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Ein diebisches Vergnügen

Ein diebisches Vergnügen

Titel: Ein diebisches Vergnügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mayle
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das Ambiente, in dem ich mich wohlfühle«, erklärte Sam, als er sich umsah. »Sie haben hundertprozentig meinen Geschmack getroffen.« Er deutete mit einem Kopfnicken auf die gegenüberliegende Wand. »Sagen Sie, wer sind die Männer auf den Fotos?«
    »Das sind Winzer , Freunde von Olivier, dem Küchenchef. Sie finden ihre Erzeugnisse auf der Weinkarte. Ich hoffe, Sie
sind nicht allzu sehr enttäuscht, dass sie keine kalifornischen Weine enthält.« Delphine kam mit dem Champagner und den Speisekarten.
    Sam hob sein Glas. »Danke, dass Sie sich bereit erklärt haben, mir behilflich zu sein. Das macht meine Aufgabe erheblich angenehmer.«
    Sophie neigte den Kopf. »Sie müssen mir unbedingt etwas darüber erzählen. Aber zuerst sollten wir Speisen und Getränke auswählen.«
    Sie beobachtete, wie sich Sam unverzüglich der Weinliste zuwandte. »Sie sind genau wie mein Großvater. Der befasste sich auch immer zuerst mit dem Wein und danach mit dem Essen.«
    »Kluger Mann«, erwiderte Sam geistesabwesend, die Nase tief in der Weinkarte vergraben. »Heute muss mein Glückstag sein. Stellen Sie sich vor, was ich gefunden habe – einen Lynch-Bages, Jahrgang 1985. Den dürfen wir uns nicht entgehen lassen. Er stammt aus Ihrer Heimatstadt.« Er grinste Sophie an. »Welches Gericht würde Ihr Großvater dazu empfehlen?«
    Sophie klappte ihre Speisekarte zu. »Keine Frage. Gänsebrust, rosa gebraten. Vielleicht ein paar Austern als Vorspeise, mit einem weiteren Glas Champagner?«
    Er klappte die Weinkarte zu, und während er Sophie betrachtete, dachte an er an einige Abendessen in L.A., mit Frauen, die im Geiste Kalorien- und Nährwerttabellen aufstellten, sobald mehr als zwei Shrimps und ein handverlesenes Salatblatt auf ihrem Teller lagen. Was für eine Freude, das Mahl mit einer Frau zu teilen, die noch unbeschwert zu genießen verstand.
    Delphine nahm die Bestellung auf und kam beinahe unverzüglich mit dem Wein und einem Dekantierer zurück. Sie
zeigte Sam die Flasche, auf sein Nicken wartend, entfernte den oberen Rand der Hülse, zog den Korken – einen extralangen Korken, dunkel und feucht -, schnupperte daran, wischte den Flaschenhals ab und leerte die Flasche in das mundgeblasene Kristallglas mit Dekantiereinsatz.
    »Was hält man eigentlich in Bordeaux von den Weinflaschen mit Drehverschluss?« Trotz der praktischen Vorteile widerstrebte Sam die Vorstellung, dass ein edler Tropfen eine solche Erniedrigung über sich ergehen lassen musste.
    Sophie nahm sich die Freiheit, bei dem Gedanken ein wenig zu schaudern. »Ich weiß. Diese Unsitte hat auch hier Einzug gehalten. Aber die meisten von uns sind sehr traditionsbewusst. Ich schätze, es wird eine Weile dauern, bevor wir unseren Wein in Limonadeflaschen abfüllen.«
    »Wie gut, das zu hören. Ich bin nämlich ein Snob, was den Verschluss angeht; bei mir kommen nur Korken ins Haus.« Er griff in seine Tasche und holte einen kleinen Schreibblock hervor, auf dem er sich Notizen gemacht hatte. »Was halten Sie davon, wenn wir vor den Austern den offiziellen Teil unseres Arbeitsessens hinter uns bringen? Ich weiß nicht, in welchem Umfang Sie von Ihren Kollegen in Paris über meinen Auftrag informiert wurden.«
    Sophie hörte aufmerksam zu, als Sam ihr in groben Zügen den Raub und die fruchtlosen Hintergrundrecherchen schilderte, die zu der Entscheidung geführt hatten, die Ermittlungen in Bordeaux fortzusetzen. Er war gerade im Begriff, einen Aktionsplan vorzuschlagen, als die Austern serviert wurden – zwei Dutzend, die nach Meer dufteten, begleitet von dunklem Brot, in hauchdünne Scheiben geschnitten, und der zweiten Runde Champagner.
    Sophie löste das Fleisch der ersten Auster aus der Schale und führte es mit der Austerngabel zum Mund, wo es einen
Moment lang verblieb. Dann nahm sie die Schale, legte den Kopf in den Nacken, sodass die zarte Säule ihres Halses in voller Länge sichtbar wurde, und schlürfte das darin befindliche Meerwasser. Eine Darbietung, die Sam außerordentlich fesselnd fand.
    Sophie spürte, dass sie beobachtet wurde. »Sie machen Stielaugen.«
    »Ich bewundere Ihre Technik. Ich schaffe das nie, ohne dass mir das Meerwasser aufs Kinn tropft.«
    Sophie griff nach der zweiten Auster. »Ganz einfach«, sagte sie. »Sie müssen einen Kussmund machen.« Sie schürzte die Lippen und wölbte sie vor, bis sie ein O bildeten. »Dann führen Sie die Schale vorsichtig nach oben, bis sie die Unterlippe berührt. Jetzt den Kopf ein wenig nach hinten

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