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Ein deutscher Sommer: Roman (German Edition)

Ein deutscher Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein deutscher Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Henning
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Reue. Doch jetzt hüllte sie etwas ein, schwer und ermattend, das sie von den anderen trennte. Womöglich ja sogar für immer.«
    Unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Beirut übergab Jay, der das Attentat wie durch ein Wunder unverletzt überlebt hatte, ihr das, was von Martins Sachen im Hotel Concorde geblieben war, darunter seinen Koffer, diverse getragene Hemden, einen Anzug sowie das Futteral seines Fahrtenmessers, das er auf all seinen Reisen bei sich gehabt hatte. Dazu an sie gerichtete, nicht zu Ende geschriebene oder an sie adressierte und nicht abgeschickte Briefe sowie ein schwarzes DIN-A4-Schulheft, in dem er neben ersten Entwürfen für spätere Artikel ganz private Eindrücke festgehalten hatte. An einer Stelle hieß es: »Ich sollte nicht glauben, dass alles so einfach wieder zwischen B. und mir in Ordnung kommt! Auch darf ich mich durch ihre Enttäuschung nicht dazu herausgefordert fühlen, mich ihr zuzuwenden.« In den ersten drei Monaten nach Martins Tod mied sie das Schlafzimmer und war hinunter in das Souterrain gezogen. An ihrem Leiden änderte das nichts.
    »Wie kommst du mit dem Buch voran?«, fragte Helga.
    »Bestens. Ja, wirklich gut«, antwortete Brigitte in einer Mischung aus Ungeduld und völliger Übermüdung.
    »Klingt nach Problemen«, sagte die andere, die sich nicht täuschen ließ. »Na, dann schieß mal los.«

2
    dpa – Basisdienst, Hamburg
    Bankräuber Gladbeck – Geiselnehmer drohen mit Erschießung
    Gladbeck (dpa) Die beiden Geiselnehmer haben damit gedroht, die Geiseln und anschließend sich selbst zu erschießen, wenn ihren Forderungen nicht nachgekommen werde, teilte die Polizei mit. Den Angaben zufolge übermittelten die Täter diese Drohung telefonisch der »Bild«-Zeitung.

Eine auf ihn herabstrahlende Wärmelampe. Fünf Elektroden auf Brust und Bauch zur Kontrolle von Herztätigkeit, Atmung, Körperwärme, Sauerstoffgehalt und Blut. Eine durch das linke Nasenloch eingeführte Magensonde zur Verabreichung von Muttermilch oder Ersatzpräparaten sowie der ins rechte Bein in die Beinvene eingelassene Schlauch zur Gabe von Vitamin-, Zucker-, Eiweiß- oder Fettlösungen. Dazu der Wärmeschild, das Heizaggregat und das Gebläse im Brutkasten, die für die anhaltend »richtige« Temperatur sorgen. Im Moment: 34–36 Grad Celsius.
    Den sogenannten Apgar-Test, unmittelbar nach der Geburt, hatte er nur halbwegs erfolgreich bestanden:
Hautfarbe: rosig. Blau an Händen und Füßen. 1 Punkt
Atmung: kräftig und schreiend. 2 Punkte
Herzschlag: unter 100/min. 1 Punkt
Muskeltonus/Muskelspannung: träge Bewegung der Arme und Beine. 1 Punkt
»Antwort« auf das Absaugen der Nase: Das Baby macht Grimassen. 1 Punkt
    Das Gesamturteil lautete: Mäßige Depression. Er musste behandelt werden, hatte eine blaue Asphyxie. Sein Herzschlag lag bei 60–100 Schläge pro Minute, seine Atmung war unregelmäßig.
    ***
    »Wie geht es ihm?«
    Thomas Bertram, der sich im Traum mit pochenden Schläfenin einem Hinterhof vor einer unüberwindlichen Mauer hatte stehen sehen, schreckte hoch, schlug die Augen auf und wandte sich zur offenen Tür um.
    »Was ist?«, rief er geblendet und rieb sich mit beiden Handrücken kurz die Augen. »Amina?«, fragte er in die Stille des nächtlichen Flurs. »Bist du das?«
    »Ja«, antwortete sie, die, das konnte er nun, da er aufgestanden und einen Schritt auf sie zugegangen war, sehen, in einem Rollstuhl saß.
    »Was machst du hier?«
    »Ich will mein Kind sehen«, antwortete sie ungeduldig. »Unser Kind.«
    »Ja, natürlich!«, sagte er und trat zur Seite, so dass sie an ihm vorbeifahren konnte und vor dem auf einem Tisch mit Rollen befestigten Glaskasten anhielt.
    »Wo hast du denn den Rollstuhl her?«
    »Von der Nachtschwester, sie war so freundlich, ihn mir …« Hier brach Aminas Stimme mitten im Satz ab, denn im selben Moment kam die Nachtschwester zur offenstehenden Tür herein, schaltete ohne Vorwarnung das Deckenlicht an und sagte: »Entschuldigung.«
    Bertram sah auf seine Armbanduhr, es war 3 Uhr 35.
    »Schon gut«, seufzte er und suchte Aminas Blick, die nur noch Augen für den Inkubator und die Handgriffe der Schwester hatte.
    »Was tun Sie da?«, fragte sie und hob sich ein Stück aus dem Rollstuhl, um besser sehen zu können.
    »Die Vitalparameter prüfen!«, antwortete die Frau, »Herz, Atmung, Sättigung.«
    »Und? Wie geht es ihm?«, sagte Amina.
    »Er muss kämpfen«, antwortete die Schwester, »aber das wissen Sie ja. Bei einem solchen Gewicht können

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