Ein ehrliches Angebot: Roman (German Edition)
dass das Bild eine Vision war, ein Traum, in etwas großem Stil. Der Gedanke selbst war das Schöne an diesem Bild, kilometerweise Möbel, die ganze Madison Avenue voller zufriedener Möbelkunden, eine Möbelsinfonie zwischen Hochhäusern.
Ich nehme mir ein Blatt Papier und suche nach meinem Blackbird. Mit Großbuchstaben schreibe ich: ICH BEDAURE ZUTIEFST, IHNEN IN ALL DEN JAHREN NUR SCHROTT VERKAUFT ZU HABEN. He?, sagt Ebba. Ich merke, dass meine Nachricht nicht durchdringt. Sei’s drum. Sie hilft mir bei der Übertragung der Worte ins Schwedische. Zwei Blätter mit dreizehn Wörtern, Großbuchstaben, nicht misszuverstehen, außer dass Ebba sich bei dem Wort Schrott nicht sicher ist. Am Ende einigen wir uns auf das Wort RAMSCH. Schwarz auf weiß. RAMSCH. Ich schüttle Kamprad. Er hat seine alten Haarsträhnen tief in den Bettenboden gedrückt. Er setzt die Brille auf und lächelt. Guten Morgen, Sjöström, sagt er. Es ist nicht Morgen, sage ich und halte ihm das Blatt Papier hin. Mit fester Stimme fordere ich ihn auf, seine letzten Worte vorzulesen. Ebba hat die Videokamera auf Kamprad gerichtet. Ihr Gesicht ist ein einziges Strahlen, sie findet das alles richtig klasse. Kamprad sagt, dass er nicht lesen kann, was auf dem Zettel steht. Ich fordere ihn auf, die Brille abzusetzen. Dann sehe ich überhaupt nichts mehr, protestiert er und setzt die Brille ab. Er lächelt und starrt mit zusammengekniffenen Augen auf das Blatt, das ich ihm hinhalte, während Ebba filmt. Es kommt kein einziges Wort aus ihm heraus. Sonst rattert der Typ wie ein Maschinengewehr, jetzt atmet er nur lächelnd durch die riesigen Nasenlöcher ein. Mir wird klar, dass ich machtlos bin, wenn er nichts sagt. Wenn er schweigt, ist mein kleiner Augenblick schon vorbei.
Liebster Sjöström, sagt Kamprad und sieht mich an. Nennen Sie mich nicht Liebster, sage ich. Auch Kamprad schreibt mich ab, er sieht nicht, in was ich mich verwandeln kann, dass ich zu stolz bin, um zusammenzubrechen. Wollen wir an dieser Stelle nicht einfach aufhören, guter Mann?, fragt Kamprad. Er sagt, wenn wir hier aufhören, jetzt aufhören, fällt meine Strafe minimal aus. Ich drücke ihm die Pistole auf die Brust, gehe ganz dicht an sein Gesicht heran. Ich sage, wenn er jetzt nicht redet, wird er nie mehr reden. Er hat bisher keine Minute an den Gedanken verschwendet, aber er ist nun einmal der Mann, der mir chronische Magenschmerzen, einen unregelmäßigen Herzschlag, schwindendes Augenlicht und einen miserablen Schlaf beschert hat. Er hat das Verschwinden meines Geruchssinns, das Steifwerden meiner Glieder, das Zittern meiner Hände zu verantworten, er hat seine Verachtung gezeigt für alles, was ich aufgebaut habe, wovon ich geträumt habe, was ich mit der Zeit geworden bin. Er ist der Mann, der mir den Totenkopf auf die Stirn gedrückt hat, er ist der Mann, der mich von einem rechtschaffenen Bürger zu einem Gesprächsthema gemacht hat, er ist der Mann, der in mein Rektum eingedrungen ist, der auf meine Ecksofas gekackt hat, der auf meine Stehlampen gepinkelt hat, der seinen Ausfluss auf meine Wohnzimmertische verteilt hat, der mich wie eine flackernde Kerze ausgeblasen hat.
Erzählen Sie mir nichts von Strafe, sage ich. Für einen kurzen Augenblick sieht er mich, in einem kurzen Anflug von Eingebung sieht er Möbel-Lunde, das ganze Schwein, nicht nur das Kotelett. Er hat etwas begriffen. Nur einen Zipfel, natürlich, und ich habe keine Ahnung, ob er seine eigene Sünde sieht, vermutlich nicht, er wird keine einzige Träne vergießen, aber für einen Moment bin ich in seinen Augen ein ganzer Kerl. Gut, gut, sagt Kamprad. Ich antworte nicht. Sie sind also Möbelhändler?, sagt Kamprad. Ebba nimmt erneut die Videokamera hoch. Nichts kommt mehr aus dem schwedischen Mund. Kein Wort, kein Laut. Seine Stimme ist wieder verstummt. Er lächelt über das ganze Gesicht. Der gleiche Mist wie eben. Kamprad weiß, dass er verloren hat, wenn er vorliest, was auf dem Zettel steht. Ebba meint, es sei nicht schlimm, wenn er nichts sagt, wichtig sei doch, dass wir ihn gefilmt haben. Sie versteht nicht, warum ich will, dass er seine Schuld einräumt, die Leute bekommen Kamprad nicht als den Sünder präsentiert, der er ist, sie versteht nicht, dass jetzt alle mich für den Verbrecher halten. Wie wäre es mit einem Tabakkügelchen?, fragt Kamprad. Mann, der Typ zieht mir die Hosen aus.
Später am Abend kette ich Ingvar Kamprad wie eine Jagdtrophäe an den Küchentisch. Was für ein
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