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Ein diebisches Vergnügen

Ein diebisches Vergnügen

Titel: Ein diebisches Vergnügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mayle
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Fenster bot einen ungehinderten Blick auf die Dekoration, die aus Rind, Lamm und Kalb bestand. Vor dem Eingang blieb Philippe abrupt stehen und wandte sich an Sam. »Ich hoffe, Sie sind kein Vegetarier?« Er beantwortete die Frage mit einem Kopfschütteln. »Wie dumm, das hätte ich beinahe vergessen. Sie sind ja Amerikaner. Die sind bekanntlich wild auf Fleisch. Und hier gibt es das beste Fleisch von ganz Marseille.«
    Beim Eintreten vernahm Sam das leise Summen angeregter Unterhaltungen, das aus dem hinteren Bereich des Ladens herüberdriftete. Ein junger Mann kam ihnen entgegen, um sie zu begrüßen. Mit viel Geschick und noch mehr Glück überlebte er Philippes kraftvolle Umarmung und brachte sie in einen kleinen, rappelvollen Raum mit scheckigem Licht, das durch die Blätter der riesigen, sich über das Glasdach ausbreitenden Bougainvillea gefiltert wurde. Philippe blickte sich um, nickte und lächelte mehreren Gästen zu. »Alles Einheimische«, sagte er mit einem gewissen Maß an Befriedigung zu Sam. »Sie sind vermutlich der erste Amerikaner, den sie hier zu Gesicht bekommen.« Sam hatte gerade die Umgebung studiert, die einen Großteil ihres äußeren
Erscheinungsbildes der Bovinus-Schule für Innendekoration verdankte. Überall waren Abbildungen von einer großen, majestätisch wirkenden, schwarz-weißen Kuh namens La Belle zu sehen, auf Gemälden und Platzdeckchen, auf Salz- und Pfefferstreuern und auf den Speisekarten. »Was es hier zu essen gibt, liegt auf der Hand«, sagte Sam. »Irgendwelche besonderen Empfehlungen?«
    Philippe klappte die Speisekarte geräuschvoll zu. » Bresaola als Vorspeise, mit Artischockenherzen, sonnengereiften Tomaten und Parmesan. Danach Rinderbäckchen, garniert mit einer Scheibe foie gras . Und zum Abschluss fondant au chocolat . Damit sind wir bis zum Abendessen gerettet. Ehrenwort.«
    Als sie sich ihren Weg durch das Mittagessen bahnten, einen perfekt mundenden Bissen nach dem anderen, wandte Philippe seine Aufmerksamkeit Sophie zu. Es war lange her, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten, und er wollte wissen, wie es ihr in der Zwischenzeit ergangen war. Nach der einen oder anderen harmlosen Frage über die Arbeit und Bordeaux trank er einen Schluck Wein, wischte sich die Lippen an der Serviette ab und ging unvermittelt zu heikleren Themen über.
    »Und wie ist es um dein Liebesleben bestellt?«
    »Philippe!« Sophie errötete und schien etwas Faszinierendes auf ihrem Teller zu entdecken.
    »Nun, ich bin sicher, dass du nicht mehr mit diesem Schlitzohr verheiratet bist – was war er gleich von Beruf? Jachtdesigner? Ich war schon immer der Meinung, dass er etwas von einem louche an sich hatte.« Er hielt inne, den Kopf auf die Seite gelegt, und musterte Sophie. »Stimmt doch, oder?«
    Sophie nickte. »Die Scheidung ist gerade durch.«
    »Und? Ist das alles?«

    »Es gibt da jemanden in meinem Leben, seit ungefähr eineinhalb Jahren.« Sie blickte Sam an und schüttelte den Kopf. »Das kommt davon, wenn man einen Journalisten in der Familie hat.« Sie wandte sich wieder Philippe zu. »Sein Name ist Arnaud Rolland, er betreibt ein kleines Weingut in der Nähe von Cissac, hat eine nette alte Mutter, keine Kinder und zwei Labrador-Hunde. Und jetzt lass mich bitte in Ruhe weiteressen.«
    Philippe warf Sam einen Seitenblick zu und zwinkerte. »War ja nur eine Frage.«
    Beim Kaffee kehrte die Unterhaltung zu dem Vorhaben am Abend zurück. »Bevor ich es vergesse«, sagte Philippe und kramte in seinem Rucksack. »Eure Hausaufgaben, die ihr vor dem Aufbruch erledigen solltet.« Er schob Sam ein kleines Buch über den Tisch zu. »Das ist die Geschichte des Palais du Pharo, wirklich sehr interessant. Reboul ist äußerst stolz auf sein Anwesen. Ihr werdet Eindruck bei ihm schinden, wenn ihr durchblicken lasst, dass ihr euch vorab kundig gemacht habt.«
    »Philippe?« Sophie hatte sich in einen Stadtplan von Marseille vertieft. »Wo würdest du hingehen, um etwas zum Anziehen zu kaufen?«
    Philippe senkte den Blick und wischte ein imaginäres Staubkorn von seinen zerknitterten und verschlissenen olivfarbenen Hosen, die in den abgewetzten Springerstiefeln steckten. »In einer Seitenstraße der Cannebière gibt es einen Laden, der Militärkleidung verkauft. Ich kenne den Besitzer.«
    » Nicht für dich, Philippe. Für mich.«
    Philippe blickte gedankenverloren zur Decke. »Ich würde sagen, Rue Paradis, Rue Breteul, in den kleinen Straßen rundum. Ich markiere sie für dich auf

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