Ein Doppelleben im Kosmos
erklärte Clifton, »daß er davon überzeugt ist, daß der Sturz der Quiroga-Regierung die unmittelbare Folge der Rede war, die Sie heute gehalten haben. Es ist sogar möglich, daß er recht hat. Aber das hat nichts mit dieser Sache zu tun. Versuche nett und vernünftig zu sein, Bill. Mit Streit erreichen wir nichts.«
Ich war so erstaunt über die Behauptung, ich hätte Quirogas Rücktritt verursacht, daß ich mein ganzes Verlangen, Corpsman die Zähne einzuschlagen, vergaß. Meinten diese beiden Männer es ernst?
Gewiß, es war eine gute Rede gewesen, aber war ein solcher Erfolg möglich?
Ich sagte verwundert: »Verstehe ich Sie richtig, Bill? Sie beklagen sich, daß meine Rede zu wirkungsvoll war, um Ihnen etwas zu nützen?«
»Zum Teufel, nein! Es war eine lausige Rede!«
»Beides zusammen geht aber nicht. Sie sagen, meine lausige Rede hätte so eingeschlagen, daß die Menschheitspartei weggefegt worden sei. Meinten Sie das wirklich?«
Corpsman sah verärgert aus, wollte antworten und bemerkte plötzlich, daß Clifton ein Grinsen unterdrückte. Er runzelte die Brauen, setzte wieder zu einer Entgegnung an und sagte dann: »Na schön, Sie haben Ihre Meinung gut vertreten, die Rede kann nichts mit dem Sturz der Quiroga-Regierung zu tun gehabt haben. Trotzdem müssen wir unsere Arbeit tun. Also Sie sind nicht bereit, Ihren Teil der Last zu tragen?«
Ich sah ihn an und brachte es fertig, meinen Ärger zu beherrschen. Das war wieder Bonfortes Einfluß. Wenn man die Rolle einer beherrschenden Persönlichkeit spielt, wird man selbst innerlich ruhig. »Bill, Sie haben mir mit Nachdruck klargemacht, daß Sie mich nur für einen Angestellten halten. Deshalb habe ich über meinen Auftrag hinaus, der erledigt ist, keine Verpflichtungen. Sie können mich für eine neue Arbeit nur einstellen, wenn ich damit einverstanden bin. Aber ich bin nicht damit einverstanden.«
Er setzte zum Sprechen an, doch ich kam ihm zuvor. »Das ist alles. Jetzt gehen Sie hinaus. Sie sind hier nicht erwünscht.«
Er verlor die Fassung. »Wer, zum Teufel, denken Sie, wer Sie sind? Wollen Sie hier herumkommandieren?«
»Niemand bin ich, ein völliger Niemand, wie Sie erklärt haben. Aber dies ist mein Privatraum, der mir vom Kapitän angewiesen ist. Also gehen Sie freiwillig, oder Sie werden hinausgeworfen. Mir gefällt Ihr Benehmen nicht.«
»Geh hinaus, Bill«, fügte Clifton ruhig hinzu. »Ganz abgesehen von allem andern ist hier seine Privatkabine. Du räumst also besser das Feld.« Roger zögerte und fuhr dann fort: »Ich glaube, wir können beide gehen. Wir scheinen nicht zum Ziel zu kommen. Sie entschuldigen uns also, Chef?«
»Gewiß!«
Ich dachte mehrere Minuten nach. Es tat mir jetzt leid, daß ich mich von Corpsman zu einem, wenn auch gedämpften Wortwechsel hatte herausfordern lassen. Das war würdelos. Aber ich ließ alles noch einmal an meinem Geist vorüberziehen und kam zu der Überzeugung, daß meine persönlichen Differenzen mit Corpsman meinen Entschluß nicht beeinflußt hatten. Ich hatte mich schon vor seinem Auftauchen entschieden.
Ein kräftiges Klopfen ertönte. »Wer ist da?« rief ich.
»Broadbent!«
»Kommen Sie herein, Dak!«
Er trat ein, setzte sich und schien einige Minuten lang nach einem Anfang zu suchen. Endlich blickte er auf und sagte: »Würden Sie sich umstimmen lassen, wenn ich den Burschen in die Brigg setzte?«
»Haben Sie eine Brigg im Schiff?«
»Nein, aber es wäre nicht schwierig, eine zu schaffen.«
Ich sah ihn scharf an und versuchte mir vorzustellen, was in diesem knochigen Schädel vorging. »Würden Sie Bill tatsächlich in die Brigg setzen, wenn ich es verlangte?«
Er blickte auf, zog eine Braue in die Höhe und lachte verdrießlich. »Nein, ein Mann, der so etwas tut, ist kein Kapitän. Ich würde auch einen solchen Befehl von ihm nicht ausführen.« Er deutete mit einer Kopfbewegung nach dem Raum, in dem sich Bonforte befand. »Gewisse Beschlüsse muß ein Mann selbst fassen.«
»Das stimmt.«
»Hm ... Ich höre, Sie haben so einen Beschluß gefaßt?«
»Das stimmt.«
»Aha. Ich habe wirklich Achtung vor Ihnen bekommen, alter Junge. Als ich Sie zuerst traf, hielt ich Sie für einen Kleiderständer und Fratzenschneider, mit nichts dahinter. Aber das war ein Irrtum von mir.«
»Ich danke Ihnen.«
»Ich werde also nicht mit Ihnen streiten. Sagen Sie mir nur eins: Ist es nicht verlorene Zeit, die einzelnen Punkte zu erörtern? Haben Sie gründlich darüber nachgedacht?«
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher