art großer Schwester. Massha war ... nun, eben Massha. Ich schätze, daß ich in ihr allenfalls eine jüngere Schwester sah, jemanden, den man beschützen und manchmal auch knuddeln mußte. Ich hatte zwar nie ihre offene Bewunderung für mich verstanden, doch hatte diese auch meinen peinlichsten Mißgeschicken widerstanden, was es mir leicht machte, mich ihr anzuvertrauen. Und wenn ich auch immer noch dachte, daß Luanna meine eine, wahre Liebe sei, so hatte ich mit ihr doch nur bei vier Gelegenheiten sprechen können, und nach unserer letzten Begegnung war ich mir nicht sicher, daß es noch jemals eine fünfte geben würde. Die einzige Beziehung zu einer Frau, die noch katastrophaler gewesen war als meine zaghaften amourösen Abenteuer, war jene, die ich mit Königin Schierling gehabt hatte. Sie mochte mich zwar vielleicht nicht sofort standrechtlich erschießen, wenn sie mir begegnete, doch zweifelte niemand daran, daß sie es gern getan hätte ... und noch dazu war sie es, die mich heiraten wollte!
Natürlich konnte man keine von den Frauen, mit denen ich bisher zu tun gehabt hatte, mit Bunny vergleichen, obwohl ich mir nicht ganz sicher war, ob das nun ein gutes oder böses Zeichen sein sollte; und doch mußte ich mehr über sie in Erfahrung bringen, und zwar aus zwei Gründen: Erstens wollte ich mehr über sie wissen, wenn sie schon mit uns zusammenlebte, damit ich sie nicht so behandelte als wäre sie eine verrückte Tante im Keller; und zweitens, wenn sie die Axt sein sollte, so wäre es wohl besser, es so früh wie möglich herauszufinden. Leider war die einzige Möglichkeit, die mir einfiel, an die erforderliche Information heranzukommen, ein Gespräch mit ihr.
Ich hob die Hand, zögerte einen Augenblick, dann klopfte ich an. Mir fiel ein, daß ich, obwohl ich noch nie vor einem Erschießungskommando gestanden hatte, nun genau wußte, wie man sich da fühlte.
»Wer ist da?«
»Ich bin es, Skeeve, Bunny. Hast du eine Minute Zeit?«
Die Tür sprang auf, und Bunny griff nach meinem Arm und zerrte mich hinein. Sie trug einen aalglatten Einteiler, dessen Ausschnitt deutlich über dem Nabel endete, was mir eine große Erleichterung war. Als ich Königin Schierling in ihrem Schlafzimmer aufgesucht hatte, hatte sie mich im Evaskostüm empfangen.
»He! Schön, dich zu sehen. Habe mich schon gefragt, ob du jemals vorbeikommen würdest!«
Mit einem drehtürähnlichen
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