Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
Vom Netzwerk:
Staatsminister.« McAllister goss sich den letzten Rest Wein ein. »Nicht nach Gutdünken natürlich. Er wird dabei vom Permanent Secretary beraten. Das ist ja schließlich und endlich die Aufgabe des Staatssekretärs: zu beraten. Obwohl er natürlich auch Entscheidungen trifft.« McAllister warf einen Blick auf seine Uhr und winkte dann dem Kellner zu. »Ich weiß nicht, was Sie davon halten«, sagte er zu Rebus, »aber ich glaube, ich könnte den Nachtisch sausen lassen.« Und er klopfte sich auf den vollen Magen. Als der Kellner an den Tisch kam, bestellte McAllister einen Espresso.
    »Ermitteln Sie also in der Richtung, Inspector - Unregelmäßigkeiten in der SDA?«
    Rebus lächelte. »Ich dachte, Sie sind nicht neugierig. Eine Frage, sagt Ihnen das Wort ›Mensung‹ irgendetwas?«
    McAllister wiederholte den Namen. Er hatte einen Plastikzahnstocher aus seiner Hülle geholt und machte sich damit in seinem Mund zu schaffen. Beim bloßen Anblick taten Rebus alle Zähne weh. »Das kommt mir irgendwie bekannt vor... kann Ihnen aber beim besten Willen nicht sagen, woher. Soll ich’s überprüfen?«
    »Das wäre sehr nett von Ihnen, Sir. Noch eins - irgendeine Verbindung zwischen SDA oder Scottish Enterprise und dem US-Konsulat?«

    Wieder schien die Frage McAllister zu überraschen. »Nun ja«, sagte er endlich, als sein Kaffee kam. »Ich meine, wir versuchen durchaus, die Amerikaner zu überreden, hier zu investieren, insofern sind Kontakte auf Konsularebene nützlich - ja geradezu essenziell. Ganz besonders galt das in den Achtzigern.«
    »Wieso?«
    »Die Mikroelektronik boomte. Silicon Glen. Der Standort Schottland war ungeheuer attraktiv. Habe ich die LiS schon erwähnt? Eine Art Joint Venture von SDA und Scottish Office, mit dem Auftrag, ausländische Firmen dazu zu bringen, sich hier anzusiedeln. Ihre meisten Erfolge konnte sie in Amerika verbuchen, größtenteils Anfang bis Mitte der Achtziger. Gerüchten zufolge hatten sie allerdings weniger mit wirtschaftlichen Argumenten und Überzeugungskraft zu tun als mit einer Art, sagen wir, informellem Freimaurertun.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Na ja, viele Topmanager amerikanischer Unternehmen waren und sind Schotten - entweder hier geboren oder mit schottischen Wurzeln. Die LiS nahm sich diese Leute gezielt vor, bearbeitete sie und versuchte, sie nicht nur dazu zu überreden, hier ein Werk zu eröffnen, sondern auch andere Schotten in einflussreichen Positionen für ähnliche Projekte zu gewinnen. Denken Sie an IBM. Obwohl das eigentlich kein Beispiel für die Arbeit der LiS ist; IBM ist schon seit vierzig Jahren in Schottland präsent. Es hat in Greenock angefangen, und es ist immer noch da - die Anlage ist riesig, fast zweieinhalb Kilometer lang. Aber was hat die Amerikaner überhaupt nach Greenock gelockt? Ich werd’s Ihnen sagen. Es waren keine wirtschaftlichen Überlegungen, auch nicht das Vorhandensein qualifizierter Manpower, es war Sentimentalität . Der damalige Generaldirektor von IBM war in die Westküste Schottlands verliebt, und
mehr steckt da nicht dahinter.« McAllister zuckte die Schultern und blies auf seinen Kaffee.
    Rebus brachte ihn zum eigentlichen Thema zurück. »Läuft es größtenteils so? Ihres Wissens?«
    »Oh, durchaus.«
    »Und Bestechung?«
    »Darüber steht mir keine Aussage zu.«
    Warum nicht? dachte Rebus. Abgesehen davon hast du gesungen wie ein Kanarienvogel. Es war halb drei, und sie waren die letzten Gäste.
    »Ich meine«, erklärte McAllister, »was dem einen Bestechung ist, ist dem anderen ›finanzieller Anreiz‹. Denken Sie an den Pergau-Damm. Es besteht immer die Möglichkeit, die Spielregeln zurechtzubiegen, ohne sie explizit zu übertreten. Die Vergabe von Regionalbeihilfen liegt beispielsweise von jeher im Ermessen der entscheidenden Kommission. Wer kann schon sagen, ob es keinen Unterschied macht, dass der Antragsteller dieselbe Schule besucht hat wie die Person, die letztendlich über den Antrag entscheidet? Das ist nun einmal der Lauf der Welt, Inspector.« Er versuchte, noch ein letztes Tröpfchen Kaffee in seiner Tasse zu finden, und wickelte dann den Amaretto-Keks aus.
    Rebus bezahlte die Rechnung, und der Kellner schloss hinter ihnen ab. McAllisters Gesicht war gerötet, die Haut seiner Wangen mit einem Netz geplatzter Äderchen überzogen. Jetzt, wo er seine Fragen gestellt hatte, wäre Rebus gern woanders gewesen. McAllister hatte etwas an sich, das ihm missfiel. Rebus wusste, wie leicht es war, etwas zu

Weitere Kostenlose Bücher